„Die Krankheit zum Tode“, Afghanistan, mehr Truppen, Terrorismus, CIA-Urteil
21. November 2009 von admin
Am Wendepunkt
Wenn Regime sich neben den Medien sogar noch der Komiker und Kabarettisten bedienen, ist ihr Ende meist nicht mehr fern. „Nuhr So“ im ZDF machte Witze über einen Protestsänger, der gesungen hatte, „dass Al Qaida vom CIA aufgebaut worden ist, dass weiß doch jeder.“ Leider weiß das nicht jeder. Aber Nuhr versuchte die Annahme lächerlich zu machen, dass dies oder die Selbstinszenierung von 9/11 überhaupt der Fall gewesen sein könne. Nun führen uns die USA mit Khalid Shaikh Mohammed und vier anderen, die in Guantanamo durch jahrelange Folter auf ihren Auftritt vorbereitet wurden, sogar die Verantwortlichen vor. Sind damit die unzähligen Fakten widerlegt, die 9/11 als „home-made“ erkennen lassen?
Jeder, der sich nur ein wenig auf die bekannt gewordenen Fakten einlässt, wird von ihnen an den Punkt der selbstverantwortlich zu fällenden Entscheidung geführt. Über diesen Punkt hatte besonders der dänische Philosoph Sören Kierkegaard immer wieder und besonders in seinem Buch „Die Krankheit zum Tode“ nachgedacht. Er beschreibt ihn ohne das christliche Beiwerk in unserem Zusammenhang: Stelle ich mich den existentiellen Konsequenzen der aus den Fakten gewonnenen Erkenntnis oder ziehe ich es vor „an meiner Vernunft zu verzweifeln“? Kierkegaards Wort „verzweifeln“ klingt ein wenig pathetisch, bezieht es sich doch in den meisten Fällen nur auf die banale Ausblendung richtiger Erkenntnisse aus Bequemlichkeit oder Angst und mit Worten wie: „Alles Quatsch, kann nicht sein“!
Ein solches Verhalten hat, wie der Philosoph richtig erkennt – Folgen. Die Verleugnung des Denkens führt zur Verleugnung des eigenen Subjektseins. Übrig bleibt ein Krüppel, der nach den Brosamen von seiner Herren Tisch giert und dafür auf Wunsch auch Männchen macht. Eine Gnade, wer zuvor noch „drei Mal den Hahn krähen“ hört und weggehen kann, um „bitterlich zu weinen“, wie einst Petrus. Vielleicht ist „Pop“-Musik so laut, der Promi- und Fan-Kult so schrill, damit man diesen Hahn nicht hört.
„Die Krankheit zum Tode“ scheint die Berufskrankheit von Politikern zu sein. Selbst sie wollten wohl einmal das Gemeinwesen weiterbringen, verbessern, aber tun wegen ihrer vielen Kompromisse auf dem langen Weg zu den vermeintlichen Schalthebeln das genaue Gegenteil. Das gilt selbst für Parteien, wie an der SPD zu sehen, die sich mit deutlicher Mehrheit einen Gabriel in den Vorsitz wählt und sich damit zur grünen Demontagearbeit im Sinne der Hochfinanz bekennt – das geschönte Gegenteil einstiger Ziele.
Von Guttenberg leidet kaum an dieser mentalen „Krankheit zum Tode“. Er gehört wohl eher zu den Kreisen, die seit Alters her, zum Wohl der eigenen Klasse, andere mit dieser Krankheit infiziert haben. Nun lässt er noch mehr Soldaten an den Hindukusch schicken. Denn dort wird die Lage – wie er uns nach seiner Reise dorthin belehrt – immer gefährlicher. Deshalb erhöht die Bundeswehr dort ihre Kampftruppen um 120 Mann. Nur deshalb, nur 120 Mann? 120 sind nicht viele, denken Sie. Der britische Premierminister Gordon Brown hält sogar 5000 zusätzliche Nato-Soldaten in Afghanistan für nötig – so am 12.11. vormittags in der BBC – und forderte: Großbritannien müsse angesichts immer mehr gefallener Soldaten sein „Vorgehen anpassen“. Die Regierungen in Washington und London „brauchen unsere anderen Nato-Verbündeten“.
Und so reist der US-Sondergesandte für Afghanistan und Pakistan, Richard Holbrooke, nach Deutschland und über Frankreich nach Russland, um mit Vertretern dieser Länder die Afghanistan-Frage zu erörtern. Und schon knallen – wenigstens in Deutschland – die Hacken (nur eben nicht mehr ganz so preußisch). Die zusätzlichen deutschen Soldaten sollen, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums, Mitte Januar in der Unruheregion eintreffen. Damit werde die Mandatsobergrenze für den ISAF-Einsatz in Afghanistan von 4500 deutschen Soldaten noch nicht überschritten, beruhigt er uns.
Inzwischen zweifelt selbst der frühere Verteidigungsminister und Bundeskanzler, Helmut Schmidt (SPD), am Sinn des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan. «Dieser Krieg dauert schon acht Jahre, – länger als die beiden Weltkriege gedauert haben», sagte er dem Hamburger Abendblatt, und fragte sich, „ob die Intervention insgesamt zu einem akzeptablen Ergebnis führt“. Denn, „wir werden diesen Feind nicht niederkämpfen und anschließend einen Friedensvertrag machen.“ Was aber dann? Besetzung bis Ultimo, wie in Deutschland?
Bei seiner Reise sagte von Guttenberg im Bundeswehr-Feldlager bei Masar-i-Scharif: „Afghanistan wird uns sicher noch eine Weile fordern.“ Aber der Einsatz müsse „auch in absehbarer Zeit verzichtbar sein.“ Er meint, Afghanistan müsse bald selbst für seine Sicherheit sorgen. Er habe Karsai deshalb tüchtig abgemahnt. Eine weitere Unterstützung der Regierung hänge von Reformen und dem Kampf gegen die Korruption ab. „Wir müssen da Erfolge sehen.“ Erfolge? Aber welche? Die Soldaten ermunterte er: „Ich glaube, dass unser gemeinsames Vaterland auf sie stolz sein kann. Ich bin es zumindest.“
Weiß der Mann nicht, wer George W. Bush, noch als Gouverneur von Texas, beraten hatte, Enron die Rechte auf die Erschließung der Erdgas-Vorkommen im (noch nicht eroberten) Usbekistan und Turkmenistan zu übertragen und ihm empfahl, die Option für den Bau der Erdgasleitung durch das (damals noch nicht eroberte) Afghanistan der Firma Unocal zu überlassen, bei der er, der Berater, damals noch in Führungsposition angestellt war? Es war genau der Karzai, den die Vereinigten Staaten nun Afghanistan mit Waffengewalt als „Präsidenten“ aufzwingen und dessen Bruder Ahmed Wali Karzai, nicht nur im Interesse der War Lords, sondern auch der daran gut verdienenden Großbanken, den Rauschgifthandel aus Afghanistan heraus koordiniert. Sogar UNODC, das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung der Vereinten Nationen, berichtete kürzlich offiziell, dass die Opiumproduktion in Afghanistan seit dem Sturz der Taliban im Jahr 2001 dramatisch gestiegen sei. Heute wird in Afghanistan im Vergleich mehr Land für den Mohnanbau genutzt, als in Lateinamerika für den Coca-Anbau. 2007 sollen nach dem Bericht 93% aller Opiate auf dem Weltmarkt aus Afghanistan stammen – ein Milliardengeschäft mit dem Elend.
Nun sollen die dafür verantwortlichen Mafia-Bosse (unter dem Schutz der ISAF und NATO-Truppen) für „Reformen“ im Land sorgen. Was das heißt, könnten wir aus den „Reformen“ bei uns, die uns trotz technologisch fantastisch gesteigerter Produktivität ein rasch wachsendes „Prekariat“ beschert haben, erahnen. Deshalb, weil unsere Soldaten als Auxiliar-Truppen der USA und der Großbanken (was inzwischen weitgehend dasselbe ist) Karsai und seine Reformen den Afghanen, die den Quisling mit seinen „westlichen“ Reformen nicht wollen, aufnötigen, „soll unser gemeinsames Vaterland auf sie stolz sein“?
Zur Rechtfertigung wird den Widerstandskämpfern in Afghanistan das Etikett „Terrorismus“ umgehängt. Unter dem gleichen Etikett werden die Reste von Demokratie aus der „westlichen“ Demokratie demontiert und diese zum Wahlritual zwischen einigen von oben vorgeschlagenen Polit-Werbern verballhornt (Was daran „Freiheit“ sein soll, wissen nur „die Götter“). Die Afghanen bekamen, um den Krieg zu rechtfertigen, wider alle Vernunft aber als allgemein geglaubte „Selbstverständlichkeit“ sogar den Mordanschlag 9/11 untergeschoben.
Was „westliche“ Demokratie ihrem Wesen nach ist, hatte erst kürzlich am 3. 11. das Repräsentantenhaus der Musterdemokratie der Welt vorgeführt. Mit 344 gegen 36 Stimmen hat es auf Wunsch der Hauptwahlkampfspender im American Israel Public Affairs Committee den sogenannten Goldstone-Report zurückgewiesen. Goldstone, ein jüdischer Jurist und selbst Zionist, hatte die UN Untersuchung zum jüngsten Gaza „Konflikt“ geleitet und konnte nicht umhin, auch das Vorgehen Israels schwer zu belasten. In der UNO hatten Israel, die USA und natürlich auch Merkels Deutschland diesen Bericht als unzutreffende Anti-Israel-Propaganda zurückgewiesen. Was in der westlichen Demokratie als wahr zu gelten hat, bestimmen die Macht- und Medieninhaber. Der Rest hat zu glauben. Warum tut er es?
Sind das nicht ähnliche Klimmzüge, wie die des Systemkomikers im ZDF, als er eine Aussage über den Protestsänger, der sie vortrug, lächerlich machte? Vielleicht! – Aber wie steht es um unsere Klimmzüge, um mit den banalen, aus „Alles nur dümmliche Verschwörungstheorien“ sich aufzwingenden Einsichten keine existentiellen Konsequenzen ziehen zu müssen.
Konsequenzen? Ja! Aber welche? – Der Spatz bekommt hin und wieder Post folgender Art:
„Immer wieder erfreut, aber auch immer wieder verärgert mich Ihr wöchentlicher Artikel. Sie fordern zwar in schöner Regelmäßigkeit von Ihrer Klientel etwas zu tun, aber was genau sie tun soll, bleibt ungewiss.“ Dem folgt meist eine „einfache Lösung“, die im Interesse des Schreibers propagiert werden solle, wie etwa: „Das Problem ist das Geldsystem. Also schaffen wir ein Neues. Eine Bürgerbank! Ein Geldsystem vom Bürger für den Bürger. Banken und Wirtschaftskartelle haben darauf keinerlei Einfluss.“
Dann folgt eine theoretische Ausarbeitung des Selbsthilfevorschlags für eine Enklave kleiner Leute. Derartige Vorschläge und Versuche gibt es viele. Kaum einer konnte sich praktisch durchsetzen. Hätte er es gekonnt, hätte er den potentiellen Erfolg nicht überlebt. Wegen ähnlicher, mehr Erfolg versprechende Ansätze im Großen waren Weltkriege geführt und Spitzenpolitiker auch in den USA ermordet worden.“
Aber noch etwas hat uns die 45. Woche gelehrt. Am 4.11. hat ein italienisches Gericht 23 Agenten des US-Geheimdienstes CIA verurteilt, weil sie in Italien einen Menschen widerrechtlich gekidnappt und unmenschlicher Folter ausgesetzt hatten. Die CIA Agenten werden in Italien jetzt als das, was sie sind, als „flüchtige Verbrecher“ gesucht. Es gibt also doch irgendwo noch Recht, wenn auch weitgehend folgenlos.
Doch deshalb erwähne ich das nicht. Am gleichen Tag gestand eine der Verurteilten CIA-Agenten, Frau Sabrina deSousa in abc-News ein, die Vereinigten Staaten hätten tatsächlich Gesetze übertreten, als sie einen Mann kidnappen und verschleppen ließen. Der Mann sollte der US Bevölkerung zur Glaubensstärkung als bekennender „Terroristen“ vorgeworfen werden, um den Schwindel der angeblichen Terroristenhatz wachzuhalten. Alles, was sie, Frau deSousa, getan habe, sei vorher in Washington genehmigt worden. Aber jetzt tue die Regierung, die ständig dazu auffordere, „die Truppen zu unterstützen“, nichts, um sie zu schützen, wenn sie nun verurteilt werde, weil sie die Anordnungen der Regierung ausgeführt habe. Soll die US-Regierung etwa in Italien das Urteil kassieren? Frau deSousa zeigt keine Gewissensbisse, bedauert nicht ihr Opfer, nur ihren Befehlsnotstand. Ihre „Enthüllung“ ist auf sie selbst gemünzt, dient voll Selbstmitleid nur dem engen Selbstschutz. ( vgl. http://abcnews.go.com/Blotter/exclusive-convicted-cia-spy-broke-law/story?id=8995107 )
Selbstschutz bei zustimmender aber auch bei ablehnender Hinnahme (ohne jede Konsequenz) des Ganzen, das die Lebensbedingungen durch die Regelungen des Gemeinwesens und seiner weiteren Entwicklung festlegt, ist und bleibt „die Verzweiflung“ an der eigenen Vernunft, „die Krankheit zum Tode“. Das gilt auch für den Rückzug auf einen autarken Landsitz, auf den „locus amoenus“, in dem zum Beispiel Boccaccio in ähnlichen Zeiten wie den unseren, um 1350 seinen Decamerone angesiedelt hatte. Was Anderes aber als die Überwindung „der Krankheit zum Tode“ könnte das große Ganze wieder in eine aufstrebende Bewegung bringen, wüsste man nur, wie das zu geschehen hätte, und zwar bei sich, bei anderen und überhaupt.
Nur dies Eine ist gewiss: Der Anfang liegt in der Überwindung der Angst vor dem Gegenteil. Es ist die Terrorisierung und Demoralisierung, die Regierungen, Medien, Umweltaktivisten und Banker mit inszenierten Krisen und Katastrophen, Patsy-Terroristen, Impfkampagnen, Propaganda, etc. ausüben und die – noch subtiler – Gewaltspiele und entsprechende Fernseh-Sendungen im der Phantasie und im Unterbewusstsein schon unserer Kinder, aber nicht nur dort, anlegen.
Dr. Helmut Böttiger