Konzentration! Konzentriert Euch!
23. Januar 2016 von admin
Auf den internationalen Aktienmärkten haben sich seit Jahresbeginn bislang fünf Billionen US-Dollar „in Luft“ ausgelöst. Sie waren ursprünglich schon „aus der Luft“ gegriffen worden. Doch was ist die Substanz dieser „Luft“? Die Dollar-Werte, die die jetzt einbrechenden Aktienwerte erst hochgejubelt haben, waren zuvor von den Zentralbanken aus dem Nichts geschaffen, ihren Steuerzahlern aufgehalst und an ihre Spezis oder Auftraggeber, d.h. die intern. Großbanken, zur „Ankurbelung der Wirtschaft“ durchgereicht worden. Wenn auch die Papierwerte sich aufgelöst haben, die dafür vereinnahmten Gelder sind geblieben. Sie können die Inflation ankurbeln, was bisher Gott sei Dank nicht geschieht, weil sie zur Umschuldung von Betrieben aber vor allem zur Investition in Wertpapiere verwendet werden. Dass sie teilweise, wie propagandistisch behauptet, zur Investition in neue Produktionsstätten (Arbeitsplätze) verwendet werden, ist aus vielerlei Gründen eher unwahrscheinlich. Was von ihnen aber auf jeden Fall bleibt, ist ihr Wertäquivalent an Schulden, die über den Staat letztlich dem Steuerzahler an den Hals gehängt werden. Das ist die Weisheit unserer bankenrettenden Politiker und Zentralbank-Ökonomen.
Wurde mit dem vereinnahmten Geld etwas geschaffen? Wenn überhaupt etwas, dann wenig. Die mit dem Fiat-Geld geschaffenen Billigkredite gingen an Banken, die gaben sie im besten Fall als Billigkredite an Großunternehmen weiter. Deren CEOs kauften damit Aktien der eigenen Firma, um dadurch den Wert dieser Aktien hochzutreiben und sich mit dem Segen des Aufsichtsrates mit Boni zu belohnen. Ein Teil der Gelder floss also als „Verdienst“ an Superreiche, die damit keine materiellen Güter kauften, weil sie diesbezüglich keinen weiteren Bedarf haben. Sie haben mit dem Geld ebenfalls auf Wertsteigerungen bei Aktien und sonstigen Wertpapieren spekuliert.
Hätten sie nicht auch investieren und damit die Voraussetzung für eine bessere Versorgung der Menschen schaffen können? Warum hätten sie das tun sollen? Eine neue Oxfam-Studie zeigt, dass es hierfür durchaus Bedarf gäbe. Eines ihrer Ergebnisse wurde von den Medien gerne wiedergegeben. Danach besitzt das eine reichste Prozent der Erdbevölkerung inzwischen mehr als alle anderen 99% zusammen und die 67 reichsten Menschen auf dem Planeten besitzen so viel Reichtum wie drei Milliarden der Ärmeren. Solche Meldungen sorgen für Entrüstung, und „Ent-Rüstung“ bedeutet das Ablegen der Rüstung. Das sehen Medien und ihre Eigentümer aus wirtschaftlichen (mehr Umsatz) und politischen Gründen (weniger Widerstand) gerne. Die weiteren Ergebnisse der Oxfam-Studie findet man in Medien dagegen selten. Demnach bedarf es nur 68.000 $ an Vermögenswerten, um zu den Top 10 % der Reichen dieser Erde zu gehören, und nur 760.000 $ um zu dem einen Prozent der Reichsten auf Erden zu zählen. Das entspricht in etwa dem Wert eines größeren Hauses in einer sehr guten Wohngegend oder einem normalen Haus zuzüglich des Barwerts der Leistungen der Rentenversicherung.
Bevor Sie nun anfangen zu überlegen, unter welche Gruppe Sie sich selbst einreihen, sollten Sie darüber nachdenken, was diese „Fakten“ (wenn es denn solche sind) für die Frage nach der Investitionsmöglichkeit bedeutet und weshalb sie weniger gern in den anerkannten Medien wiedergegeben werden. Sie besagen in der Umkehrung etwas über die Verbreitung von Armut – oder genauer – der Bedürftigkeit auf dieser Erde. Es gäbe also genug zu tun. Dem folgte die Frage, warum wird nicht produktiv investiert? Die Antwort ist einfach. Das würde sich nicht rentieren, weil es den Bedürftigen an Zahlungsfähigkeit und auch an Kreditwürdigkeit fehlt, um ihnen wenigstens das aus „der Luft“ gegriffene Fiat-Money – zukommen zu lassen.
Wissen das die verantwortlichen Wirtschafts-Koryphäen nicht? Natürlich könnten sie sich das an ihren Fingern abzählen. Ihre angebliche Weisheit ist nur Propaganda (denn auch für Weisheiten fehlt die zahlungsfähige Nachfrage). Der Antrieb im System, die ihm innewohnende wirtschaftliche Motivation ist, über Geldgewinn das eigene Vermögen (Können/Macht) zu steigern. Die Mechanik des Systems, der Markt, ist die Konzentration des Vermögens. Dass dies wenigstens bisher so der Fall war, hat Oxfam (u.a.) aufgezeigt. Die Vermögenskonzentration ist inzwischen sehr weit, hyperweit gediehen. Woher soll nun der weitere motivierende Vermögenszugewinn für die Eigentümer konzentrierter Vermögen noch kommen? Etwa aus der gesteigerten Güterproduktion und deren Umsatz, wie uns die Propagandisten weismachen wollen? Das nehmen ihnen nur Leute ab, die nicht über die wirtschaftlichen Dimensionen von Frittenbuden-Besitzern hinausdenken können oder wollen, und deren Einflüsterer, die von Mises, von Hayeks und die Neoliberalen Murray Rothbard mit Gefolge wie Walter Block und Hans-Hermann Hoppe und andere. Gewinn kann doch nur noch von denen geholt werden, die noch etwas Geld oder Sachwerte besitzen, die als Sicherheit für weitere Kredite dienen können, von den 10 Prozent Reichen dieser Erde also.
Aber viel mehr Leute gehen noch arbeiten und verdienen Geld, manche sogar recht viel. Statistiker kennen auf den Pfennig genau, was verdient wird. Mehr als dieser Verdienst lässt sich nicht „realisieren“. Was verdient wird, schlägt sich bei den Unternehmen aber als „Kosten“ nieder. Um Gewinne zu machen, muss man „mehr“ einnehmen, als die Kosten zu decken. Dieses „Mehr“ stammte einst von außerhalb des Wirtschaftskreislaufs. Das waren zunächst die Sachvermögen Außenstehender, die als Sicherheiten für Kredite/Schulden dienten. Die Kreditaufnahme auf einer Seite sorgte für das Geld, das den Gewinnen auf der anderen Seite zugrunde liegt. Kredite konnten zurückbezahlt werden, wenn gleichzeitig Geld aus weiterer Kreditaufnahme anderer in den Kreislauf hineingeflossen ist. Dieser einfache Zusammenhang konnte lange Zeit durch einen Zeitfaktor vernebelt werden. In der zeitlichen Phase zwischen Kreditvergabe und Rückzahlung (jedenfalls in Zeiten des Wirtschaftswachstums) fand eine Produktivitätssteigerung, deren relative Entwertung der umgesetzten Güter bei noch nicht angepassten Preisen Gewinne zur Kreditrückzahlung (die das geschaffene Geld wieder aus dem Markt nimmt) ermöglichte. Auch die große Zahl der beteiligten Wirtschaftssubjekte, vernebelte Leuten, die nur auf „das Konkrete“ – also auf Einzelfälle – achten wollen, den Zusammenhang (der nur in der ungeliebten Abstraktion in Erscheinung tritt).
Mit der Zeit nach fortgeschrittener Vermögenskonzentration, der eine relative Verarmung und Kredit/Schuldenkonzentration entspricht, wird es immer schwieriger, durch Produktion und Umsatz Geldgewinne zu erzielen, einfacher wird es nun (wenn die noch mögliche Konkurrenz überschaubar und einvernehmlich geworden ist) die Produktion zu drosseln und die Preise entsprechend anzuheben und mit den so noch realisierten Gewinnen auf den Finanzmärkten zu spielen, statt damit die Produktion weiter zu steigern. Daran ändern auch staatliche Wettbewerbsbehörden nichts, sie vernebeln allenfalls und glätten da und dort Übertreibungen. Deshalb „expandierten“ in den letzten 50 Jahren die Finanzmärkte während gleichzeitig die Vermögenden ihre Umweltschützer in Spiel brachten. Diese hatten den Leuten einzureden, den einen, um der Natur willen die schmutzige Produktion zu drosseln und ihr Geld umweltschützend auf die Finanzmärkte zu tragen, den andern, sich aus dem gleichen Grund mit weniger zufrieden zu geben, und zur Abschöpfung vorhandener Vermögenswerte, Zwangskonsum-Maßnahmen politisch durchzusetzen. Für die Natur hatten sie außer Gefühlsduselei praktisch nichts übrig. Denn was hat die Natur, zu der ja auch Pflanzen zählen, schon von Windmühlen (Vogel Guillotinen), von Solarzellenfeldern, von der Drosselung des Ausstoßes der Pflanzennahrung CO2 und von den meisten anderen grünen Geistesblitzen zur Einführung von Zwangskonsum (wie Häuserisolierung etc).
Wer außer einem auf diese Weise längerfristig allmählich abnehmenden Einkommen noch etwas besitzt, wird früher oder später genötigt darauf als Sicherheit Kredit aufzunehmen, bis er auch das nicht mehr besitzt und er verschuldet mit den anderen Willfährigen um die noch verbliebenen Jobs konkurriert und dabei gleichgeschaltet wird. Als letzte Instanz der Gewinnrealisierung bleibt nur noch der Staat als Steuereintreiber bis auch der hoch verschuldet ist, etwa wie Griechenland, und schließlich fallen gelassen wird. Dort sieht es dann bald so aus wie im Bürgerkriegsland Syrien. Doch das ist Zukunftsmusik, die niemand hören will, um nicht beunruhigt zu werden.
Von Warren Buffet findet sich im Jahresbrief seines Fonds „Berkshire Hathaway“ an die Investoren, 2003, S. 7 der Spruch: „Wenn in Amerika Klassenkampf herrscht, dann ist meine Klasse (der Reichen) eindeutig dabei ihn zu gewinnen.“ Buffet, dem es in erster Linie auf das Gewinnen, nicht auf das Besitzen ankommen soll, muss das nicht – wie einige behaupten – bösartig gemeint haben. Er könnte sich sozusagen „wertfrei“ auf das bezogen haben, was vor aller Augen abläuft, aber nicht eingestanden wird, weil es Empörung auslösen würde.
Aber der Markt sorgt doch dafür, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen, sagen seine Anbeter. Zweimal hat er in den letzten 15 Jahren tatsächlich versucht, die Reichen zu schröpfen. Der Absturz des Jahres 2000 verringerte ihren Nasdaq-Reichtum um fast 80%; und die Krise von 2008/9 halbierte den Wert der Aktienbestände. Aber traf es die wirklich Vermögenden oder handelte es sich nur um ihren Trick, die verbliebenen Vermögen der 10% noch Wohlhabenden rascher abzuschöpfen, wenn diese versucht hatten, bequem reicher zu werden ohne dafür arbeiten (Güter herstellen) zu müssen. Zurzeit läuft an den Börsen eine ähnliche Welle der Vermögenskonzentration.
Aber es wird doch noch produziert und verkauft. Gewiss, die Zeit bis zur völligen Machtübernahme der konzentrierten Vermögen ist noch nicht ganz abgelaufen, doch wird immer weniger produziert. Das belegen Transport- und Warenumsatzstatistiken. Sollte sich da oder dort tatsächlich eine (nicht kriegsbedingte) Zunahme der Güterproduktion zeigen, dann nahm die Verschuldung entsprechend schneller zu. Auch die Wirtschaftsankurbelung über Staatsverschuldung scheint allmählich ihr Ende zu erreichen, sie „kurbelt praktisch nichts mehr an“: Wenige extrem reiche Leute, zu viele Glücksspiele an der Börse, zu viele Arbeitslose, zu viele Schulden, zu wenig Zahlungsfähigkeit bei zu vielen bedürftigen Menschen, usw. Einem Finanzberater bei der Firma Clark Wilson, Bill Holter, hat es inzwischen gedämmert; er soll geklagt haben: „Die Realwirtschaft liefert nicht genügend Cash, um auf der finanziellen Seite die Schulden zu bedienen“, um dann fortzufahren, dass die weltweite Kombination aus schrumpfender realer Wirtschaftsleistung bei gleichzeitiger Kreditausweitung fatal sei. Fatal für wen? Nicht für die Superreichen!
Doch wie soll es weiter gehen? Auch die Vermögenden und ihre Bediensteten brauchen noch reale Güter und Dienste. Nun, wie bei allem, was die sogen. “Freie Marktwirtschaft“ betrifft, geben die USA den Weg vor: Die US-Bevölkerung macht 4,4 Prozent der Weltbevölkerung aus, stellt aber 22 Prozent aller Strafgefangenen weltweit. Dort werden Strafgefangene wirtschaftlich (auch „privat“) verwertet. Die „Freiheit“ hat eben einen Preis, den meist andere bezahlen. Nach der sogn. Dritten und Zweiten Welt (die sich teilweise zu sträuben beginnt und deshalb zum Buhmann wird) zahlt jetzt die EU und – noch zu einem geringeren Grad – die US-Bevölkerung.
2 Reaktionen zu “Konzentration! Konzentriert Euch!”
Zitat: „Doch wie soll es weitergehen?“
Europa, Nord- und Südamerika, Asien und Australien befinden sich im Zyklus einer hochkulturellen Entwicklung im Erststadium des Niedergangs nämlich der Zivillisation.
Spengler setzte den Peak der Kultur für Deutschland auf ca. 1700.
Eckart Knaul(Weltmacht ROM-biologisch gesteuert) setzte Peak Kultur für das römische Imperium 150 v. Ch.
Wir befinden uns demnach in einem nicht aufzuhaltenden Niedergang seit über zwei Jahrhunderten.
Da des Menschen Lebenszeit zu kurz ist um diesen lang ablaufenden Zyklus vom Werden und Sterben einer Hochkultur zu erfassen, kreist sein Denken immer nur um die gegenwärtigen Probleme bezogen auf den Horizont seiner Lebenszeit.
Hier scheint die Natur mit uns Menschlein doch recht gnädig zu sein, denn welche psychischen Probleme entstünden, sollte unser Großhirn die vollumfängliche Nutzlosigkeit eines Tun erkennen um diesen Ablauf aufhalten zu wollen.
Insofern ist alles im Lot.
Defaitismus, man kann nichts tun, der Lauf der Dinge, der Zivilisationen ist halt so, das alles ist üble Bequemlichkeit und Faulheit:
Man will nichts tun. Chinas/Russlands Eursasisches Infrastrukturprogramm ist durchaus ein gegen Mackinders Konzept
der Aufsplitterung des „Herzlandes“ zugunsten der Seehandels-Priatennationen wirksames Programm – wenn es nicht durch
einen mit Hilfe der Türkei (NATO) in Syrien ausgelösten neuen Weltkrieg (den die Bundesregierung mit ihren AWACS und Tornados mit
vorbereitet), abgetrieben wird.