… sed respice finem.
6. September 2014 von admin
warnte Horaz gut 300 Jahre vor dem Untergang Roms. Der zog sich lange hin, weil das Imperium nicht so verlogen, korrupt und morsch, seine Elite längst nicht so geldgierig, ichbezogen, skrupellos und dabei inkompetent war, wie diejenige der sogenannten Wertegemeinschaft des Westens dieser Tage. Wie um diese Behauptung zu bestätigen, kündigt Die Welt gerade das großartige „Kunstwerk“ eines Mischa Badaysan an, der ein Jahr lang, täglich, also 365 Mal Sex mit einem stets anderen Mann absolvieren und per Videotagebuch dokumentieren will. Er will das natürlich – es soll ja Kunst sein- „kritisch“ verstanden wissen, als Ausdruck der Charakterisierung des bloßen Sex als Einsamkeit. Dies ist nur das jüngste Beispiel für den Zustand des Westens, neben Genderismus, der political correctness a la Rotherham in England oder Ferguson, Missouri, oder den Vorkommnissen in den Zuwanderer-Ghettos in Berlin, Duisburg und sonst wo.
Wenn nun EU-Kommissar G. Oettinger laut Bild am 4.9. erklärt: „Dass Herr Putin mit Falschmeldungen, Lügen und Waffen vorgeht, war jenseits meiner Vorstellungskraft. Deshalb schließe ich auch schlimmste Szenarien nicht mehr aus.” Schließt der Herr Kommissar von sich und seinen Partnern auf andere? Wo seit Jahrzehnten gelogen und geheuchelt wird, dass sich die Balken biegen, wird immer deutlicher, was hochrangige US-Geheimdienst-Pensionäre „vor dem heute beginnenden NATO-Gipfel an Frau Merkel schrieben. Sie „stufen aktuelle Behauptungen über eine angebliche russische Invasion in die Ukraine als ebenso zweifelhaft wie die „Belege“ für irakische Massenvernichtungswaffen 2003 ein. Demnach haben NATO-Fotos, die russische Truppen in der Ostukraine zeigen sollen, „starke Ähnlichkeit mit den Bildern, die am 5. Februar 2003 von Colin Powell vor den Vereinten Nationen gezeigt wurden“ (http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/5894). Der vorsichtige Bericht dieser Fachleute enthält Details über die Zweifelhaftigkeit der Belege der NATO-Versteher, die hier nicht aufzuzählen sind, weil jeder der es will, selbst darauf kommen würde, falls er etwas nachdenkt. Dagegen unterstützen die „anerkannten“ deutschen Medien ihre Berichte über die angebliche russische Invasion mit (noch dazu plump) gefälschten Bildern, statt von Kiew die Aufklärung der Todesschüsse auf dem Majdan vom 20. Februar und des Abschusses der malaysischen Boeing MH17 zu verlangen, die sie ungeprüft benutzt hatten, um den Putsch in der Ukraine und die Kriegshetze gegen Russland voranzutreiben, und um Zustimmung zur Einkreisungspolitik der NATO gegen Russland zu werben.
„Putin wird untergehen“ schrieb Springers Welt am 2.9. und griff dabei den „nihilistischen Materialismus des postsowjetischen Russlands“, mit seinem „fatalistischen Gestus“, und seiner „autoaggressiven(…) Haltung“ an. Hat dieser Mensch wirklich „der Welt nichts mehr anzubieten als die hysterische Überkompensation eines Minderwertigkeitsgefühls“ wie der Kriegstreiber Poschardt seinen Auftraggebern zulieb in Die Welt schreibt? Schließt da wieder einer – wie sonst nur in den USA üblich – von sich auf andere. Wahrscheinlich musste er mit den kräftigen Worten die Erinnerung an die zahlreichen Angriffskriege gegen Jugoslawien (1999), den Irak (2003) oder Libyen (2011) im Sinn und die noch häufigeren Unterwanderungen, Aufwiegelungen und Regierungsumstürze in Ländern, deren Rohstoffe es für „den Westen“ zu sichern galt und deren Regierungen nicht mehr nach der westlichen Pfeife tanzten. Aber viel wahrscheinlicher hat genau das, was Putin tatsächlich „zu bieten“ hat, den hilflosen Ärger derjenigen auslöst, die aus moralischen und praktischen Gründen ihrem eigenen Untergang längst voraus sind. Ein so verkommenes Gebilde wie „der Westen“ kann nicht mehr lange bestehen bleiben. Denken Sie u.a. auch daran, dass seine Führungsmacht aus Misswirtschaft über 50 Millionen seiner Untertanen im eigenen Land in Suppenküchen notdürftig ernähren muss – und das nur sehr widerwillig.
Nun, was hat Putin zu bieten? „Russlands Ziel sollte es sein, sein Öl-und Gas weltweit für Rubel zu verkaufen, weil das Dollar-Monopol im Energiehandel die russische Wirtschaft beschädigte“ sagte er laut Reuters (14.8.) bei seinem Krim-Besuch und fuhr fort „Wir sollten dabei vorsichtig vorgehen. Zur Zeit verhandeln wir mit einigen Ländern über die Möglichkeit, in nationalen Währungen Handel zu treiben.“ Die Verhandlungen laufen schon lange mit der Shanghai Cooperation Organisation (SCO), der in acht Tagen nun auch Indien (das die Sanktionen gegen Russland verurteilte) beitreten wird – vielleicht sogar gefolgt von Pakistan und dem Iran, um dort die heillose „Teile und Herrsche!“ Politik des Westens zu beenden. Weiter fortgeschritten sind diese Bemühungen bei den Brics-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika), die für den Handel in nationalen Währungen bereits entsprechende Clearing-Stellen einrichten (die Chinesen besorgen gerade eine solche in Frankfurt). Die Ankündigung Putins war also keineswegs, wie manche im Westen noch immer hoffen, ein Testballon. Ist es etwa völkerrechtswidrig, wenn Russland seine Energieexporte gegen Rubel statt wie bisher gegen Dollar verkaufen will? Ähnliche Ankündigungen hatten wir von Saddam Hussein oder Muammar Gaddafi gehört, die dafür mit ihrer Bevölkerung bitter bezahlen mussten – und zwar völkerrechtswidrig.
Putin steht offensichtlich nicht alleine, wie noch Hussein und Gaddafi leichtsinnigerweise. Aus China hörte man ähnliche Töne und SCO und Brics würden gerne vorsichtig im Kielwasser Russlands und Chinas mitfahren und andere ebenfalls, wie das von einem US-Gericht nach zweifelhaftem Recht heruntergeputzte Argentinien. Viele kleine Potentaten in der sogn. Dritten Welt sind zwar für ihr „Gewähltsein“ auf das US-Militär angewiesen, doch realwirtschaftlich haben die anderen ihren Ländern sicher mehr und für ihr Land vorteilhafter zu bieten Vielleicht sieht hier sogar manche Westbank ein neues, unabhängigeres Betätigungsfeld – z.B. die BNP Paribas, die 9 Mrd. $ an die USA wegen des Verstoßes gegen US-Sanktionen gegen Dritte Länder zahlen muss, oder etwa gar die Deutsche Bank, deren Chefökonom die Sanktionen gegen Russland richtigerweise als gegen Deutschland gerichtet durchschaut und das sogar zu sagen wagt (wie auch mancher Industrielle zaghaft).
Wie „die Märkte“ auf eine solche Verschiebung der Währungsgleichgewichte oder gar Kampfansage gegen die Weltleitwährung reagieren werden, ist unsicher, da nicht klar ist, wer „die Märkte“ sind. Es ist zu vermuten, dass es diejenigen sind, die Obama und Konsorten die Politik und die Reden vorgeben. Denn „wer zahlt, schafft an“ im angeblich „nicht-nihilistischen Materialismus“ des Westens. Und zahlen kann im überschuldeten Westen nur, wer die Lizenz zum Gelddrucken hat. Das sind offensichtlich nicht unsere politischen und medialen Maulhelden – oder besser – Mietlinge.
Nach allgemeinem ökonomischem Konsens erfüllt eine Weltleitwährung, die Putin nun infrage stellt, mehrere Funktionen: Alle anderen Zentralbanken müssen die Währung als Reserve- und Interventionswährung vorrätig haben und damit dem emittierenden Land kostenlos Kredit gewähren. Das gleiche gilt für Handelsunternehmen. Für Kapitalanleger ist sie die ultimative Anlagewährung, in der eine Vielfalt von Anleihen emittiert und gehandelt wird. Vor allem ist sie als Öl-Währung (Petrodollar) ein Mittel, um in die Energieversorgung der Industriegesellschaften strategisch einzugreifen. Wird der Energiehandel über nationale Währungen und/oder Austauschgeschäfte abgerechnet, verliert der US Dollar seinen Status als Weltreservewährung. Viele öl-exportierende Staaten sähen nun keinen Grund mehr, weshalb sie ihre Dollar-Überschüsse in US-Wertpapieren anlegen sollten.
Entfallen diese Funktionen, würde es der Federal Reserve Bank und dem US-Treasury-Department schwer fallen, ihre Defizite über die Versorgung des Weltmarkts mit frisch keierten Dollars zu finanzieren. Die Folge wäre ein Wertverlust des Dollars (und des daran klebenden Euro) auf dem Weltmarkt wegen des dann relativen Überangebots dieser Währung. Die Folge wäre eine inflationäre Teuerung im inneren, das was sich Draghi zur Entschuldung seiner ihm selbst offenbar unverständlichen Geldpolitik aber zur Enteignung der Geldbesitzer (die Forderungsseite des Fiat-Kreditgeldes des Westens) wünscht. (Warum muss das Fiat des Fiat-Geldes bei den großen US-Privatbanken liegen!?)
In diesem Fall dürften Rubel und Yuan – der eine wegen der Energiereserven, der andere wegen der im Vergleich zum Dollar starken Golddeckung und realen Wirtschaftsleistung – eine massive Kapitalflucht aus dem Dollar auslösen. Den Trend dürften die Defizite in der US-Leistungsbilanz und im Staatshaushalt verstärken, die nun nicht mehr durch die Dollarnachfrage expandierender handeltreibender und vor allem durch die Dollar-Überschüsse energieexportierender Länder refinanziert würden. Konstantin Kisseljow, Leiter der russischen Expertengruppe Open Economy, kommentiert die russische Sicht so: „Im vergangenen Jahr hat das Etatdefizit der USA rund 700 Milliarden Dollar betragen. Das aktuelle Handelsbilanzdefizit liegt bei 42 bis 44 Milliarden Dollar. Das ist eine gigantische Summe. Es fällt den USA immer schwerer, das wirtschaftliche Gleichgewicht im Hinblick auf diese beiden Defizite aufrechtzuerhalten. In diesem Sinne kann alles jede Minute kaputtgehen.“ Baut Putin darauf? (Hoffentlich nicht, denn der Zeitpunkt ist flexibel)
Diese Perspektive dürfte denen, die kaum mehr im Leben haben als “mein Geld”, den Angstschweiß auf die Stirn treiben und die hilflosen Wutausbrüche gegen den, der dies auslösen könnte, verständlich machen. Nur ist das nicht alles.
Die Gefahr einer solchen Entwicklung ist seit langem bekannt. Sie wurde nicht nur von Hussein und Gaddafi (Öl gegen Euro) angekündigt, sondern auch durch die heftiger ausschlagenden Spekulations- und Wertpapierkrisen der letzten Jahrzehnte. Warum wurde an den Ursachen der Finanzkrise trotz der Versprechen von 2009 und den damaligen Angeboten von China und Russland, daran mitzuarbeiten, nichts außer Geschwätz in dieser Richtung unternommen und der Prozess des Gelddrucken-Schuldenmachens (ohne entsprechende Realwerte zu produzieren) nicht geändert sondern sogar verstärkt? Die extremen Niedrigzinsen führen zu einer immer stärkeren Schieflage an den Finanzmärkten. Investoren kaufen hochriskante Papiere, um die Rendite aufzubessern. Der Zins hat seine Funktion als Marktmoderator und Risikoindikator völlig verloren. Den Geldgebern droht der Totalverlust. Michael Puschmann, Chefhändler der Baadener-Bank sagte im ZDF-Magazin Frontal 21: „Ich sehe im Moment eine extreme Übertreibungsreaktion, eine extreme Blasenbildung. Von Woche zu Woche, von Monat zu Monat wird die Chance immer größer, dass diese Blase platzt“. Das werde zu starken Verwerfungen auf dem Kapitalmarkt führen. Anders als auf dem letzten Höhepunkt der Staatsschuldenkrise, seien die Regierungen dann aber nicht mehr in der Lage, regulierend und helfend einzugreifen. Denn die Länder haben aufgrund der eigenen Verschuldung kaum mehr finanziellen Spielraum.
Man steht an der Wand und steht gefährlich. Wäre da nicht ein kleiner Krieg recht? Europa dieses Mal gegen Russland mit US-Waffen. Das wäre das dritte große rettende Geschäft wie vor 100 und 75 Jahren: Die Konkurrenten (in Europa) kaputt, die Geld-Bonanza kann von vorne beginnen! Vielleicht sieht die US-Elite aber auch nur ihre letzte Chance bevor sie mit ihren Dollars den Bach hinunter schwimmt. Längeres Warten könnte Russland und China zu stark werden lassen, wirtschaftlich wie militärisch. Dann wäre es zu spät. Also Harmaggedon jetzt! Das ist immer noch besser als das eigene Scheitern zuzugeben – jedenfalls für Weltimperialisten. Verwunderlich nur, weshalb unsere Elite dabei duckmäuserisch mitmacht. Ist sie zu doof, das zu durchschauen oder spielt sie mit uns Russisch Roulette.
Craig Roberts der mutige Dissident im US-Establishments sagte zu dem Problem: Mein Doktorvater (Jurist), der zur Abwicklung des Vietnam Kriegs ein hoher Beamter im Pentagon wurde, antwortete mir auf die Frage, wie Washington die Europäer dazu kriegt, immer das zu tun, was es will: “Geld, wir bezahlen sie!” „Etwa Entwicklungshilfe?” “Nein, wir geben den europäischen politischen Führern privat Säcke voll Geld. Sie sind käuflich. Wir haben sie gekauft. Sie sind unsere Zuträger.” Das erklärt u.a. auch – meint Roberts – wie Tony Blair zu seinen 50 Mio $ nur ein Jahr nach dem Abtritt kam. Bei Gabriel sehe ich dahingehend kein Problem, aber bei Merkel? Bei Deutschen spielt manchmal eher der Schuldkomplex als Geld eine Rolle. Sie wollen es dieses Mal wenigstens richtig machen und auf der „richtigen Seite“ mitmachen. Dadurch treiben sie es noch schlimmer. Es ist ein deutsches Trauerspiel – am Kopf wie am A….
8 Reaktionen zu “… sed respice finem.”
Diesesmal war der Spatz besonders gut.
Das beste Geschäft macht man immer mit der Dummheit der Menschen.
Sehr guter Artikel, der den Zusammenhang von Macht, Geld, Politik und schließlich Krieg gut darstellt.
Zur Käuflichkeit der Politiker: Die deutschen Poliktiker müssen nicht gekauft werden weil sie quasi „Angestellte“ einer Firma im Hoheitsgebiet der USA sind. Etwas überzogen, allerdings muß die rechtliche Stellung von Deutschland noch miteinbezogen werden.
Leider wird es nicht bei einem „kleinen Krieg“ bleiben, wenn die Existenz von Grossmächten bedoht ist. Heute gibt es Waffen, deren Auswirkungen sich der Normalbürger nicht vorzustellen vermag. Warum glauben die Menschen, ein solches Zerstörungspotential, einmal freigesetzt, wäre einzugrenzen? Es braucht nur wenige Atomsprengköpfe ausserhalb der Atmosphäre, um mit NEMPs die Stomversorgung der USA und Europas lahmzulegen. Dies ist Game Over für die Menschheit und für die meisten Spezies auf diesem Planeten, denn ohne Stom werden unsere AKWs und Abklingbecken nicht mehr gekühlt, die Reaktorkerne schmelzen, die Brennstäbe entzünden sich und setzen das nukleare Inventar frei. Hunderte von Fuksuhimas! Plutonium-239 hat eine Halbwertszeit von 24’000 Jahren, manche Radionuklide sogar mehrere Milliarden Jahre… wollen wir wirklich einen solchen Brand entzünden?
Heute kam ein größeres Feature über Brics und Sco auf cctv dazu schon wieder ein interview mit Helga Larouche. Ein doch Recht starker kontrast zu den deutschen Stimmen die man sonst in der Flimmerkiste vorgesetzt bekommt. Aber solche Stimmen dürfen die Deutschen auf keinenfall hören. Narendra Modi bekam gestern vom deutschen Staatsfunk auch nur einen Eimer Gülle ausgeschüttet. Aber wer nicht mit der Zeit geht, geht eben mit der Zeit. Und wer zuspät kommt den bestraft das Leben. Wenns soweiter geht werden die Industrieanlagen hier eben ab und in Indien und China wieder aufgebaut. Und die Deutschen dafür mit hartem Yuan, den sie zum miesen Kurs gegen ihr Eurodollar Klopapier eintauschen mussten, entschädigt, mit dem sie dann das russische Erdgas bezahlen können, wenn sie nicht erfrieren wollen.
Die AKWs sind das kleinere Übel. Die Waffen tun allein das ihre. Zur Halbwertszeit. Je Länger der Kernzerfall (= Halbwertszeit) desto schwächer die Strahlung. Material mit Halbwertszeit von Milliarden Jahren kann man getrost in der Hosentasche tragen.
In der Hosentasche ja, aber die Inhalation eines millionstel Gramms Plutonium führt zu Lungenkrebs.
Woher weiß man das? Aus den Konjunktiven von Greenpiss und Co.