Mit Blindheit geschlagen
21. August 2015 von admin
„Wen Gott verderben will, den schlägt er vorher mit Blindheit“ schrieb Sophokles in seinem Stück Antigone (622).
So geschieht es hierzulande. Die „westlich“ orientierten Nationen, oder kurz „der Westen“, versinken in einem Meer von Schulden. Weltweit stehen 38 Staaten vor dem Bankerott. Die globale Schuldenquote beläuft sich derzeit auf 286% des Bruttoweltprodukts. Die Wähler im Westen sind von dem Glauben besessen, ihre Zivilisation werde durch den Hunger nach Energie zerstört. Sie folgen Gurus, die ihnen einreden, sie könnten Umwelt oder Klima retten, wenn sie ihre Güterversorgung durch Verteuerung der Energie drastisch drosseln. Einst Vorreiter der Industrialisierung versucht „der Westen“, das Rad der Geschichte als ökologische „Transformation der Industriegesellschaft“ mittels der sogenannten Energiewende zurückzudrehen. Er versucht nicht nur den Einsatz der molekularen Bindungskräfte (Feuer), sondern noch verbissener die Nutzung der viel dichteren Bindungskräfte im Atomkern zu unterbinden. Indoktrinierte geben vor, die Umwelt zu schützen, wenn sie ihr Ackerland statt zur Nahrungsmittelproduktion vermehrt zur Erzeugung von „Biofuel“ nutzen und dabei durch unökonomische Anbaumethoden auslaugen und zerstören und ihre Umwelt ringsum mit letztlich unnützen Windmühlen zustellen.
Westeuropa beschäftigt sich indes mit Flüchtlingsproblemen, der Finanzierung Griechenlands und den Abwertungen der chinesischen beziehungsweise ihrer eigenen Währungen. Dass die Nettovermögen der deutschen Privathaushalte laut Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zwischen 2003 und 2013 deutlich abgenommen haben, (um 20 Prozent oder 15.000 € pro Haushalt) – wird öffentlich kaum diskutiert, verstärkt aber die panikartige Sprachlosigkeit der Bevölkerung. Dagegen scheinen die weit bedrohlichere Zuspitzung der Lage in der Ukraine, die Eskalation der dortigen Kämpfe und die Aufrüstung der Grenzgebiete um Russland und die verrückten Sanktionen kaum Beachtung zu finden. (Allerdings meldet sich jüngst Genscher in der Süddeutschen gegen letzteres).
Warum solche Kämpfe und Krämpfe? Nach dem Zusammenbruch „des Ostens“ sah sich „der Westen“ so sehr als Sieger im beendete Ost-West-Konflikt, dass man vom „Ende der Geschichte“ und von einer konfliktfreien Entwicklung der Welt, genannt „Globalisierung“, unter „westlicher“ Führung faselte. Der US-amerikanische Geostratege Thomas P.M. Barnett nannte in seinem Buch The Pentagon’s New Map von 2005 Globalisierung „das Geschenk der USA an die Geschichte des zweiten amerikanischen Jahrhundert“ (this country’s gift to history). Darunter verstand er in seinem 2. Buch Blueprint for Action (2006) das weltweite Durchsetzen von vier „Strömen“ (flows) nämlich: 1. „Der ungehinderte Strom von Einwanderern“ in das Gebiet ihrer Wahl (was allerdings nicht für mexikanische Grenzgänger in die USA gelten soll, sondern nur für arabischer und afrikanische nach Europa), 2. Die ungehinderte Kredit-Vergabe und Investition (der Gelderzeuger an der Wahlstreet) in Gebiete ihrer Wahl (nur nicht der Chinesen in sensible US-Firmen wie z.B. UNOCAL), 3. der „freie“ (nicht von den Erzeugern zu dominierende) Handel mit fossilen Energieträgern und 4. das durch nationale Schranken nicht mehr behinderte Vorgehen der westlichen Militärmacht gegen Störer der Globalisierung. Auf Seite 282 schreibt er wörtlich: „So, ja, ich rechne in meiner Weltsicht nicht mehr mit irrational Handelnden (Globalisierungsgegnern). Wenn sie Gewalt gegen die Weltordnung androhen, so sage ich: Tötet sie!“
Seit dem „Krieg gegen den Terror“ werden der Weltöffentlichkeit islamistische Fanatiker als „Terroristen“ vorgeführt. Doch das ist „deception“, Täuschung. Die eigentlich bekämpften Terroristen sind die Globalisierungsgegner. Tatsächlich gerieten nach 9/11 Staaten wie Kuba, Nordkorea, Lybien, Syrien Irak und Iran ins Visier der US-Politik, die mit dem Anschlag 9/11 nichts zu tun hatten. Die angeblich als Terroristen dekorierten Islamisten sind als patsies gebrauchte außenpolitische Globalisierungsinstrumente (Vgl. u.a. David Mizner: Al-Qaeda and ISIS are products of US and Saudi imperialism, unter: https://www.jacobinmag.com/2015/01/united-states-saudi-arabia-isis/ Januar 2015). Nach der Invasion in Afghanistan wurden in Afghanistan, Usbekistan, Kirgisien und Tadschikistan US-Militärbasen eingerichtet. Wenige Jahre später tauchten in diesen Ländern plötzlich islamistische Banden auf. In der nicht massenmedial propagierten Literatur lassen sich genug Belegen und Hinweisen auf die eigentlichen Urheber der angeblich bekämpften islamistischen Terroristen (CIA, british Colonial Office und MI6) finden. Sie dienten zur Ankurbelung des „Clash of Zivilisations“, der den für die Rüstungsindustrie einträglichen Ost-Westkonflikt ablösen sollte. Zu den Aufgaben der Terroristen gehören unter anderem Regimewechsel in Libyen und Syrien. Wahllose Bombadierungen ziviler Ziele sorgten für einen ungebremsten Zustrom neuer Rekruten in die Terrornetzwerke. Neuerdings wurde auch in der Ukraine eine islamistische Brigade mit Mitgliedern aus entsprechenden Gruppen in Adygeja, Dagestan, Inguschetien, Kabardino-Balkarien, Karatschai-Tscherkessien, Ossetien und Tschetschenien, alles Länder entlang des 40. Breitengrades am Südrand Russlands und im Osten Chinas geschaffen. (Siehe: Thierry Meyssan berichtet unter (L’Ukraine et la Turquie créent une Brigade internationale islamique contre la Russie , in: Réseau Voltaire, vom 12. 8 2015). Bereits am 8. Mai 2007 war es in Ternopil (Westukraine) zu einer Konferenz der inzwischen an die Macht geputschten Machthaber der Ukraine mit islamistischen Gruppierungen aus besagten Ländern zur Bildung einer antiimperialistischen Front gegen Russland gekommen.
Zum neuen Weltkonflikt kam es aus zwei Gründen. 1. weil sich auf dem zentralen Territorium Eurasiens, Russland, wieder eine beachtliche Macht zusammenzuballen begann. Präsident Wladimir Putin hat Russland nicht nur aus dem zerstörerischen Einfluss des Westens unter Jelzin herausgewunden. Er hat darüber hinaus noch das vorgeschlagen, was der „eigentliche“ Westen seit Mackinder als die Hauptbedrohung seiner Position ansah, nämlich eine „Wirtschaftsgemeinschaft von Lissabon bis Wladiwostok“ mit einer „gemeinsamen Industrie- und Energiepolitik“ der Länder. Er tat das noch dazu auf Deutsch in der SZ vom 25.11. 2010. Der Vorschlag wurde hier nie ernsthaft diskutiert, er war die eigentliche Ursache, weshalb Putin zum Bösewicht wurde.
2. Das enorme wirtschaftliche und militärische Erstarken der Volksrepublik China. Das Land hat nun auch noch damit begonnen, wovor Mackkinder bereits 1904 in erster Linie gewarnt hatte, nämlich Eurasien durch den Ausbau einer effektiven Infrastruktur mit Eisenbahn-, Pipeline- und Kommunikationsnetzen zu verbinden. Zusammen haben Russland und China inzwischen versucht, mit der Shanghai Cooperation Organisation aus China, Russland, Kasachstan, Tadschikistan, Kirgisien und Usbekistan (SCO) und dem Staatenbund aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (BRICS), einen Block von Staaten für eine friedliche, multipolare Weltordnung zu schaffen, um die Errichtung einer unipolaren Weltherrschaft der globalen Hochfinanz (Globalisierung) abzuwehren.
Der Westen verfolgt dagegen konsequent die in der Defense Planning Guidance 1992 www.archives.gov/…/iscap/pdf/2008-003-doc9.pdf niedergelegte „Wolfowitz Doktrin“, in der es hieß: “Unser erstes Ziel ist zu verhindern, dass sich auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion noch anderswo ein neuer Rivale mit dem gleichen Bedrohungspotential der früheren Sowjet Union erhebt. Dies ist der alles beherrschende Gesichtspunkt unserer neuen Verteidigungsstrategie in den (Welt)Regionen und verlangt, dass wir jede Macht daran hindern, eine Region zu dominieren, deren Ressourcen unter verdichteter Kontrolle ausreichen könnte, eine globale Macht entstehen zu lassen“. Die Wolfwowitz Doktrin ist nur die aktualisierte Form des britischen Plans von 1904, den der Direktor der „progressiven“ London School of Economics, Sir Halford John Mackinder ausgearbeitet hatte, um rechtzeitig der Gefährdung des britischen Empires durch ein eurasisches Mächtebündnis zu begegnen. Sein Plan hatte bisher u.a. zu zwei Weltkriegen geführt.
Dass dieser Plan bis heute fortgeführt wird, bestätigte neben dem US-Politberater Brzezinski erst kürzlich Georg Friedman, Chef der halbamtlichen US-Denkfabrik STRATFOR, in seinem Vortrag am 4.2 2015 vor dem Chicago Council on Global Affairs. Er betonte dort: „Das Hauptinteresse der US-Außenpolitik während des letzten Jahrhunderts im Ersten und Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg waren die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland … Seit einem Jahrhundert ist es für die Vereinigten Staaten das Hauptziel, die einzigartige Kombination zwischen deutschem Kapital, deutscher Technologie und russischen Rohstoff-Ressourcen, russischer Arbeitskraft zu verhindern. … (Denn) „wenn deutsches Kapital und deutsche Technologie mit russischer Arbeitskraft und russischen Ressourcen kooperiert, wäre das eine existentielle Bedrohung für die USA … Unser Hauptinteresse besteht darin sicherzustellen, dass dieser Fall nicht eintritt.“ (unter https://www.youtube.com/watch?v=o060JXXVQ4U. Vgl. dazu auch US ARMY TRAINING & DOCTRINE COMMAND REPORT Pamphlet 525 5: A Concept for the Evolution of Full-Dimensional Operations for the Strategic Army of the Early Twenty-First Century vom 1.8.1994, dem Friedmans Ansichten weitgehend entsprechen.)
In Bezug auf das entsprechende Vorgehen verweist Friedman ausdrücklich auf das Vorbild des alten Römischen Reiches, dem schon das„British Empire“ gefolgt war: „Die Briten haben damals Indien nicht besetzt, sie haben einfach die einzelnen Staaten Indiens genommen und ließen sie gegeneinander kämpfen.“ Auch der Westen könne heute nicht überall militärisch intervenieren. „Ich empfehle“, sagte Friedman daher, „eine Technik, die schon Präsident Ronald Reagan gegen Iran und Irak eingesetzt hat: Er unterstützte beide Kriegsparteien!“ Man sollte also laut Friedman wie im Nahen Osten und wie schon von Mackinder vorgeschlagen, verschiedene Länder Eurasiens gegeneinander aufbringen, damit sie, statt zusammenarbeiten, einander niederhalten und fertig machen. Der Putsch in der Ukraine war als Auslöser eines solchen strategischen Vorgehens gedacht (Vgl. dazu George Friedman: Can Putin Survive? In Stratfor Geopolitical Weekly 17.3. 2015).
Etwas weiterreichende Einsichten vermittelt ein Blick in Friedmans Buch: The Next Decade von 2012. Dort heißt es unter anderem: „Die Sichtweise der Deutschen und Franzosen auf die USA ist naiv. Das sollten sich die USA in der kommenden Dekade zunutze machen, indem sie zielgerichtete vermischt mit willkürlichen Schritten unternehmen. Alles ist daranzusetzen, um die Deutschen und vielleicht auch die Franzosen glauben zu lassen, dass die Vereinigten Staaten mit ihren Aktionen kein bestimmtes Ziel verfolgen. […] Hierbei muss die amerikanische Strategie einmal mehr bewusst mit Täuschung arbeiten. Sie muss Europa das Gefühl vermitteln, dass die Vereinigten Staaten nur die Länder an sich binden, die das auch wollen. … Jedes Indiz dafür, dass die USA Deutschland direkt isolieren oder in einen Konflikt mit Russland verwickeln wollen, würde in Europa eine Gegenreaktion auslösen. … Beim Eintritt in die nächste Dekade steht der amerikanische Präsident vor folgender Herausforderung: Er muss mit in die falsche Richtung weisenden Informationen arbeiten, um in Moskau und Berlin keine Bedenken zu schüren, die die Regierungen dort die Intensität ihrer Beziehungen vertiefen lassen könnten, bevor die Vereinigten Staaten eine Struktur errichtet haben, die das verhindert.“ Diese Struktur scheint nun erreicht zu sein, weil man glaubt, auf solche Bedenken keine Rücksicht mehr nehmen zu müssen.
Die Vertreibung von Flüchtlinge nach Europa durch gezielt eingesetzten Terrorismus und willkürliche Drohnenangriffe gehören mit zur US-Politik gegen ein sich zusammenfindendes Eurasien (Vgl. Eric Zuesse: The U.S. Is Destroying Europe, unter: http://www.washingtonsblog.com/2015/08/the-u-s-is-destroying-europe.html vom 7.8.2015) (Laut Aussagen eines Mitarbeiters der „österreichischen Abwehr“ sollen Erkenntnisse darüber vorliegen, dass US-Organisationen die Schlepper bezahlen, welche täglich tausende Flüchtlinge nach Europa bringen http://www.info-direkt.at/insider-die-usa-bezahlen-die-schlepper-nach-europa/). Daneben gibt es in Westeuropa eine korrupte Asyl-Industrie, die daran gut verdient. Denn das „Betreuen, Bewachen und Versorgen von Asylwerbern“ wird nicht von zuständigen Ämtern besorgt, sondern von privaten Unternehmen. Eines davon ist die „Schweizer Firma ORS“, die dafür z.B. 2014 rund 21 Millionen Euro Steuergeld aus Österreich bezogen hat. Die Firma soll laut des österreichischen Standards über einige Verschachtelungen der britischen Barclays Bank gehören.
All dies ist bekannt. Nur im „westlichen“ Europa will man es mit den zu erwartenden Folgen nicht wahrhaben.