Bleibt nur dieses?
21. September 2013 von admin
Aus einer Werbeanzeige:„Aus 10.000 € wurden in nur 17 Monaten satte 26.336,00 € … ohne einen Finger krumm zu machen! Statt sich selber am Trading-Bildschirm abzuplagen, überlassen Sie das einfach diesen vollautomatischen Forex-Handelsrobotern…“ Wirtschaften „ohne einen Finger krumm zu machen“, wie im Schlaraffenland. Doch der Handelsroboter produziert nicht; er tauscht „erfolgreich programmiert“ Papiere gegen Papiere. Das Ergebnis – wen wundert‘s: „Schulden über Schulden, wohin man auch blickt. Des einen Freud des anderen Leid, oder?
Erst kürzlich war zu lesen:„Japans Verschuldung ist eine tickende Zeitbombe für das globale Finanzsystem. Die Schulden des Landes liegen inzwischen bei 250 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP).“ Frankreichs Finanzminister Moscovici gestand im TV-Sender France 2, dass die französische Staatsverschuldung bis Ende 2014 weiter anwachsen werde.“ Er sprach von bis zu 1,95 Billionen Euro, 95 % des BIP. In Deutschland lag die Verschuldung ohne die „Euro-Rettung“ (die zählt erst nach der Wahl) bei 81,9 % des BIP. Italien, Spanien, Griechenland, Irland, USA, überall das gleiche Bild: Wachsende Schuldenberge beim Staat, den Kommunen, der Industrie und bei den Privaten.
Mit den Schulden einher geht die wachsende Arbeitslosigkeit. Die Regierungen täuschen sich und andere darüber hinweg, in dem sie nicht die Arbeitslosigkeit ändern, sondern die Arbeitslosen-Statistik. Immer mehr arbeitslose Menschen werden nicht mehr als solche registriert. Die wachsende Zahl der Arbeitslosen zwingt Regierungen, Geld aufzunehmen – also sich zusätzlich zu verschulden, angeblich um die „Wirtschaft anzukurbeln“ und die Arbeitslosen in Bürokratien und anderen unproduktiven Beschäftigungen zu verstecken, wo sie Kosten aber keine „Werte“ schaffen. Die Wirtschaft kommt nicht in Gang – nur die Werte der Wertpapiere steigen. Warum auch, man kann kaum mehr absetzen, weil die für die Waren keine zahlungsfähige Nachfrage besteht. Das zusätzliche Geld hilft nur den Forex-Handelsrobotern, „Gewinne“ zu machen, zu mehr nicht. Das hält Regierung und Banken nicht davon ab, weiter an der machtlosen „Kurbel“ zu drehen.
Nicht mehr handhabbare Schulden und Massenarbeitslosigkeit sind das untrügliche Zeichen für das Ende einer Gesellschaftsformation. Das war im antiken Athen so, im alten Rom, am Ende des Mittelalters und ist jetzt am Ende des marktwirtschaftlichen Zeitalters der Fall. Experten sehen gerne flüchtig darüber hinweg, dass Schulden eine Zahlungsverpflichtung an einen Anspruchsberechtigten sind. Den Schulden entsprechen Guthaben. Wer sind die Anspruchsberechtigten? „Die Banken“ heißt es dann schnell. Aber die Medien wissen: „Die Hütte brennt nicht nur bei den Staaten, sondern auch bei den Banken“, die auf immer mehr „faulen“ Krediten“ sitzenbleiben. Deshalb sollen sie auch „gerettet“ werden, weil sonst „der Wirtschaft“ die nötige Liquidität ausgeht. Liquidität ergibt sich in diesem System nur aus Kredit, ein anderes Wort für Schulden. Wenn nicht die Banken, dann profitieren andere, sonst würde man das System ändern. Wer? Etwa der Forex-Handelsroboter? Der mag je nach Programm gewisse Papiere im Wert steigen lassen bis auch sie platzen. Die Experten wollen die Schuldenkrise durch neu aufgenommene Staatsschulden löschen. Entsprechend nehmen die Zahlungsfähigkeit in der Breite ab und die Arbeitslosigkeit zu.
Schon 1941 hatte James Burnham in seinem Buch The Managerial Revolution diesen Trend in gewisser Weise erkannt und politisch als Machtergreifung der Manager zu Lasten der Kapital-Eigner gedeutet. Der ehemalige Trotzkist hatte besonders kritisch die Sowjet Union und als radikalkapitalistisches Gegenbeispiel das nationalsozialistische Deutschland studiert und festgestellt, dass die Verwertungsbedingungen des Kapitals den Eigentümern allmählich Initiative und Verfügungsgewalt (Macht) über ihr „Eigentum“ entzieht, um sie in die Hand der Spitzen der Bürokratien und ihrer Funktionärseliten in der Regierung und in den großen staatstragenden Bürokratien, wie Großindustrie, Gewerkschaft, Militär und Wissenschaft zu übergeben. Denn die Notwendigkeit für das Kapital Geldgewinne abzuwerfen führt zu immer größeren Verwerfungen in der Gesellschaft, und diese verlangen regelnde Eingriffe seitens der Regierung, um ein Mindestmaß an Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten und Klassenkämpfe mit entsprechendem sozialen Chaos zu vermeiden, und um international den Fluss der Rohstoffe, Produkte und Gelder möglichst zu gewährleisten.
Burnham hatte sich bei seinen Untersuchungen zu einseitig auf Deutschland und Russland bezogen und weniger den New Deal Franklin Delano Roosevelts (FDR) in den USA beachtet. Deshalb war er auf die staatlichen Spitzenfunktionäre als neuer herrschender Schicht gestoßen. Das Konzept für den New Deal ging auf einen früheren Verwandten FDRs, aufClinton Roosevelt zurück. Der hatte in der Schrift The Science of Government Founded on Natural Law schon 1841 Pläne entwickelt um “die Produktion dem Verbrauch anzupassen”. Die Regierungsbürokratie ist in den USA (und anderswo) nämlich nicht der entscheidende Machtfaktor, sondern nur Handlanger der Elite. Die “progressive” US-Elite (Finanzoligarchie und Eigentümer der damaligen high tech Unternehmen, also Chemie und Elektrotechnik) hatte begriffen, dass bei modernen Produktionsverfahren die “Knappheit” als wesentliches Steuerungsmittel der Marktwirtschaft entfällt und daher ersetzt werden muss.Lässt sich alles im Überfluss produzieren, hält der Markt nicht mehr die Preise rentabel hoch. Abgesehen von kriegerischer Zerstörung lässt sich eine gewinn- und preisstabilisierende “Knappheit” nur durch Produktionsdrosselung erzielen. Eine solche verlangt nach “Kooperation” zwischen den beteiligten Herstellern und ein gewisses Entgegenkommen gegenüber der Gesellschaft. Die künstliche Verknappung darf nicht so weit gehen, dass die „soziale Fabrik“ leidet und Umsturzgefahren auftreten.
Schon lange vor der Oktoberrevolution oder der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden entsprechende „Programme“ von den Spitzen der US-Wirtschaft ausgearbeitet. Es ist nicht verwunderlich, dass die Vorkämpfer entsprechender korporativistischer Ideen Finanzoligarchen wie Bernhard Baruch, Paul Warburg und Otto Kahn von Kuhn Loeb aber auch Monopolisten waren wie: Walter Teagle von Standard Oil, John Raskop von DuPont und General Motors, Myron C. Taylor von der US Steel Company und die Swopes von General Electric (nach denen der „Swope-Plan“ benannt worden war). Sie schufen sich für diesen Zweck mit dem Brookings Institut einen eigenen Planungsstab. Die gestreuten Aktionäre waren als Eigentümer – wie es Burnham sah – weitgehend entmachtet. Doch über den Manager, deren Macht nur eine verliehene war, herrschen die Spitzen des konzentrierten Eigentums nicht zuletzt auch mit Hilfe der Kreditvergabe ihrer Finanzinstitutionen. Letztendlich stammte auch die Macht der Behörden von den Kreditgebern der Hochfinanz. Ohne Kredit kein Erfolg, ohne Erfolg keine Wiederwahl!
Der Kapitalismus ist keine fixe Gesellschaftsform, sondern eine dynamische. Da auf dem Markt die möglichen realen Erlöse immer nur den tatsächlichen Kosten entsprechen können (ein Drittes gibt es – von Neuland abgesehen – nicht), drängt das Gewinnstreben einerseits zur Ausschaltung des Mitbewerbers (Konzentration) andererseits zur Erfindung produktiverer Techniken und/oder zur Kolonisierung neuer Bevölkerungsschichten und neuer Territorien. Der Kapitalismus unterliegt über das Gewinnstreben einem irreversiblen historischen Entwicklungszwang. Das hatte Burnham, wie schon Hitlers „Kronjurist“ , Carl Schmitt, ansatzweise zur Annahme veranlasst, dass „die Wirtschaft“ keine souveräne Nationalstaaten mehr duldet, sondern auf die Bildung wirtschaftlicher Großräume hindrängt. Burham, der 1941 noch Deutschland siegen sah, glaubte, Russland würde zerfallen und sich weltweit drei Großräume bilden: 1. die Seemächte unter der Führung der USA, 2. der Europäische Block einschließlich der europäischen Teile Russlands unter Führung Deutschlands und 3. der asiatische Block unter Führung Japans.
Tatsächlich entwickelte sich die Geschichte anders. Zwei Zentren schalteten sich gegenseitig aus. Infolge dessen bildete sich die USA (auch wegen der hemmungslosen Hochrüstung) zur allen überlegenen Zentralmacht heraus, an deren Peripherie sich gewisse Widerstandsnester und Störherde erhalten bezw. neu bilden konnten. Eine unterstellte Konkurrenz zwischen der EU und den USA ist Fiktion, beide Territorien unterstehen der gleichen Elite. Auch Kriege sind überholt. Die zahlreichen militärischen Aktionen nach 1945 dien(t)en der Vereinheitlichung zwischen dem Zentrum der Macht und den Nachzüglern an der Peripherie oder zur Beseitigung lästiger Störpotentiale. Das ist der Grund, weshalb sich die USA zunehmend nicht mehr an Konventionen und Verträge halten. Weil aber ihre Rüstung noch immer auf territoriale Konflikte ausgelegt ist und nicht auf die Bekämpfung von Terroristen, gestaltet sie ihre Interventionen möglichst brutal, um Angst („awe“) zu erzeugen und mentale Vorbehalte zu brechen („noopolitics“). Dabei erzeugten sie für jeden ausgeschalteten Störenfried zwei neue Terroristen nicht nur an der Peripherie, sondern aufgrund der zunehmenden Irrationalität ihrer Außenpolitik und der rentabilitätsbedingten Schrumpfungslogik zunehmend Amokläufer und „Verrückte“ im Inneren. Beide, Terroristen wie Amokläufer, nutzen die Elite wiederum zur Disziplinierung der breiten Bevölkerung.
Die betriebswirtschaftliche „Zerstörungslogik“ folgt der technologischen Entwicklung. Denn die 3. Industrielle Revolution der Mikroelektronik führt unter den gegebenen wirtschaftlichen Bedingungen dazu, dass sich lebendige Arbeit zunehmend weniger „verwerten“ lässt. Infolge der schrumpfenden Zahlungsfähigkeit der Gesellschaft unterbleibt die reale „erweiterte Reproduktion“, auch neue Absatzgebiete lassen sich nicht mehr erschließen. Die Globalisierung dient lediglich der globalen Rationalisierung, d.h. der Ausnutzung der letzten verbliebenen Kostengefälle auf dem Globus. Das als Gewinn gewonnene Geld wird nicht mehr „realisiert“, sondern strebt auf die Finanzmärkte, als einem in sich rotierender Finanz-„Überbau“ (Ideologie). Prof. W. Hankel sagte dazu in einem Interview etwas weniger spitz: „Europa (der Westen) und hier besonders die reichen Staaten töten den ‚Elan Vitale‘ ihrer Volkswirtschaft. Das Sparkapital geht nicht in Innovationen, es erreicht nicht den dynamischen Unternehmer, sondern geht in vorhandene Werte. Diese werden im Preis hochgetrieben, kommen zyklisch wieder runter und am Ende steht die Vernichtung von Ersparnissen. Europa schafft sich eine Zukunft als Industriemuseum“ – und zwar gewollt.
Der Nationalstaat fällt aufgrund zunehmender Verschuldung als Regulierungsinstanz aus und kann den gesellschaftlichen Zerfallsprozess kaum mehr aufhalten. Die Regierung mutiert zur Schulden eintreibenden Krisenverwaltung, wobei sich der Überwachungsapparat zunehmend verselbständigt und bis hin zu verdeckten Drogengeschäften und Schutzgelderpressungen „der Dienste“ auf eigene Kasse „verwildert“. Die Bevölkerungen bereiten sich darauf vor, demnächst über die Konkursmasse der Gesellschaft herzufallen, wobei sich eine Gang gegen eine andere, kaum unterschiedene durchsetzen will.
Die Eigendynamik des Systems rast also auf ihre „grüne“ Selbstzerstörung zu, ohne dass immanent noch ein Entwicklungspotential zu erkennen wäre. Die Markt-Elite scheint geistig und moralisch nicht mehr in der Lage zu sein, die Geschicke der Menschheit vernünftig zu steuern. Sie und die von ihr unterhaltene Funktionselite in allen zentralen gesellschaftlichen Bereichen, einschließlich der „peer-reviewed“ Wissenschaft wurde zu so etwas wie einem Anhängsel ihrer Handelsroboter. Offensichtlich leben wir bereits in dem von vielen Maßgeblichen herbeigesehnten Armageddon und haben es nur noch nicht gemerkt, weil davon Vorstellungen wie am Ende des römischen Reiches umlaufen. Die einzig verbleibende Frage ist, ob sich an der Peripherie produktive, über die Grenzen dieses Systems hinausführende Keimzellen bilden und sich vernünftig gebliebene Reste der Weltgesellschaft finden, um sich darum zu scharen.
11 Reaktionen zu “Bleibt nur dieses?”
> Die einzig verbleibende Frage ist, ob sich an der Peripherie
> produktive, über die Grenzen dieses Systems hinausführende
> Keimzellen bilden und sich vernünftig gebliebene Reste der
> Weltgesellschaft finden, um sich darum zu scharen.
Ja, das geschieht bereits.
Wer das ähnlich sieht möge sich doch bitte mit mir in Verbindung setzen und vernetzen.
Kontaktadresse (Bitmessage): BM-orgg4wYQxFzGwqqj6K2dteLmbJBz7P4Cj
(https://bitmessage.org/wiki/Main_Page – Dezentraler, verschlüsselter, anonymer, auf Bitcointechnik aufbauender Nachrichtenaustausch. – Läuft ohne Installation auch vom USB-Stick)
Hallo Herr Boettiger,
sie schreiben stets von der Hochfinanz. Gehen sie davon aus, dass diese die Welt am langen Faden regiert oder sind sie der Meinung, dass es nur so scheint, als ob es ein langer Faden ist? Denn in Wirklichkeit verfolgen doch alle Hochfinanzler (u.a.) kleine oder auch größere Partikularinteressen (vereinfacht: „Gewinne für sich selbst und für andere das, was übrig bleibt“) die in Summe einen Faden erscheinen lassen. Zumindest für den Betrachter.
Ihre Einschätzung dazu würde mich interessieren.
Ihre Spatzseite finde ich spitze. Lese ich immer wieder gerne.
Leider wird sich an der Situation so wie sie jetzt in diesem Land ist (Stichwort Finanzen, Energie, Souveränität…) nichts ändern. Es wird so weitergehen. Bis alles zusammenbricht und verbrennt. Danach kann was neues entstehen.
Sehr geehrter Herr Simon
unter Hochfinanz verstehe ich diejenigen, die zum Gelddrucken (Kreditgeben) berechtigt sind. Es handelt sich um ein Geflecht. An der Spitze stehen die Besitzer der Federal Reserve Bank, die high powered money (reines Bankengeld) für die Geschäftsbankenwelt ausgeben können. Es bildet die Grundlage der Kreditvergabe der Sekundär und Tertiärbanken. Sie entscheiden damit letztlich, wofür und für wen Geld zur Verfügung steht und wofür nicht. Zwar gibt es unter den Spitzen auch noch Wettbewerb, aber der dreht sich weniger um „Geld“ (das sie nahezu beliebig schaffen können) sondern direkt um Macht, d.h. hier spielen Regierungs-Konzepte, Strategien, Vorschläge, wie im gemeinsamen Machtinteresse vorzugehen sei etc. und persönliche Ausstrahlung (es handelt sich ja um nur sehr wenige einander gut bekannte Personen) eine größere Rolle. Interessant ist doch in diesem Zusammenhang, dass diese Leute den Club of Rome haben schaffen lassen, dessen Programm in Deutschland 1 : 1 zuerst von der Reg.-Bürokratie (Genscher, Hartkopf, Menke-Glückert) aufgeriffen wurde. Die Bürokraten haben die Grüne Partei aus der Konkursmasse der 68er Revolte geformt bevor die grünen Einstellungen über die Jahre von allen etablierten Parteien übernommen worden sind. Interessant ist in diesem Zusammenhang als Beispiel, dass die beliebte Beziehung der Grünen auf „die Natur“ in Fall der Familienpolitik nicht gilt. Offensichtlich verlangt „die Natur“ zur Erzeugung und zum gesunden Aufwachsen von Kindern Mann und Frau. Die angeblich Naturbegeisterten (Landschaftszerstörer) fordern im Gegensatz zur „Natur“ aber in Übereinstimmung mit dem Club of Rome das Adoptionsrecht für Homosexuelle. Geld ist eben der Faden, an dem alle Marionetten hängen. Leider ist ohne Geld unten (im Unterschied zu ganz oben an der Spitze) kaum etwas zu bewegen.
Guten Morgen Herr Boettiger,
die Verschuldung Japans ist meines wissens eine überwiegend interne Verschuldung. Da machen bei einem Schuldenschnitt fast nur die Japaner alleine lange Gesichter.Eine Erpressung von außen wie in Europa ist dort schwerer.
Zum Thema Marionetten hat uns doch die BILD-Ausgabe vom Wochenende aufgeklärt, wo Merkel und Steinbrück wie Marionetten dargestellt wurden. Aufklärerisch wäre schon fast wenn die jetzt noch die Hintermänner ,zu sehen sind nur die Hände, benennen würden.
LG vom begeisterten Spatz-leser
Sehr geehrter Herr Böttiger,
seit Jahren lese ich nun den „Spatzen“. Ich würde mal gerne Ihre Meinung hören, ob es sich nach den aktuellen Entwicklungen in Deutschland und der Welt überhaupt noch lohnt, ein Vermögen aufzubauen (sofern man es den überhaupt noch schafft). Man wird doch eh schleichend enteignet. Gibt es Alternativen?
Danke im voraus.
Andreas Zarth
Was verstehen Sie unter Vermögen. Geld, Wertpapiere etc sind eben Papiere, die beliebig von entsprechend bevorrechtigten Personen (Eliten) vermehrt werden können. Geldvermögen müssen realisiert (da heißt in Reales verwandelt) werden, damit sie etwas vermögen, etwas schaffen, was mehr wert wäre: Einen Acker, eine Firma etc. Aktien sollen Anteile an einer Firma sein, aber wieviele Aktien zirkulieren im Verhältnis zum Produktionswert der Firma (Wie neu sind die Anlagen, wie effektiv Produktions und Verwaltungsapparat) Wenn man das im Griff hat, kann man ein Vermögen aufbauen. Wertpapiere sind Glaubenssache – können sie der Elite trauen?
Aber: Mit Ihrem Produktivvermögen sind Sie wiederum vom Geld in Form der zahlungsfähigen Nachfrage abhängig, denn Ihr Vermögen soll ja Geld verdienen.
Die Illusion der Bürgerlichen Gesellschaft ist das Individuum. Wir sind vernetzt
und in das System inkorporiert (wenn auch hoffentlich nicht mit unserem Kopf). Deshalb hängt alles von der politisch gesellschaftlichen Verbesserung ab – auch wenn die Bemühungen des Einzelnen diesbezüglich für sich (vielleicht für seine Nachkommen) dafür in der Regel keinen Dank bekommen.
Interessante Parallelen:
„Die Bevölkerungen bereiten sich darauf vor, demnächst über die Konkursmasse der Gesellschaft herzufallen, wobei sich eine Gang gegen eine andere, kaum unterschiedene durchsetzen will.“
„Die einzig verbleibende Frage ist, ob sich an der Peripherie produktive, über die Grenzen dieses Systems hinausführende Keimzellen bilden und sich vernünftig gebliebene Reste der Weltgesellschaft finden, um sich darum zu scharen.“
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„Wir stellen uns hinter die Schlußfolgerungen einer Reihe von Analytikern und Prognostikern: Der Zusammenbruch der Russischen Föderation ist unvermeidlich. Die gegenwärtige neo-imperiale Schaumschlägerei zeugt nicht davon, daß man „einen Ausweg aus der Krise gefunden“ oder „neue Kräfte gesammelt“ hätte, sondern stellt eine irrationale Episode in der Agonie des Zerfalls dar. Bekanntlich kommt es bei solchen Prozessen oft vor, daß der Kranke, bildlich gesprochen, noch einen Energieanfall an den Tag legt. Diese Energie kann man auf verschiedene Arten nutzen, im Interesse verschiedener Kräfte, Gruppen, Regionen, ja ganzer Völker. Die Frage lautet nur, in den Interessen welcher Kräfte, Gruppen, Regionen und Völker diese Energie genutzt werden soll.“ [Dr. Pjotr Chomjakow. Die Energie des Zerfalls, 2008]
2008 dachte ich noch, daß nur Rußland vom Zerfallsprozeß bedroht ist. Und für Deutschland und Westeuropa noch eine Chance gibt. Ich habe mich geirrt.
Sehr geehrter Herr Boettiger,
ein paar FRagen/Anmerkungen zu ihrer Antwort hinsichtlich Hochfinanz/Macht/Grüne hätte ich noch.
Hängt nicht letztendlich die Kreditvergabe an der Tatsache, wie kreditwürdig jemand ist? Sprich wenn wenigen alles gehört, wie soll dann die Mehrheit Kredit bekommen? Sie kann ja keine Sicherheiten vorweisen. Gut, es gibt auch gute (Produkt-)Ideen, die auch als Sicherheit durchgehen. Aber wer hat die schon? Und wenn man sie hat, kommt mit Sicherheit ein Großer ums Eck und macht einen über eine Patentklage das Produkt runter, so dass man es gleich sein lässt.
Will sagen, ist es nicht so, dass die Hochfinanz und Niederfinanz gerne Kredit vergeben will, also das billige Zentralbankgeld durch ein Vielfaches an Buchgeld weitergeben möchte, es aber nicht kann, weil kreditwürdige Kreditnehmer fehlen? Ergo, ab damit an den Finanzmarkt, denn da winken, teils risikolos, höhere Renditen.
Zum Thema Macht: Da stimme ich Ihnen zu. Es ist meiner Meinung nach diese perverse Vergnügen, dass wahrscheinlich in jedem von uns steckt, andere rumkommandieren zu können und zu dürfen, und vor allem die Möglichkeit in ganz großem Stil seine persönlichen Vorstellungen anderen aufzwingen zu können. Normalerweise müssten Rechte und Gesetze dem entgegenwirken. In der BRD aber ein hoffnungsloses Unterfangen. Hier sind Medien/Politik/Justiz und Größkapital so eng miteinander verflochten, dass sich hier kein Hoffnungsschimmer auftut. Beispiele: Öffentl. Rechtlicher Rundfunk u. Politikverbandelung oder Politiker die nachher in die Großindustrie wechseln, oder die Weisungsgebundenheit der Staatsanwälte etc.
In diesem Land wird sich nichts ändern. Dazu ist die Bevölkerung (noch) zu träge und sie ist auch im festen Zangengriff der Medien, denn, trotz Internet, besteht der Hauptkonsum der meisten Menschen noch aus Fernsehen und irgendwelchen Tageszeitungen. Von denen lässt man sich auch die tägliche Agenda vorgeben: Heute den Vegiday, morgen die Homoehe, übermorgen die PKW-Maut usw. Da ist weit und breit kein Silberstreif am Himmel zu sehen.
Grünen: Eins muss man aber den Grünen lassen bzw. zusprechen: Sie sind wenigstens offen antideutsch eingestellt in diesem Sinne also mehr oder weniger ehrlich. Die oberen der CDU sind das mit Sicherheit auch oder sind vom großkapitalistischen Meinungsmachern in der Hinsicht beeinflusst. Sie missbrauchen aber die Basis, die immer noch konservativ, heimatverbunden und – ich trau’s mir kaum zu schreiben – patriotisch eingestellt ist. Denn, sind nicht unter Kohl und Merkel Millionen Ausländer in die BRD gekommen ohne dass dies großartig in der Zeitung stand oder steht? Bin nicht ausländerfeindlich – irgendwie muss man das in dieser Republik reflexartig dazuschreiben bzw. dazusagen sonst kommt gleich der große Zeigefinger oder die Rassismuskeule – aber es kann doch nicht die Lösung unseres Geburtenschwundes sein, Millionen aus dem Ausland in die BRD zu holen um hier irgendwelche Lücken aufzufüllen. Bin mir fast sicher dass hier wieder die HOchfinanz/Großkapital wirkt (,aber wahrscheinlich, wie bereits schon gesagt, ohne großen Plan, sondern mit kurzfristigem Gewinnstreben). Schon im Buch „Göße und Niedergang Roms“ von Guilamo Ferrero schreibt dieser, dass es im alten Rom (in der Zeit nach den punischen Kriegen bis zu Caesars Tod) vor allem die Großkapitalisten (Ritter) waren, die im Senat massiv für den Zuzug nichtrömischer Bevölkerungsgruppen nach Rom votierten. Warum? Das ist eigentlich nicht schwer zu erahnen.
Warum sollte die Hochfinanz daran interessiert sein, Herr Simon, Kredite zu vergeben und „Geldgewinne“ machen zu wollen, wenn sie sich das Geld selbst drucken kann. Wir müssen uns „unsere“ Art des Gewinnstrebens genauso aus dem Kopf schlagen, wie unsere Art des Haushaltens. Der produktiven Kreditvergabe steht, wie Sie richtig sagen, die allmählich fehlenden Sicherheiten entgegen. Die Gesellschaft ist überschuldet und das war die Methode, sie in den Griff zu bekommen.
Die Bevölkerung ist nicht „noch“ zu träge. Sie wird dazu täglich mehr und mehr gemacht, durch das Fernsehen, durch die
gesamte Schlampigkeitskultur der Jugend und die Auswirkungen der Schuldkomplex und Umerziehungsverunsicherung der Eltern, die ihren Kindern keine Grenzen und Linien vorgeben konnten. Sie erzeugten orientierungslose Kinder, die ihrem eigenen Vorstellungen nicht vertrauen. Diese Kinder sind jetzt schon Großeltern. Das Ganze verlief nach Plan (Kaufman Plan) ebenso wie die Umvolkung durch massenweisen Import von Ausländern aus den zurückgebliebensten Gegenden der Welt (Ernest Hooton PLan). Diese Pläne werden von dem Dienstpersonal der Hochfinanz in Deutschland bedenkenlos exekutiert. Nur das will niemand wahrhaben ebenso wie die simple Tatsache, dass die rechtsradikalen Skinheads mit ihren Springerstiefeln US-Marines gleichen und nicht der WaffenSS, weil sie aus dieser Ecke gezüchtet wurden, um die Umerziehungskäule weiter schwingen zu können.
Das Problem sind aber nicht die Ausländer, das Problem ist die „Elite“ die mit ihnen das Spiel mit uns betreibt.
Das Rechts-Links-Getue hat die Blödmänner der Nation gegeneinander aufgewiegel, mit Resentiments aufgeladen und so davon abgehalten, zu verstehen was hier läuft. Das selbe bewirkt die plumpe Ausländerhatz oder auch das Gegenteil. Die Medien sind Partei. Tut mir Leid, dass das so pessimistisch klingt, aber man hat sich in Dtl schon zu lange selbst betrogen.
Sehr geehrter Herr Boettiger,
„Das Problem sind aber nicht die Ausländer, das Problem ist die “Elite” die mit ihnen das Spiel mit uns betreibt.“
Da stimme ich Ihnen voll und Ganz zu. Der ‚kleine‘ Ausländer sucht nur seine persönlichen Vorteile, wobei ihm Politik, Sozialindustrie und Justiz dabei gerne unter die Arme greift bzw. ihm erst die Möglichkeiten aufzeigt.
Meiner Meinung nach ist es auch ein leichtes das Ruder herumzureireißen. Siehe Causa Wulff. Hier wurde monatelang eine Kampagne gefahren um ihn letztendlich aus dem Amt zu werfen. (Dies nur als Beispiel. Ich hege keine Sympathien mit diesem Mann). Genauso ließe sich jede x-beliebige Kampagne in den Medien fahren um irgendwelche Missstände im Land zu ändern. Da es nicht gemacht wird, heißt für mich, es ist überhaupt nicht gewollt. Ich weiß nicht ob das kurzfristige Denke ist oder eine Agenda oder Feigheit oder, oder….
„Die Medien sind Partei.“
Aber jedes Medium gehört doch jemanden. Also sind es die Eigentümer der Medienunternehmen, die die Probleme potenzieren bzw. bewahren.
Der Kreditzins, den Unternehmer für Investitionskredite an die Geschäftsbanken zahlen, besteht aus der Bankmarge und dem Guthabenzins, den die Geschäftsbanken an die Sparer zahlen. Die Bankmarge minus Risikoprämie (Kreditausfall-Versicherung) minus Personal- und Sachkosten ist der Gewinn der Geschäftsbanken vor Steuern, und der Guthabenzins der Sparer ist die Liquiditätsverzichtsprämie (Urzins) plus Knappheitsaufschlag plus Inflationsaufschlag. Der Realzins (Sparer-Gewinn) ist der Guthabenzins minus Inflation.
Die Liquiditätsverzichtsprämie ist zeitabhängig und erreicht bei langfristigen, ca. 10-jährigen Geldanlagen den vollen Urzins von etwa 4,5%, während der Knappheitsaufschlag durch das Verhältnis von Kreditangebot und Kreditnachfrage in der Volkswirtschaft bestimmt wird. Ist nach einem Krieg (umfassende Sachkapitalzerstörung) die Kreditnachfrage zur Finanzierung neuer Sachkapitalien (Häuser, Fabriken, Schiffe, etc.) deutlich größer als das Kreditangebot, steigt der Realzins für die Sparer um eine „Belohnung für Konsumverzicht“, weil in dieser Situation die Schaffung neuen Sachkapitals für die Volkswirtschaft wichtiger ist als der vorgezogene Konsum; und wenn kurz vor dem nächsten Krieg die Geldvermögen – und damit auch die (fast) spiegelbildliche Gesamtverschuldung – durch die fortlaufende Verzinsung soweit gewachsen sind, dass das Kreditangebot die Kreditnachfrage übersteigt, weil die Rentabilitätshürde des Urzinses der weiteren Vermehrung rentabler Sachkapitalien eine Grenze zieht, wird der Knappheitsaufschlag negativ und der Realzins für die Sparer vermindert sich um eine „Bestrafung für Investitionsverzicht“. Dies führt zu einer Verkürzung der durchschnittlichen Anlagedauer, weil der Realzins nun unter den vollen Urzins fällt, den die Sparer mindestens fordern, um ihre Ersparnisse langfristig zu verleihen. Aus mittel- bis kurzfristig den Geschäftsbanken überlassenen Ersparnissen können diese aber umso weniger Investitionskredite vergeben, für deren verzinste Zurückzahlung die Unternehmer etwa zehn Jahre benötigen. Die Geschäftsbanken haben mit immer größer werdenden Kreditausfall- sowie Fristentransformationsrisiken zu kämpfen und verlagern ihre Geschäftstätigkeit von der Investition auf die Spekulation (ironischerweise als „investment banking“ bezeichnet), um an Preisschwankungen zu profitieren, die wiederum umso größer und hektischer werden, je mehr die „Bestrafung für Investitionsverzicht“ den Geldkreislauf ins Stocken bringt. Am Ende gerät die Volkswirtschaft in eine Liquiditätsfalle, d. h. der Geldkreislauf – und damit die Arbeitsteilung – bricht soweit zusammen, dass die nächste umfassende Sachkapitalzerstörung unvermeidlich wird, damit es nach dem Krieg wieder eine „Belohnung für Konsumverzicht“ geben kann:
http://opium-des-volkes.blogspot.de/2012/07/der-zins-mythos-und-wahrheit.html