Der Winter vor der Tür
8. November 2014 von admin
Wie konnte der westliche Friedensfürst von den Wählern so abgestraft werden? An seiner Kriegspolitik im Nahen-, Fernen-Osten und in der Ukraine lag es nicht. Die brachten ihm beim Wähler eher noch Pluspunkte. Schließlich will man noch „Jemand“ sein, und dass man Jemand ist, beweist man mit Draufhauen. Der Grund: „It’s the money, stupid!“
Die Federal Reserve Bank (FED), die 1913 privatisierte Zentralbank der USA, hat in den letzten fünf Jahren 3,6 Billionen Dollar neu geschaffen. Das Geld stammt nicht aus Werte schaffender Arbeit, es wurde nicht gespart. Es entstand nur so, quasi aus dem Nichts und entsprechend repräsentiert diese Summe auch Nichts. Es verwässert den bisherigen Wert. Und doch geriet jeder Cent davon in irgendjemandes Tasche, kam es bestimmten Leuten zu Gute. Angeblich sollte das Geld die Wirtschaft ankurbeln. Aber Geld kurbelt nicht. Das tun Menschen. Geld arbeitet – trotz anders klingender Behauptungen – auch nicht, das tun nur Menschen. Was ist mit dem Geld geschehen, wer hat es bekommen? Ich weiß es nicht – und Sie vermutlich auch nicht. Theorien und Mutmaßungen dazu gibt es natürlich viele.
Was relativ belegt ist (soweit man Medien noch glauben kann), scheint das Folgende zu sein: „90% aller US-Amerikaner sind heute ärmer als 1987“. Das jedenfalls behauptet das National Bureau of Economic Research der Vereinigten Staaten in der Studie Wealth Inequality in the United States since 1913: Evidence from Capitalized Income Tax Data (Wohlstandsungleichgewicht in den USA seit 1913: Beweise aus Daten kapitalisierten Einkommens) in einem im Oktober 2014 erschienen Arbeitspapier No. 20625. Danach besitzt die “untere” Hälfte aller US-Bürger nur noch 1 Prozent aller Vermögenswerte, während die “oberen” fünf Prozent in den Vereinigten Staaten immer wohlhabender werden. “Die neue, harte Realität ist, dass die unteren 90 Prozent aller Haushalte heute ärmer sind, als im Jahr 1987″ … “Es waren verlorene 25 Jahre für die unteren 90 Prozent, aber auch verlorene 15 Jahre für weitere neun Prozent.” (Washington Post Wonkblog vom 22.10. 14). Tatsächlich sind demnach die unteren 99 Prozent ärmer als im Jahr 1998. Die ärmeren 50 Prozent aller US-Bürger (62 Millionen Haushalte) besaßen vor 25 Jahren noch drei Prozent am US-Vermögens, heute nur noch ein Prozent. Ein Viertel dieser Familien hat keinerlei Rücklagen dafür meistens Schulden. An diese Leute ist das neue Geld der FED also bestimmt nicht geflossen. Es hat ihnen nur die wenigen Spargroschen, die sie hatten, durch die Entwertung des Dollars seit 1998 auf die Hälfte reduziert. Dagegen steigen die Bonuszahlungen in die Millionen und Hedgefonds-Manager und Banker überholten die alten Schlotbarone. Genaueres dazu schreibt Stockman in seinem Buch „The Great Deformation“. Das war in den USA so, bei uns, den notorischen Nachäffern der USA, wird es nicht anders sein, nur kennen wir die entsprechenden Zahlen nicht so genau, weil wir zu herrschaftstreue Medien haben.
Aber auch die bösen Banken jammern – in Europa wenigstens nicht ganz zu Unrecht „Bei Anwendung einer Standarddefinition für notleidende Engagements (Verbindlichkeiten, die 90 Tage überfällig sind, oder Engagements, die ausfallgefährdet oder bereits ausgefallen sind) zeigte sich, dass die notleidenden Engagements der Banken um 136 Milliarden € auf insgesamt 879 Milliarden Euro zugenommen haben“ (im letzten Jahr). Da beruhigen auch Stress-Tests nicht mehr. Die Pleite geht um in Europa. „Es ist etwas faul in der westlichen Welt“ fragte Hamlet 2014, und diesmal liegt es nicht am Regent, denn der tut nur, was man ihm sagt, sondern am Geld (und an dessen ehrenamtlichen Schöpfern und Verwaltern).
Einige bekommen das zu spüren, und von denen beginnen einige alternativ (aber nicht grün, denn grün befolgt die Orders des Geldes besonders korrekt) zu wählen. Obama bekam das zu spüren, bei uns als Vorreiter die FDP. Aber die anderen fürchten das Gleiche. Finanzminister Wolfgang Schäuble bezeichnet die Lucke-Partei (AfD) als „Schande für Deutschland“, und zwar am 9.10 bei einer Podiumsdiskussion am Rande der Herbsttagung des Internationalem Währungsfonds (IWF) und der Weltbank in Washington. Die AfD sei eine Gruppierung, „die hemmungslos alles demagogisch missbraucht, was man missbrauchen kann“, sagte er in einem Zeitungsinterview. Andere Etabliert sagen Ähnliches. Dabei ist sich die AfD bisher noch nicht einig, ob sie wirklich eine Alternative zu Washington und Brüssel ist oder nur ein wohlweislich eingerichtetes Auffangbecken, das Unzufriedene möglichst für diese unauffällig zurück in den politischen Mainstream schleusen soll.
Der Ausbruch der Fäulnis des Geldes hat einen Grund. Sicherlich liegt die in der Grundstruktur des Geldes als Schuldgeld, also darin, dass Dollar und Euro ihrem Wesen nach nichts anderes sind als Zahlungsverpflichtungen eines anderen aber keinen Wert mehr repräsentieren (außer der Zahlungsfähigkeit/willigkeit des anderes). Wenn nun einige Privatleute (Eigentümer der FED) das Privileg haben, solche Schuldforderungen beliebig ohne Gegenleistung in Umlauf zu bringen, dann wird es aufgrund der Gier dieser Leute früher oder später faul – nämlich dann, wenn die Privilegierten Schuldforderungen in großem Umfang, der in keinem Verhältnis mehr zu der Nachfrage nach Geld als gültigem Zahlungsmittel steht, in Umlauf bringen. Nun sinkt ausgerechnet noch die Nachfrage nach Geld aufgrund der falschen Geldideologie und Finanzpolitik im Inneren und deren Folgen im Geschehen auf dem scheinbar so heiligen Geldmarkt.
Ein Beispiel: Singapur und China haben sich in der vergangenen Woche geeinigt, den Devisentausch zwischen dem chinesischen Renminbi (oder kürzer Yuan) und dem Singapur-Dollar nicht mehr über den US-Dollar, sondern direkt (über eigene Verrechnungsstellen) abzuwickeln. Das geschieht nun seit dem 28.10.14. Der Singapur-Dollar ist damit die zehnte internationale Devise, die auf der Forex-Plattform Chinas gehandelt werden kann (und soll). „Singapur, was soll’s, ein winziges Land“?
Nun, Singapur ist das führende Devisenzentrum Asiens und eine der ersten Offshore-Wechselstuben für den Handel mit Yuan. Es liegt dazu in einer günstigen Zeitzone. Beide Faktoren erlauben es nun europäischen Firmen, die an Umsatz rasant wachsende Wechselstube Singapur für die Finanzierung ihrer China-Geschäfte viel umfangreicher zu nutzen als bisher. Denn die Vermeidung des US-Dollar als Zwischenschritt im Ostasiengeschäft verringert die Transaktionskosten deutlich, um bis zu fünf Prozent für jedes Geschäft, sagen einige. Das macht den Yuan attraktiver. Hinzukommt das dadurch verminderte Währungsrisiko.
China und Russland benutzen viel ihrer verdienten Devisen zum Goldeinkauf. Gold ist sicherlich ein fiktiver Wert, weil es zu kaum etwas Praktischem (abgesehen von dem wenigen Gold auf der Computer-Platine oder am Hals der Hübschen) gebraucht wird. Gold ist aufgrund einer Jahrtausende alten Ideologie Vertrauensbildner für Geld. Goldbestände schaffen oder nehmen Vertrauen in Währungen. Die tatsächlichen fremden und eigenen Goldbestände in den Bunkern der FED, der Wall Street oder der London City werden immer dubioser. Die einen können vorzeigen, die anderen lassen daran glauben – das macht für die Masse der besser gestellten Geldbesitzer einen Unterschied. Afrikanische Notenbanken werden umworben, mehr chinesische Währung in ihre Reserven zu nehmen. Mit Brasilien will China den bilateralen Handel im Umfang von jährlich bis zu 30 Milliarden Dollar in Yuan abwickeln. Mit über 50 Ländern wurden Swap-Vereinbarungen getroffen, um in Krisenzeiten Reserven in den Landeswährungen im Rahmen von hunderten Milliarden Dollar gegeneinander auszutauschen. Um uns die Größenordnung verständlich zu machen, greifen wir noch auf den Dollar zurück, doch die Abmachungen dienen dazu, ihn zu umgehen. Das geschieht, weil damit das unselige Wirken der Privatbanken, denen die FED gehört, ausgeschaltet wird, und dient der Stabilisierung der globalen Devisenmärkte. Diese wurde nötig, weil der Westen eine solche zwar 2008/9 versprochen, aber das Versprechen wegen der guten Gewinnmöglichkeiten an den Fluktuationen nicht eingehalten hat. Im Oktober 2013 forderte aus diesem Grund ein Kommentar der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua im Zusammenhang mit der „Einführung einer neuen internationalen Reservewährung als Ersatz für den dominanten Dollar“ eine „de-amerikanisierte“ Welt. Es blieb nicht bei der Forderung.
Mindestens 40 Notenbanken bis hin nach Afrika und Südamerika haben inzwischen begonnen, ihre Devisenreserven – bisher weitgehend Dollar und Euro – durch Yuan zu ergänzen oder umzuschichten. Dadurch werden Dollar frei. Deutsche Banken richten Firmenkunden, die mit China Handel treiben, Yuan-Konten ein. Das senkt den Dollar-Bedarf. Internationale mit Yuan gehandelt wird bereits in Hong Kong, Singapur, Taiwan, London und seit Juli 2014 auch in der Schweiz. Zu erinnern sei, dass im März 2014, beim Besuch von Staatspräsident Xi Jinping in Deutschland, vereinbart wurde, in der Eurozone auch den Finanzplatz Frankfurt als direkte Wechselstube für die chinesische Währung einzurichten. Die Deutsche Bundesbank und Chinas Zentralbank richten dazu eine Clearing-Stelle ein, über die Handelsgeschäfte in Yuan abgewickelt werden. Das spart Dollars. Große westliche Firmen, darunter Volkswagen, haben in Asien auf Yuan lautende Anleihen ausgegeben, sammeln dort also Geld, dafür weniger Dollars. Chinas wachsende Bedeutung im Welthandel (2012 war China für 124 Länder der größte Handelspartner, für 76 waren es noch die USA) bringt nicht nur den Yuan voran, sie verdrängt auch die Nachfrage nach Dollar.
Dann war da noch das Öl hinter dem Petro-Dollar. Energie ist der Lebenssaft der Volkswirtschaft. Man bekam früher Öl nur gegen Dollar. Das war lange Zeit der eigentliche „Wert“ des Dollars. Er wurde bissig verteidigt. Saddam Hussein und Gaddafi bekamen das zu spüren. Inzwischen wurden Öl-Futures an der Börse Shanghai von Dollar auf Yuan umgestellt. Russland kündigte an, Öl und Gas „auch“, gegen Rubel und Yuan zu handeln. Wenn die dafür hart bestraften Husseins und Gaddafis Schule machen, könnte vermehrt auch Nahost-Öl unter dem Dollar wegbrechen. Wo bliebe dann der Petro-Dollar, bekommen wir einen Petro-Yuan und einen Petro-Ruble? Was bleibt dem Dollar dann noch außer der US-Army (zum Schuldeneintreiben und zur Dollarzwangsverpflichtung) an „Wert“?
Kürzlich fand in Wales das NATO-Treffen statt. Man einigte sich öffentlich auf eine “rapid reaction force” (inöffentlich auf anderes), um künftigen Entwicklungen wie in der Ukraine vorzugreifen. Worum ging‘s in der Ukraine? Um einen bereits über Jahre vorbereiteten westlichen Putsch und den Versuch der mit dem Putsch nicht einverstanden Menschen, sich der Gewalttätigkeit der Putschisten zu entziehen – und zwar per „Wahl“, dem heiligen Rest der Demokratie. Ähnliches hatte Menschen in Schottland versucht, was durch Medienkonditionierung und/oder Wahlmanipulationen gerade noch verhindert wurde. Waliser denken daran. In Spanien will die Regierung die Abwahl einer durch sie bedrängten Region gewaltsam verhindern. Versagende Systeme zeigen Risse und Auflösungserscheinungen. Sie mehren sich in den USA wie in Europa. Ob dagegen rasche Reaktionstruppen und die Nichtanerkennung von Wahlen helfen werden?
Interessanter vielleicht das im Westen kaum beachtete Treffen der Shanghai Cooperation Organization (SCO), eines möglichen Gegenstücks zur NATO, in Dushanbe, Tajikistan. Dort haben sich China, Russland und die vier Zentralasiatischen Staaten um drei eindrucksvolle Staaten nämlich Indien, Pakistan und Iran erweitert. In Indien folgte Primierminister Narendra Modi dem chinesischen Seidenstraßenkonzept. Wenn es nicht von außen gestört wird (etwa durch IS-Aktivitäten in den dortigen muslimischen Gebieten) bahnt sich eine „Chindia” Wirtschaftszusammenarbeit an, die die seit Mackinder (1904) verfolgte eurasische Geopolitik auf den Kopf stellen könnte. Die Behandlung Putins im Westen und seine inzwischen in Gang gesetzte Ostanbindung bekräftigen das. Der Beitrag des Iran in diesem Kreis, in dem die USA nicht mehr und die EU kaum noch willkommen sind, sollte aufgrund westlichen Hochmuts nicht unterschätzt werden. Die SCO ist dabei, die wichtigste internationale Organisation Asiens zu werden. Ob ein unabhängiges Deutschland sich dort einreihen oder weiterhin westliche Stiefel lecken wird, kann über unsere Zukunft mehr und tiefgreifender entscheiden als eine ideologische Energieunabhängigkeit durch Windmühlen und chinesische Solar-Paneele.
Vor dem Hintergrund lassen sich auch die Vorgänge in der Ukraine verstehen.
3 Reaktionen zu “Der Winter vor der Tür”
Zum „durch nichts gedeckten Geldsystem!“:
Geld kommt durch Kredit in die Welt:
Ein Hauskäufer nimmt einen Kredit (Forderung der Bank) auf, die Bank verpfändet das Objekt und reicht den Kredit aus. Es wird ein Guthaben (Forderung an die Bank) an den Kreditnehmer ausgezahlt. Dieses wird transferiert auf die Bank des Hausverkäufers, d. h. die Forderung an die Bank wird abgetreten an die Bank des Zahlungsempfängers. Dieses Geld ist m. E. werthaltig, weil es gegen Pfand abgesichert ist. Wird der Kredit zurückgezahlt, ist das ganze Geld wieder aus dem System. Die Zinsen werden für den Kreditgeber als Risikogebühr für die Ausleihung eingenommen. Abzügl. des Einlagenzinses (gesamtwirtschaftlich betrachtet) vereinnahmen die Banken die Marge. Daran ist m. E. nichts auszusetzen.
Was uns diese Probleme macht, sind die „nicht aus einem Investitions- oder Leistungsaspekt entstandenen Kredite“. Für die sind die Zentralbanken zuständig. Ergo bin ich der Meinung, dass der Ankauf der Staatsanleihen zu einer Verwässerung des Geldvermögens führt und darüber hinaus das Risiko für die Inanspruchnahme des Steuerzahlers aus dem Bonitätsrisiko der Staatsanleihen immens hoch ist.
Ist jemand anderer Meinung bin ich gespannt auf die Argumentation.
Ähnliches gilt für den Ankaufvon Wertpapieren aller, besonders unverkäuflicher Art durch Zentralbanken und die Erzeugung von Wertpapieren über oder als sogenannte Derivate, das heißt die Schaffung von Wertpapieren auf Wertpapieren ABS und CBS etc durch die Geschäftsbanken.
Da hat der ekle Krüppel ja recht: Die „AfD“ i s t eine Schande für Deutschland, nicht mehr und nicht weniger als die medientauglichen „Parteien“ auch.