„Auf zum letzten Gefecht, … erkämpft Menschenrecht“?
14. März 2015 von admin
Vor Ökonomen und Finanz-Analytikern (Wertpapierverkäufern) lobte Draghi am 11.3. in Frankfurt sein Geldschwemme-Programm und meinte, es werde sich durch das Finanzsystem hindurch nach unten bis zu den Konsumenten und kleinen Geschäftsleuten hindurch positiv auswirken und sie vor Verlusten in Bezug auf Griechenland schützen. Draghi lügt uns wieder einmal vor, sinkende Renditen an den Wertpapiermärkten würden Investitionen in die Realwirtschaft beflügeln. Das ist natürlich Quatsch. Man investiert nicht, wenn man keine Absatzchancen (zahlungsfähige Nachfrage) sieht. Wo wären solche bei wachsenden Schulden entstanden. Ist die Kreditwürdigkeit von Unternehmen dadurch gestiegen, dass die Schulden von den Geschäftsbanken zur EZB gewechselt sind? “Die Entwicklungen weisen in die richtige Richtung”, sagte er noch. Dass für ihn die Richtung stimmt, nehmen wir ihm ab, dass es irgendjemand einen Nutzen bringt außer den nominellen Werten der Großfinanz und ihren Agenten dürfte “Werbung”, sprich Lüge, sein. Die EZB kaufte gerade Schuldscheine im Wert von € 3,4 Milliarden als Anzahlung auf den geplanten Kauf von 60 Milliarden im Monat und über einer Billion im Jahr. Im Grunde druckte sie lediglich Geld, denn die Schulden verschwinden nicht, sie wechselten nur den Forderungsberechtigten. Und in welche „Richtung“ geht es tatsächlich?
Fragen wir zuerst, wer verkauft der EZB zinsberechtigte Schuldscheine, wie wackelig sie auch sein mögen, in einer Zeit, in der man für Bankeinlagen nichts bekommt und bald sogar draufzahlen muss? Rentenkassen werden das kaum tun, ihnen ist der Spatz in der Hand lieber als die Taube auf dem Dach. Kleinunternehmer können offene Forderungen kaum bei der EZB absetzen. Wer verkauft also? Offensichtlich Spekulanten, die damit rechnen, mit dem Verkaufserlös rentablere Wertpapiere erwerben zu können, oder Leute, die als Insider für die Kursentwicklung vorgesorgt haben. Immerhin gibt es inzwischen über 74 Billionen zeitlich befristete Derivate zum „Hedgen“ von Kursentwicklungen. Etwa die Hälfte davon steht dann auf der falschen Seite. Auch die Aktienkurse in Europa geben den Spekulanten Recht. Luftgewinne bei Wertpapieren sind Draghis und seiner Demontagepolitik „richtige Richtung“. Dem entsprechen diejenigen, die den organisierten Zusammenbruch Europas befürchten und noch schnell ihr Geld in die USA bringen wollen. Die Finanzmärkte bestätigen das. Die US-Regierung ist wegen ihrer Defizite auf dieses Geld angewiesen, da der Glaube an die Werthaltigkeit des Dollars auf den Finanzmärkten zu sinken begann.
Der offensichtlichste Effekt der Maßnahmen des EU-“Währungshüters” ist demnach der Wertverfall des Euro gegenüber dem Dollar um ganze 12,8% (mehr als in der Krise von 2008 damals waren es 10,6%). Der Sturz geht weiter. €-Erträge verlieren Wert, $-Schulden in Europa steigen im Wert. Wahrscheinlich strebt man im Sinne von TIPP Gleichstellung mit dem Dollar an. Bei $1,05 kam der € dem am Mittwoch bereits nahe. Wer im Euro gefangen ist, der verliert jeden Tag mehr an Kaufkraft. Das spürt er nicht sofort, erst mit der Zeit. Immerhin ging es seit Sommer letzten Jahres um rund 25% bergab. Das bedeutet: alle eingekauften Waren aus dem Dollar-Raum werden 25% teurer. Dafür kann Schäuble die Staatsverschuldung billig weitertreiben, obwohl er sie angeblich abbauen will. Bei zu erwartenden Minuszinsen kann er den Verschwendern in Berlin sogar Gewinne erschulden (die Schulden bleiben uns). „Sicherheitsbewusste” Geldbesitzer bringen ihr Geld in die USA, wo die Staatsanleihen inzwischen mehr Zinsen einbringen als hier. Der Unterschied (spread) zwischen Bundesanleihen und US-Tresuries ist dank Draghi z.Z. höher als in den letzten 25 Jahren.
Der steigende Dollar-Wert macht in den Entwicklungsländern Schwierigkeiten. Nach money.usnews.com haben die Schwellenländer seit der vorigen Finanzkrise über 3000 Milliarden US-Dollar an Krediten neu aufgenommen. Die werden jetzt teuer. Dazu saugt die Verteuerung des Dollar auch Dollars aus den Entwicklungsländern zurück in die USA ab. Der türkische Lira, der mexikanische Peso aber auch der brasilianische Real, der südafrikanische Rand und die indonesische Rupiah stürzten ab. Das geht natürlich in die „richtige Richtung“, nämlich gegen die Bestrebungen der BRICS-Staaten, eine Alternative zur politischen Verschuldungspolitik „des Westens“ und seiner „economic hitmen“ aufzubauen. Außerdem bemerkte Wolfgang Münchau in der Financial Times am 9.3. “Es wird sehr schwer für die “industry” (gemeint sind die Lebens- und Rentenversicherungen) solvent zu bleiben.” Er bezog sich auf einen Bundesbankbericht, wonach für den Fall, dass die Zinsen so niedrig wie in den letzten Jahren bleiben 12 von 85 deutschen Versicherungsgesellschaften bis 2023 pleitegehen und der Rest bald danach folgen wird. Auch die Altersvorsorge in Deutschland dürfte, seiner und anderer Leute Meinung nach, den Bach hinuntergehen. Lebensversicherer, Rentenkassen und langfriste Finanzinvestoren waren bisher das feste Gerüst für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands. Diese Grundlagen werden jetzt weggesprengt im Sinne der „richtigen Richtung“ Draghis. Sieht denn der deutsche Biedermann die Brandstifter nicht?
Er sieht sie, bejammert aber – egoistisch und neidbesessen wie umerzogen – nur „die extremste Umverteilungspolitik aller Zeiten“, beklagt, dass die biederen deutschen Sparer unter dem Null-Zins leiden, während die Großaktionäre der Dax-Konzerne neben den wenigen verbliebenen Familien, Quandt, Schäffler oder Piech, tatsächlich aber zumeist Ausländer wie BlackRock und andere Heuschrecken dazu die Insider-Oberspekulanten täglich reicher werden. Vermögenszuwachs für Großaktionäre wird beneidet, kaum einen regt auch, dass das gesamte System ausgehebelt wird – und zwar mit politischer Absicht! Denn ohne den Werterhalt der Wertpapierbesitzer würde das ganze System der „absentee ownership“ (Veblen) zusammenbrechen – und das wäre für die stark geschrumpfte Clique der Superreichen, die mit ihrer Kreditgeldschöpfung Wirtschaft und Gesellschaft in ihre Zukunft lenken bedauerlich. Thorsten Veblen hatte die systemzwangsläufige heutige Entwicklung in den 1920er Jahren erstaunlich gut vorhergesehen.
Biedermann soll nach Meinung der Systemstützen bieder bleiben, tut es aber immer weniger. Pegidas rühren sich noch mit Blick auf die falschen, vordergründigen Ursachen in den Städten zur Beunruhigung der wählbaren Politiker. Ihnen wird volle Medien-Kanne „Fremdenfeindlichkeit“ unterstellt, weil sie von „Gästen“ Wohlverhalten fordern. Gleichzeitig wird der Betroffenheitsmob gegen sie aufgehetzt. Wie das Bundesinnenministerium mitteilte, nahmen die politisch motivierten Gewaltdelikte im Vergleich zu 2012 um 28,5 Prozent zu. Dabei nahmen die „rechten Gewalttaten“ sogar um 0,6 Prozent auf 837 Fälle ab, während die politisch motivierten Gewaltaktionen der Linken um 40,1 Prozent auf 8.673 gemeldete Straftaten zunahmen. Gregor Florian („zünd‘ nicht meins, sondern des Nachbarn Häuschen an“) Gysi, Fraktionschef der Linkspartei im Bundestag hatte dazu bei Huffington Post (online) beklagt, dass dem Linksextremismus zu viel Aufmerksamkeit zukomme, denn: „Der Rechtsextremismus wendet sich immer gegen Schwache, der Linksextremismus gegen Starke. Ich verurteile Gewalt. Aber ich mache da einen Unterschied. Es ist eine ganz andere Herausforderung, Starke anzugehen.“ Seit wann ist es mutig im öffentlichen Auftrag, die Nazis nach 1945 zu bekämpfen oder gegen die offiziell Missliebigen gewalttätig vorzugehen und das, wie sich herausstellt sogar mit (heimlichem) Staatsschutz und gegen Bezahlung aus der Steuerkasse. In Frankfurt ging es vereint gegen Pediga-Anhänger (laut Polizei 80) mit „Rangeleien, Pfefferspray-Einsätzen und wütenden Schreien“. „Die Situation geriet außer Kontrolle, als die Gegendemonstranten Flaschen, Stühle und andere Gegenstände in Richtung Polizei warfen“ (die vor den Pediga-Leuten stand). Frankfurter Neue Presse 9.3.).
Unter http://www.taz.de/!154642/ kann man kaum (oder doch?) Glaubliches lesen: „Mitgliederschreiben der Antifa e.V. Nr. 4, Februar 2015: Der Vorstand der Antifa e.V. gibt bekannt, dass es auch für Montag wieder gelungen ist, 48 Busse zu organisieren, auch der versprochene Stundenlohn von 25,00 €/Stunde wird entgegen anderslautender Berichte ausgezahlt…“ Das Geld stammt aus verschiedenen Quellen vor allem aus der Steuerkasse. (Näheres dort unter verschiedenen Weiter-clicks). Weil man das Ganze für eine von den Gegnern eingeschleuste Ente halten würde, schreibt die taz weiter: „Soeben erreichte uns die Nachricht, dass der Vorstand von „Antifa e.V.“ die volle Verantwortung „für die durch den Verlust des USB-Sticks (durch den u.a. das Mitgliederschreiben entdeckt wurde) mit brisanten Dokumenten veröffentlichten Informationen“ übernimmt. Wegen des „unermesslichen Schadens für die Bewegung“ tritt P. Flasterstein von all seinen Ämtern zurück.“ Die Störungen der Bürgerbewegungen wie Pegida, Legida usw. ist also gut organisiert. Die Antifa stellt wie seinerzeit die SA die Speerspitze der bürgerfeindlichen Bewegung der politischen Klasse. Wenn der Antifa für die für die Medien-Desinformation beantragte Demonstration das Wetter zu kalt ist, dann verbietet man einfach die Bürgerdemonstration (wie in Leipzig am 09.02.2015 durch den SPD-Bürgermeister) und kassiert bei trotzdem Erscheinen für eine „Ordnungswidrigkeit“ bis zu € 500,-.
Die politische Klasse fühlt sich damit in voller Übereinstimmung mit dem Wertekanon der westlichen Wertegemeinschaft, die mit Hilfe der in einem Land auffindbaren Fanatiker, das jeweilige Land, das aufgeschuldet werden soll, destabilisiert und bunt revolutioniert, um es dann auszuplündern und als failed state zum Almosenempfänger zu machen. Hierzu ein Zitat von Graham A. Fuller, dem früheren Deputy Director of the CIA’s National Council on Intelligence: The policy of guiding the evolution of Islam and of helping them against our adversaries worked marvelously well in Afghanistan. The same doctrines can still be used to destabilize what remains of Russian power, and especially to counter the Chinese influence in Central Asia.’ http://newint.org/features/2009/10/01/blowback/ „Die Politik der Evolution des Islam (zum fundamentalistischen Dschijadismus) und ihre Unterstützung gegen unsere Feinde funktionierte bestechend gut. Die gleiche Doktrin kann noch immer benutzt werden, um das, was an russischer Macht übrig ist, zu destabilisieren und um dem Einfluss Chinas in Zentralasien entgegenzuwirken.“
Das Zitat von 1999 ist etwas älter. Erst kürzlich ist der von den USA in der Person US-Senators John McCain als Freiheitskämpfer gegen Gaddafi geehrte Verbündete Abdelhakim Belhadsch zum Chef der libyschen Ableger von ISIS ernannt worden. Das Vorgehen der ISIS in Nimrod entspricht im übrigen dem gleichen Vorgehen z.B. gegen die Nürnberger Altstadt im Jahr 1945, (während das Reichsparteitagsgelände zur eigenen Nutzung erhalten blieb).
5 Reaktionen zu “„Auf zum letzten Gefecht, … erkämpft Menschenrecht“?”
Lieber Herr Dr. Böttiger,
wie jede Woche sehr aufklärend für mich. Vielen Dank und machen Sie bitte so weiter.
Nathalie
Hier kam es zu kleinen Tippfehlern.
die Schulden (verschwenden) nicht, sie wechselten
Versicherungsgesellschaften bis (1923) pleitegehen
Die (ECB) kaufte gerade Schuldscheine
Der Dollar muss natürlich (realtiv) hart bleiben, obwohl er dank der ultra expansiven Gelpolitik der FED (zumindest theoretisch) mittlerweile wachsweich sein sollte.
Dann rettet man ihn eben auf Kosten der anderen Vasallenstaaten und deren Währungen, indem man diese abwertet*, so bleibt der status Quo des (Dollar) Imperiums erhalten (was das bedeutet, also über was für ungeheure und unvorstellbare Zahlen wir hier reden, sollte man sich anhand des Volumen des FX Marktes mal vergegenwärtigen).
Imperien sind naturgemäß zu allem bereit, weil es für sie sowieso kein zurück geben kann und die USA werden ihr Imperium erhalten, koste es was es wolle. Und außerdem, Parität, schön wär’s. Uns steht noch der GRexit und die Erhöhung der US Leitzinsen ins Haus, dann sollte man eher mal mit Werten von EUR/USD 0,75-80 rechnen.
*(durch die Manipulation des FX Marktes, wobei dieser Ausdruck falsch ist, da man diesen Markt nicht manipulieren braucht, wenn man ihn selbst geschaffen hat und alle frei handelbaren Währungen und deren Wechselkurse praktisch durch ca. 10 Großbanken, die alle in der Hand der selben Clique sind, bestimmt werden.
Wer bereichert sich?
Bei diesem ganzen Finanzkonstrukt wird vielleicht nicht deutlich sichtbar, dass eine tatsächliche Bereicherung von einzelnen oder Gruppen stattfinden muss.
Als einfaches Modell: wenn 1 Mio Menschen dadurch verarmen, dass durch die Geldentwertung ihr durchschnittliches Vermögen von 10000 Euro um 10 Prozent real weniger Wert ist, dann sollte nach Adam Riese irgendwo einer oder eine Gruppe schlagartig um 1 Milliarde bereichert werden. – Wer ist das bzw. sind das?
Das Problem ist, dass die gesamte westliche Wirtschaft auf Kredit basiert. Die meisten Realwerte
größere Industrie wurden fiktiv durch Wertpapiere (z.B. Aktien) verdoppelt. Deren Werte belasten das System
ständig. Der Papierwert stellt eine bestimmte Gewinnrealisierungschance dar unabhängig von dem,
was an Realwert produziert wird. Will man die Papierwerte im Wert erhalten oder gar steigern – wie es der Zweck der westlichen Wirtschaft ist, dann muss man Einkommen (Reallöhne) und Realwerte entsprechend abwerten. Das läuft quasi automatisch und ist vom System und nicht von der Bösartigkeit der Systembetreiber abhängig. (Dazu schon 1923 sehr aufschlußreich Thorsten Veblen Absentee Ownership). Das System muss weg.
Der Zusammenhang wird „wirtschaftswissenschaftlich“ dadurch vernebelt, dass die Wirtschaftswissenschaft und viele Marktfanatiker noch immer vom Kleinstbetrieb (Handwerk) als Wirtschaftssubjekt auf „dem Markt“ als grundlegender Einheit aus denkt und seine Theorien von dieser Grundannahme herleitet (Angebot und Nachfrage herunterdekliniert und das Wissenschaft nennt).
Beim Suchen nach dem Hufflington Post Artikel stieß ich auf folgenden Link:
http://www.huffingtonpost.de/david-sheen/warum-ich-gregor-gysi-durch-den-bundestag-gejagt-habe_b_6183082.html
viel Spaß beim Lesen.