… näher als der Rock.
7. Februar 2015 von admin
Die 51. Münchner Unsicherheitskonferenz will sich laut ihrem Leiter Wolfgang Ischinger ganz dem weitreichenden „Zerfall“ der „internationalen Ordnung“ widmen. Typisch westlich „zerfällt da etwas“, ohne dass jemand genannt wird, der den Zerfall betreibt. Den denkt man sich je nach Geschmack – sonst müsste man argumentieren. Was mahnt Ischinger an? Seit vergangenem Jahr, seit dem Ukraine Putsch der USA und EU (nach Gene Sharps Rezept) würden die „grundlegenden Regeln“ des westlichen Weltsystems „auf die Probe gestellt“. Gemeint ist „von Putin“, der sich seinen Stützpunkt auf der Krim nicht stehlen lassen wollte und deshalb die Bürger der Krim (doch eigentlich recht westlich demokratisch) vor die Wahl stellte: Russland oder Westen, repräsentiert von Leuten wie „Jaz“ (im Dienst der USA). Die Wut, die man Ischinger indirekt, den westlichen Medien aber direkt anmerkt, rührt daher, dass der Westen zum ersten Mal seit 1990 beim Roll Back oder dem Vorstoß an Russlands Grenze auf Widerstand gestoßen ist. Außerdem scheinen dem Westen die so brauchbaren islamistischen Terroristen aus der Hand zu gleiten und mit dem (durchaus unappetitlichen) „Islamischen Staat“ (IS) (möglicherweise – denn wer außer der CIA, die ihn geschaffen hat, weiß das schon genau) ein antiwestliches Großprojekt in der wichtigen Öl-Region Nahost gründen zu wollen. In München wird es darum gehen, wie das Projekt Weltherrschaft – Weltregierung der Finanzelite (von Rockefeller bis Bill Gates) weiter voranzubringen ist. Die Radikalisierung des Hegemonialkonflikts nimmt wieder einmal gefährliche Dimensionen an.
Im Frühjahr 2014 schickten die USA „Militärberater“ und private Söldnerfirmen in die Ukraine, um deren desolater Armee unter die Arme zu greifen und sie kriegstauglich zu machen. Auch westliche Waffen gelangten, trotz gelegentlicher Dementi, schon dort hin, wurden jedenfalls dort angetroffen. Die Bevölkerung in der Ukraine folgen bis auf die Extremchauvenisten der Kriegstreiberei der Oligarchen-Regierung nicht. Ukrainischen Soldaten stimmen mit den Füßen ab und desertieren. Ob der eingeführte Schießbefehl sie daran hindern wird? Bleiben den westlichen Machthaber in Kiew fast nur noch die Milizen der Extremchauvenisten, „Fanatiker“, derer sich die CIA nach (Mitglied) Miles Copeland zum Einsetzen ihrer Marionettenregierungen zu bedienen pflegt (vgl. The Game of Nations, 1969)
Die Wut des Westens über das ungewohnte Scheitern seiner Strategie brüllt er unüberhörbar hinaus. Z.B. hat die US Rating Agentur „Standard & Poor’s“ Russlands Kreditwürdigkeit den Status von „junk bonds“ verliehen und der neue Chef des „US Broadcasting Board of Governers“, Andrew Lack, nannte den Sender „Russia Today“ (RT), der Stimme des „et altera pars“ (der Gegenseite also), die in jedem Rechtssystem (das den Namen verdient) gehört wird, eine „Terrororganisation“ gleichbedeutend mit „Boko Haram“ und dem „Islamischen Staat“. Paul Craig Roberts dazu: „Wahrheit bedeutet Terrorismus, weil die Wahrheit die größte Gefahr für Washington ist“ und Mark Twain, ein Satiriker anderen Kalibers als Ch. Hebdo sagte schon in Richtung des geschmähten Stichwort „Lügenpresse“: „Wer keine Zeitung liest, ist uninformiert, wer eine Zeitung (d.h die Zeitungen nur einer Seite) liest, ist falsch informiert!“
Das Ganze hat eine Vorgeschichte. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und Putin die Demontage des verbliebenen Rests beendet hat, haben USA und NATO Russland und China systematisch „eingekreist“ und zwölf ehemaligen Alliierte der Sowjetunion als Bereitstellungsräume für NATO-Truppen übernommen. In der Ukraine steht die Nato direkt an der Grenze Russlands. Die Kriegsvorbereitung gegen Russland und China spiegelt sich in dem nach dem angeblichen Ende des Kalten Kriegs extrem angehobenen Rüstungsetat der USA. Mit dem „Russian Aggression Prevention Act“ (RAPA) hat der US-Kongress den Kriegskurs gegen Russland öffentlich bestätigt.
Eine andere Sorge scheint die Europäer, vor allem die dortigen Geldbesitzer, noch mehr zu plagen. Von den 280 Milliarden Euro „Hilfsgeld“ an Griechenland geriet das Meiste in die Hände der Banken und Hedgefonds, die zuerst die griechisch Regierenden über den Tisch gezogen und dann deren nicht werthaltige Papiere an andere Regierungen weiterverkauft haben. Die Staatsgarantien sorgten dafür, dass die Preise dieser nichtwerthaltigen Papiere nicht nur stabil blieben, sondern zur Freude der Banker kräftig anstiegen. Die Griechen hatten nichts davon. Damit haben jetzt die Europäer nichtwerthaltige Forderungen an Griechenland und wollen – wie der Kaufmann von Venedig – ihr vertraglich zustehendes Pfund Fleisch. Sie werden es statt dessen, dank Draghi, Hackfleisch in Form von Papiergeld bekommen, das die Ersparnisse ihrer „kleineren Leute“ entsprechend abwertet. Die Folgen sieht man bereits in den USA. Bekanntlich ist der durchschnittliche Amerikaner jetzt ärmer als vor Beginn des Qantitative-Easing oder Gelddruck-Programms. Dort haben 101 Millionen erwachsene Amerikaner keinen Arbeitsplatz, bestreiten 55 Prozent, dass es einen »amerikanischen Traum« überhaupt noch gibt. Die Zahl der Besucher von Suppenküchen liegt inzwischen bei über 46 Millionen liegt und 43 Millionen Amerikaner schieben Schulden für medizinische Behandlungen auf ihren überzogenen Kreditkarten vor sich her.
Das gleiche beabsichtigt Draghi nun auch hier einzuführen. Das bejubeln die Gutmenschen als „Hilfe“, ohne die Folgen zu bedenken, denn die betreffen, wie immer, nur „die anderen“. Dankbar drehen statt dessen überall auf der Welt die Spekulanten durch. Am ersten Tag nach Draghis großem Wurf hatten sie locker 1 Billion Dollar mehr in ihren Depots. Real hatte sich natürlich nichts geändert. Denn die Unternehmen sind im Gegensatz zu ihren Aktien heute keinen Pfennig mehr wert, als tags zuvor. Die EZB hat nur versprochen, mehr Geld in die Hand zu nehmen, das sie nicht hat, in das sich aber die Guthaben der Geldbesitzer hinein „verwässern“ sollen. Niemals zuvor haben Zentralbanker das Geld so offenkundig abgewertet, dass sie zu schützen vorgeben. Und die „Lügenpresse“ spricht wider besseres Wissen und schamlos von „die Wirtschaft ankurbeln“.
Seit man in den 1970er Jahren das neue, flexible, anpassungsfähige, erweiterungsfähige, super-duper Fiat-Money in den Dienst nahm, sind die Lebenshaltungskosten in den USA um rund 600% gestiegen. Die wirtschaftliche Wachstumsrate ist dort dagegen deutlich gefallen. Auf diese „Fakten“ („Gemachte“, von wem?) geht Draghi bei seinem Euro-Abwertungsprogramm nicht ein – das tun auch nicht Ihre Politiker. Draghi will verhindern, dass seine Leute das bekommen, was sie verdient hätten. Sie sitzen auf europäischen Staatsanleihen im Wert von Zig-Milliarden Euro, die jetzt zu horrenden Preisen und minimalen Erträgen gehandelt werden. Einige sind sogar auf Pump gekauft worden. Bei einer alternden Gesellschaft, steigendem Verschuldungsgrad, entmutigenden Regulierungen, steigenden Lebenshaltungskosten, steigenden Steuersätzen, sinkendem Einkommen und grassierender Verschwendung (Energiewende, Klimaschutz etc.) gibt es keine Aussicht, dass diese Anleihen so viel wert sind, wie die Spekulanten dafür bezahlt hatten. Damit sie das nicht gleich, sondern erst später merken, verspricht die Europäische Zentralbank in den nächsten 21 Monaten 1,3 Billionen Euro an die Finanzelite zu transferieren, indem sie ihnen ihre Staatsanleihen usw. im monatlichen Umfang von 60 Milliarden Euro abkauft: Zum Dank jagen die Börsen von einem Rekord zum nächsten: Denn das mit der übrigen Bevölkerung geteilte Leid ist eben nur noch halbes Leid. Und schon wird bekannt, dass in Spanien, wo sich alles angeblich zum Besseren gekehrt haben sollte, die Arbeitslosigkeit im Januar zum ersten Mal seit Oktober 2014 wieder gestiegen ist. Nur die Griechen haben noch höhere Arbeitslosigkeit.
Draghi mag bei seiner Entscheidung, es Japan und dann den USA gleich zu tun, noch etwas anderes im Sinn gehabt haben. Trickreich, meinten viele, hätten die USA den Öl-Preis gesenkt, um die Russen wirtschaftlich auf eine bunte Revolution vorzubereiten. Das mag so gewesen sein. Jetzt werfen die Amerikaner dem Rundum-Bösewicht Putin vor, durch die Ölpreissenkung ihnen ihr Shalegas/öl-Geschäft kaputt gemacht zu haben. Geldschwemmen müssen, um nicht zu einem „Land unter“ zu führen, irgendwohin abgeführt werden. Vor 1997 war das der Asia-Boom mit anschließender Krise, die viele Trittbrettfahrer geschröpft hat. Dann kam 2000 die IT-Krise, die mit dem gleichen Effekt einen Großteil der substanzlosen aber hochkapitalisierten Internetfirmen vom Markt fegte. Ihr folgte 2008/9 wieder mit dem gleichen Effekt die Subprime-Krise. Und jetzt steht das Platzen der Shale-Blase an, oder etwa nicht?
Sechs Jahre lang wurde mit Krediten zu fast 0-Prozent Zinsen diese Blase aufgepumpt. Seit 2010 sollen rund 550 Mrd. $ in Bonds und Darlehen an die damit befassten Firmen geflossen sein. Wie viel davon „gehedged“ wurde, das heißt in die 700 (deutsche) Billionen $ Derivate-Kontrakte geflossen sind, zu denen sich der weltweite Derivate-Handel aufgeschwungen hat (über das Zehnfache des seinerseits stark überbewerteten Weltvermögens) ist sachbedingt unklar. Die wenigsten Derivate-Kontrakte müssen in den Bilanzen ausgewiesen werden. Das Manhattan Institut schätzt, dass sich auf dem Shale-Gebiet in den USA rund 20.000 Firmen mit etwa 10 Mio. Beschäftigten tummeln, wenige große bekannte und viele kleine Zulieferer. Sie erhielten ihre Kredite auf der Basis ihrer „Sicherheiten“, die sich letztendlich auf die Menge und den Preis des durch sie geförderten Öls und Gases beziehen. Für die meisten dürften ein Preis von rund 100 $ pro Fass zugrunde gelegt worden sein. Inzwischen ist das Fass weniger als die Hälfte wert. Wann treffen die Nachforderungen der Kreditgeber und der nachgeschalteten Hedge-Fonds ein? Insider sagen im April. Von Krediten leben auch die Beschäftigten der Shale-Industrie, die besonders gut verdienen sollen und daher besonders kreditwürdig sind – solange sie noch angestellt sind.
Die in den USA sehr geschätzte Statistik teilt uns mit, dass in den letzten zwei Monaten, die Anzahl der Bohrtürme in den USA um 15% (rund 250 Stück) zurückgegangen sei. Große Service-Firmen im Öl-Bereich wie Baker-Hughes oder Halliburten kündigen Massenentlassungen (einige Tausend) an. Der größte, Schlumberger, will sich alleine schon von 9000 Mitarbeitern trennen. Angekündigte Sparmaßnahmen der Firmen belaufen sich auf zwischen 20 und 40% ihres jeweiligen Haushalts. Es scheint um die Zahlungsfähigkeit der Firmen nicht gut bestellt zu sein, das gilt auch für den Wert der darauf gezogenen „Wertpapiere“ und Derivate. Brechen die Derivate ein, müssen die Finanzinstitute vertragsbemäß das Öl zu entsprechend „gehedgten“ Preisen abnehmen. Wohin werden sie das Öl bringen, wenn nicht auf den Markt, wo es den Preis weiter drückt. Oder sie verkaufen das Risiko schnell noch wie jeweils vor den früheren Krisen an die brave „alte“ Welt. Stellt sich Goldman-Sachs Draghi darauf ein, es zu übernehmen? Ich kann es Ihnen nicht sagen, ich war vor kurzem in Davos nicht dabei.
Sie meinen, so dumm wird Draghi doch nicht sein, schließlich … Aber haben Sie nicht in Bild, (ich glaube am 4.2.) gelesen. Fast 38 Jahre nach dem Mord am damaligen Generalbundesanwalt Siegfried Buback kam es dank der Hartnäckigkeit dessen Sohnes Michael erneut zu einer Untersuchung. Denn angeblich soll ein Mordplan, der „eine RAF-Terroristin“ belastete, im Archiv der Bundesanwaltschaft ausgetauscht worden sein. „Ein Motiv für die Urkundenfälschung könnte in der Zusammenarbeit der Terroristin mit dem Verfassungsschutz begründet sein“. Ist das ein Versuch zur Schadensbegrenzung angesichts der von Michael Buback zusammengetragenen Hinweise auf eine solche Zusammenarbeit. Ein Maulwurf ist leichter zu ertragen als ein Verdacht gegen ein für die „Sicherheit“ zuständiges Amt.
Auch die EZB ist für „Sicherheit“ zuständig. Arbeitet so auch Draghi zusammen? Draghi und vielen seiner Kumpels und der ihnen aus der Hand fressenden Politiker und Medien-Fuzzis ist „das Hemd näher als der Rock“. Der Rock sind Sie – wir, wenn Sie so wollen.