Ach wie gut, dass niemand weiß, …
8. Juli 2016 von admin
Man hatte es mit Angstmache versucht: Der Brexit führe zu einem wirtschaftlichen Desaster und würde Euch ärmer machen. Es half nichts. Denn bei der Entscheidung britischer Wähler, die Europäische Union zu verlassen, ging es kaum um Europa oder die EU. Brexit war die Rote Karte, die der kleine Mann der Elite zeigte, ohne selbst so richtig zu wissen, worum es eigentlich geht. Das zeigte sich ganz deutlich am Wahlverhalten: Dort wo Geld war, wurde dagegen gestimmt, wo es fehlt, stimmte man für den Austritt. Selbst die Financial Times gestand ein, dass die Brexit-Revolte „ein Aufschrei gegen die Hochfinanz“ sei. Die Streikbewegung zeigt, dass dieser Aufschrei auch in Frankreich zu hören ist. Die jüngste Umfrage vom Pew Research Center will ermittelt haben, dass in Frankreich 61% der Bevölkerung über die Brüsseler Politik verärgert ist, also knapp 10% mehr als in Großbritannien. In anderen Ländern tritt die Unzufriedenheit in Form von separatistischen Bestrebungen auf.
Der Aufstieg von Donald Trump und Bernie Sanders in den USA zeigt das gleiche Phänomen. Selbst ein Henry Kissinger warnte: „Die Wirkung des britischen Referendums ist deswegen so grundlegend, weil sich die Emotionen, die das Ergebnis widerspiegelt, nicht auf Großbritannien oder Europa beschränken.“ Das sagte er noch vor den jüngsten Morden an Farbigen und danach an Polizisten. Die Unzufriedenheit mit der Elite wächst. Noch halten sich in Deutschland die Politikverkäufer stramm an die Vorgaben der Elite. Und Merkel versucht es wieder mit der außenpolitischen Angstmasche gegen Russland. Aber irgendwann werden selbst die deutschen Duckmäuser und Schuldbesessenen merken, dass ihnen das Hemd näher sitzt als der Rock.
Kommt es im Gegensatz zum Geist und der Geschichte der sogenannten „Demokratie“ zu einer Emanzipation der Mehrheit der Bevölkerung von der Indoktrination und Manipulation durch die sogenannte „demokratische“ Elite und damit zu einer politischen Neuorientierung von Teilen des Bürgertums? Oder vermag die Elite mit der Terrorisierung der Bevölkerung durch die Angstmache von Öko-, Klima-Katastrophen bis hin zur Hetze gegen die angebliche Aggression Putins oder die „Gelben Gefahr“ den Trend noch aufzuhalten und ihr System als „Faschismus mit demokratischen Gesicht“ zu stabilisieren. Kann der alte Etikettenschwindel, die Menschen weiterhin verwirren: Wenn die Stay Behind Terroristen der NATO ihre Aktivität kommunistisch dekoriert, oder wenn die Elite-Instrumente „IS“ oder „Antifa“ (um nur zwei zu nennen) als Feinde der Elite dargestellt und sogar scheinbar bekämpft werden, um ihren Dienst für die Elite wirksamer verrichten zu können.
Vielleicht wacht die Gesellschaft nach „jahrzehntelangen Schuldenorgien, zunehmender Geldentwertung, Sparer-Repression, skandalösen Bankenrettungen, zunehmend prekären Arbeitsverhältnissen und endloser Geldvermehrung mit immer unerschwinglicheren Preisen für Wohnraum“ etc. endlich auf. Vielleicht erkennt sie bald den eigentlichen Feind hinter der Flüchtlingswelle, die diese Leute durch Krieg und Wirtschaftspolitik entwurzelt und ins Land treibt, um auf dem Arbeitsmarkt die breite Masse in Verteilungskämpfe zu verwickeln und die Reallöhne weiter abzusenken. Vielleicht spüren die Sparer allmählich, wer ihre Ersparnisse entwertet und gleichzeitig steigende Abgaben und Steuern erzwingt. Europas regierende Politikverkäufer sind mit den vielen, aufscheinenden Herausforderungen von der Flüchtlingskrise über die rasch wachsenden Schuldenberge bis hin zu den drohenden Banken- und Staaten-Bankrotts offensichtlich überfordert, weil sie sich nie um die Ursachen dieser Entwicklungen kümmern mussten. Nun wird es schwer, diese Politik weiterhin mit leeren Phrasen zu vertreiben. Bisher mussten die Politikverkäufer nur darauf achten, es den Eliten recht zu machen, um ihrer eigenen Eitelkeit zu frönen und sich ihre gut bezahlten und honorierten Arbeitsplätze zu sichern. Inzwischen könnten sie dabei die rote Karte ziehen, und vorbei wäre das süße Leben.
Wahlenthaltungen deuteten die aufkommende Unsicherheit und die Zweifel an. Sie gehen allmählich in Proteste über. In allen Ländern bilden sich Protestparteien, die rasch Zulauf bekommen. Die Elite-Medien versuchen es mit Lächerlich-Machen der Protestparteien, stellen sie wie die SZ vom 24.6. als ewig gestrige “Antwort aus dem falschen Jahrhundert“ oder wie die NZZ vom 17.6. als Provinzialismus der Ewiggestrigen und Wutausbruch geistig zurückgebliebener Hinterwäldler dar oder beschimpfen sie einfach nur, wie SPD-Chef Gabriel, als „Pack“ usw. Die Politikverkäufer vergessen, dass das Pack hart arbeiten muss, um die Kosten und Verschwendungen ihrer Politik und deren Auftraggeber zu decken. Bürokraten verlassen sich noch auf die herkömmlichen, kleinen Wahlbetrügereien. Doch das steigende Ausmaß an erforderlichen Eingriffen bringt diese zunehmend an die Öffentlichkeit, so dass Gerichte (wie jüngst in Österreich) die Klagen dagegen nicht mehr wie bisher unter den Teppich der Belanglosigkeit kehren können. Ob das European Union Police Training, bei dem eine neu aufgestellte EU-Polizei zusammen mit Militär-Abordnungen die Bekämpfung von Aufständen übt, wieder für mehr „Stabilität“ der Verhältnisse sorgen kann?
In Großbritannien erschien am 5.7. noch dazu der 2,6 Mio. Wörter umfassende Chilcot Report. Er zeigt nicht nur die Intrige von Premier Toni Blair und US-Präsident Bush, um den Irakkrieg endlich in Gang zu bringen. Er dokumentiert auch, dass dabei die Zunahme des internationalen Terrorismus, vor dem der britische Geheimdienst in dem Zusammenhang gewarnt hatte, billigend in Kauf genommen wurde. Er zeigt vor allem, wie gefährlich es ist, die nationale Souveränität einer internationalen Elite, die nach 200 Jahren Intrigen mit Kriegen und Finanzkrisen glaubt hatte, dass das inszenierte Chaos groß genug sei, um endlich ihre Weltherrschafts-Vorstellungen durchsetzen zu können.
Nur leider hatte ihnen Russland zu guter Letzt noch einen Strich durch die Rechnung gemacht und im Gefolge Russlands die Volksrepublik China. In beiden Ländern wurde die von der Elite in die Startlöcher gehievten Politikverkäufer wieder aus diesen hinausgedrängt. Schuld daran war vor allem einer, der als Geheimdienstmann mit Verbindungen zu einer ehemaligen russischen „Großfürstin“ im Westen die Intrige durchschaut hatte und dann entsprechend die Notbremse gezogen hat: Wladimir Putin. Ihn trifft daher der volle Hass dieser Möchtegern-Gutmenschen und ihres dümmlichen Gefolges. Was jetzt? Krieg? Wen schickt man vor? Schreien Merkel und von der Leyen: hier, nimm wieder einmal uns!
Wir sprachen von der Elite. Doch wer soll das sein? Noch geht es den meisten politisch Interessierten wie den Blindgeborenen in einem buddhistischen Gleichnis des Palikanons. Nach diesem Gleichnis hat ein König (Raja) die Blinden befragt, was ein Elefant sei. Sie wussten es nicht. Danach ließ er einen Elefant hereinführen. Die Blinden durften ihn nun „empirisch“ wahrnehmen, das heißt, der eine Blinde durfte das Ohr des Elefanten mit seinen Händen begreifen, der andere den Schwanz, ein anderer die Füße, wieder ein anderer den Rumpf, den Rüssel, Stoßzahn usw. Danach befragt er sie wieder, was ein Elefant sei. Jeder berichtete nun das, was er „begriffen“ hatte und der König amüsierte sich darüber, wie sie einander in der vollen Überzeugung, begriffen zu haben, in die Wolle gerieten. Das Gleichnis kommt in vielen Versionen und Religionen vor und ist äquivalent zum bekannten Höhlengleichnis Platons. Nicht die Fakten, der Faktor, die Ursache ist zu wissen entscheidend. Ähnlich mutet der Streit der linken und rechten „Systemkritiker“ darüber an, was „das System“ oder die Betreiber des Systems sind. Fragt sich also, wer der Elefant wirklich oder der sich freuende Raja hinter dem Streit ist.
Das überzeugend zu klären verlangt mehr Arbeit und vor allem mehr Raum und Lesebereitschaft als im Rahmen der Spatz-Seiten möglich ist. Im Folgenden müssen einige Andeutungen genügen. Anzufangen wäre bei den Ursprüngen der viel gelobten „Demokratie“ in England. Sie wird als die Befreiung des Menschen von der Zwangsgewalt des Königtums durch das Parlament gefeiert. Tatsache war, dass dieses „Parlament“ das gemeinsame Projekt des britischen Hochadels und der Wollhändler war. (Wolle war zu Beginn der einzige englische Exportartikel, durch den Geld (Gold) ins Land kam. Die Wollhändler waren die Vorläufer der Hochfinanz). Dieses Bündnis hetzte eine breitere wohlhabendere Bevölkerung gegen die Zentralgewalt des Königs auf. Ziel war den königlichen Schutz für die Kleinen Leute, vor allem die Bauern und Pächter, auszuhebeln. Mit Hilfe der sogenannten Friedensrichter gelang es den sogenannten Demokraten, die Almende einzuhegen, den Bauern die Existenzgrundlage so zu schmälern, dass sie schließlich das Land verlassen mussten, um als Proletarier in den Städten Arbeits-, Kriegs- vor allem Matrosendienste anzunehmen. Der Hochadel und seine Hintersassen wandelten das gewonnene Land in Schafweiden um, und lieferten den Wollhändlern (der späteren Hochfinanz) erst vermehrt Exportware und dann Arbeiter für die Textilindustrie. Das Königtum passte sich bald nach der „Glorious Revolution“, um geduldet zu werden, entsprechend an und lieferte der Clique den pompösen Mantel.
Das politische Geschick dieser „Demokraten“ bestand von Anfang an darin, 1. einen Großteil der Bevölkerung gegen die Zentralregierung des Königs aufzuwiegeln. Dazu mussten sie u.a. überzeugende Skandale inszenieren, um die Gemüter zu erhitzen, zu „entrüsten“, die Leute mit relativ kostenlosen Freiheitsrechten zu verlocken und ihnen gegebenenfalls Hassgegner (z.B. Anders-Gläubige) anzubieten, an denen sie ihr Wütchen kühlen konnten. 2. mussten sie die Beamten der Zentralverwaltung (die „Friedensrichter“ u.a. Beamte) korrumpieren und für ihre Zwecke dienstbar machen. Das war die Essenz von „The Great Transformation“, deren Einzelheiten Karl Polanyi in seinem 1944 veröffentlichten Buch dieses Titels beschreibt. Viele weitergehende Details dazu hatte auch der „linke“ Leo Kofler in seinem umfangreichen Buch „Zur Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft“ von 1948, (der Polanyis Text nicht gekannt haben konnte) zusammengetragen. Die Elite erreichte im Verlauf der demokratischen Entwicklung, sich der Staatsgewalt und vor allem der Staatskasse zu bedienen und verfeinerte ihre Fähigkeiten und Methoden. Doch scheint sie mit ihren jüngsten Maßnahmen, z.B. der Flüchtlingswelle, wieder auf die alten Prinzipien (Anfänge) ihrer „demokratischen“ Politik zurückzukommen.
Doch wer genau ist diese Elite? Hochadel und Hochfinanz sind ein vages Feld. Nicht jeder, auf den dieses Etikett zutrifft, gehört dazu. Im Lauf der nahezu vierhundertjährigen Geschichte der „Demokratie“ in England und später auch in den USA hat sich ein enger Kreis mit Weltherrschaftsambitionen um die beiden Flügelmänner Lord Salisbury (1830 – 1903, Adel) und Cecil Rhodes (1852 – 1902, Geld) mit „progressiven“, „konservativen“ und „intellektuellen“ Hilfskräften herausgebildet. Die Geschichte dieses Kreises konnte Carrol Quigley, ein Insider der Clique, der sich nur an deren Geheimniskrämerei stieß, nachdem er Zugang zu ihren Unterlagen erhalten hatte, niederschreiben.
Quigleys erstes Buch von 1949 behandelt im Detail „Das Anglo-Amerikanische Establishment“ das Bündnis des britischen Hochadels mit der Hochfinanz des Westens und ihrer akademischen und politischen Dienstmänner in den Institutionen. Das Buch gefiel den Auftraggebern nicht: Es war zu offen. Das Manuskript konnte daher nicht erscheinen. Es wurde erst 1981 lange nach dem Tod Quigleys von jemandem herausgebracht, der mehr oder weniger zufällig auf das Manuskript aufmerksam gemacht wurde. Das ist sehr verwunderlich, weil Quigley selbst dieser Elite sehr nahe stand, an der renommierten US-Diplomatenschmiede (Georgetown University) lehrte und politische Kader des US-Militärs ausbildete. Vermutlich nicht mehr im Auftrag dieser Leute verfasste er knapp 20 Jahre später seine sehr umfangreiche Darstellung des politischen Umfeldes, in der dieses Establishment ab Mitte des 19.Jahrhunderts bis kurz vor Erscheinen des Buches agierte. Dieses Mal fand Quigley einen renommierten Verleger. Doch wurde das Buch kurz nach Erscheinen aufgekauft, über eine mögliche Neuauflage wurde der Autor Jahre lang täuschend hingehalten. Erst nach Auslaufen der Verlagsrechte konnte das Buch quasi als Raubdruck erscheinen.
Beide Bücher sind seit Anfang dieses Jahres auch auf Deutsch erschienen – natürlich in einem vom „main stream“ angefeindeten Verlag. Erst die beiden Stränge, der der Great Transformation (von „links“, soziologisch) und der des Anglo-Amerikanischen Establishments (von „rechts“, personenbezogen historisch), ermöglichen zusammengenommen ein angemessenes Verständnis der „Elite“, ihres wachsenden Einflusses auf die jüngere Geschichte und deren mörderische Kämpfe seit 1913, nach der „translatio imperii“ von England nach den USA.
Ein solches Verständnis ist die Voraussetzung, damit der Protest nicht wieder wie z.B. 1917 oder 1933 (und öfter) von Rattenfängern oder politisch Naiven an der Nase herum vom Regen in die Traufe geführt wird.
3 Reaktionen zu “Ach wie gut, dass niemand weiß, …”
Danke für den Hinweis zu den beiden Büchern die ich mir
kaufen werde. Von den demokratischen Wollhändlern hatte
ich bisher nur in Büchern gelesen, die schon vor der Zeit der
Rattenfänger erhältlich waren und dann trotzdem auf unseren Index
kamen. Man erhält sie weiter gratis auf Deutsch bei der archive.org/.
Als Suchstichworte reicht ‚England beherrschen‘.
@wirtschaftlichen Desaster
nun – Schröder konnte in Österreich durch wirtschaftliche Erpressung erreichen, daß ein demokratisch gewählter Politiker zurücktreten mußte.
Es bleibt abzuwarten, was die Finanzeliten wirklich wollen – oder ob sich GB vor der europäischen Katastrophe nur in Sicherheit gebracht hat.
Übrigens – für Deutschland denken sie daran, daß die gesamte Wirtschaft zwar über Öl läuft, aber die BRD keinen Ölhafen hat. Jeder Liter muß über Pipeline aus Holland kommen.
Wenn Holland den Hahn abdreht, es zu einem „Unfall“ kommt oder – der GOTTSEIBEIUNS möge es verhüten – ein Terroranschlag, bsp. von Gladio, die Leitung unterbricht – allein die Drohung wird jeden unwilligen Politiker gefügig machen.
Insofern ist die wirtschaftliche Drohung gegenüber GB – falls ernst gemeint und kein Nudging-Projekt – sehr bedrohlich !
mfg zdago
Das Spiel des Lebens…!
Es wird eventuell solange gespielt, bis die meisten Menschen aufgewacht sind. Aber halt, dass wird wohl nie passieren. Schade, doch da können nun mal die 99,99 % der Bevölkerung nichts daran ändern. Die 0,01 % sehen dass auch so…
Blöde nur, wir sind alle selbst Schuld – weil wir ja immer einen Schuldigen brauchen. Daher kurz in den Spiegel schauen und erkennen was wir letzlich sind.
Jeder kann sich aus dem Spiel nehmen, sobald er verstanden hat wie und warum es funktioniert.
Ich habe es schon einmal geschrieben, es ist nicht einfach, aber dies muss eben jeder für sich selbst abwägen. Geht nicht – gibt’s nicht.
Man sollte allerdings nicht zu sehr der materiellen Welt anhaften, sonst wird es wohl nicht funktionieren. Aber mit kleinem und leichten Rucksack, läuft es sich sowieso leichter durch das Leben.
Übrigens wieder ein sehr schöner Artikel und eine Freude über jeden der „Aufgewacht“ ist.
Eine Veränderung wird kommen, so oder so.