Man muss es verstehen Wollen
9. September 2016 von admin
„Sehen Sie sich Orlando, San Bernardino, das World Trade Center an, sehen Sie sich an, was in der Welt passiert. Und wir haben es dem IS ermöglicht, diese Position einzunehmen… Es war Hillary Clinton! Man sollte ihr eine Auszeichnung als Gründerin des IS verleihen.“ sagte Donald Trump noch, dann brach der Sender die Live-Sendung unvermittelt ab. Trump hatte dergleichen schon öfters von sich gegeben. War das nur Wahlkampfklamauk?
Bekanntlich wurde Hillary Clintons privater Server geknackt – natürlich war sofort klar: „von den Russen“. Später stellte sich ein anderer Hacker. Doch das war dann nicht mehr „newsworthy“. Im März 2016 veröffentlichte Wikileaks aus dem Gehackten über 50.547 Dokumentenseiten. Sie stammten aus der Zeit von Juni 2010 bis August 2014, als Clinton US-Außenministerin in Obamas erster Amtszeit war. 7.500 dieser 30.000 Emails hatte sie selbst verschickt. Am 25.7.2016 bestätigt Wikileaks-Gründer Julian Assange im Radiosender Democracy Now! die krassesten Behauptungen: „Es (aus den Dokumenten erg.) ergibt sich ein Bild, wie Hillary Clinton im Amt auftritt, und, weiter gefasst, wie das US-Außenministerium operiert. Also, zum Beispiel, die katastrophale, absolut katastrophale Intervention in Libyen, die Zerstörung der Gaddafi-Regierung, die zur Besetzung weiter Teile des Landes durch den IS geführt hat, Waffenlieferungen nach Syrien, auf die Hillary Clinton gedrängt hatte, an die Dschihadisten in Syrien, inklusive an den IS, das steht in diesen Emails. Es gibt mehr als 1.700 Emails allein über Libyen in Hillary Clintons Sammlung, die wir veröffentlicht haben.“
Ein anderes Kapitel: Zurzeit befinden sich über 2,2 Millionen Menschen in Gefängnissen und Zuchthäusern der USA, eine Million davon sind Afroamerikaner. Ein Viertel aller Strafgefangenen der gesamten Erde werden von einem Land eingesperrt, das gerade einmal fünf Prozent der Weltbevölkerung stellt. Liegt es an der strengen Gesetzlichkeit der USA? Das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Juristische Maßnahmen, die Personen zur Verantwortung ziehen sollen, die für Folter, Kriegsverbrechen oder Auslösung von Angriffskriegen verantwortlich sind, gehen dort meistens ins Leere.
Der Rechtsstaat – angeblich die Grundlage der amerikanischen Demokratie – ist ein Werbegag. Die Aktivistin und Historikerin Rebecca Gorton schrieb in ihrem Buch American Nuremberg: The U.S. Officials Who Should Stand Trial for Post-9/11 War Crimes (5. April 2016): „Die Verbrechen der Vereinigten Staaten von Amerika im Krieg gegen den Terror haben Gewicht […] weil dadurch Hunderttausende getötet und Millionen obdachlos gemacht worden sind, weil eine unbekannte Anzahl entführt und gefoltert wurden und verschwunden sind – und weil das Land, das für das alles die Verantwortung trägt, das mächtigste ist, das die Welt je gekannt hat. Diese Verbrechen spielen eine Rolle, weil Straflosigkeit eine gefährliche Sache ist, sowohl für die Seelen der Menschen dieses dem Namen nach noch immer demokratischen Landes, als auch für den Rest der Welt […].“ Ihr „Gewicht“ ist offensichtlich zu leicht und die Verbrechen „spielen auch keine Rolle“ bei denen, die „unsere gemeinsamen westlichen Werte“ repräsentieren und die für die westliche Politik verantwortlich zeichnen.
Verantwortlich für diesen Missstand werden allgemein die Korruption und das Abgestumpftsein der wählenden Bürger im Wohlstand gemacht. Aber trifft das für die Masse der Wähler zu, hat sie einen Einfluss, genießt sie so einen Wohlstand? „Das durchschnittliche mittlere Haushaltseinkommen in den USA ist (angepasst an die reale Inflation) um etwa 20% gefallen, seitdem Janet Yellen Präsident Bill Clintons Council of Economic Advisors (Wirtschaftsbeirat) beitrat und dieser mit ihrer „Hilfe“ begann, die Wirtschaftspolitik der USA zu gestalten“ schrieb der Marktverehrer und Finanzpolitikkritiker Bill Bonner.
Julian Assange wurde beim oben erwähnten Interview auch nach dem Motiv seiner Enthüllungen gefragt, er antwortete: „Also, wissen Sie, unsere Zivilisation kann nur so gut sein, wie das Wissen darüber, was unsere Zivilisation tut. Wir können unmöglich hoffen, etwas zu reformieren, das wir nicht verstehen.“ Verstehen wir die Politik der dafür Verantwortlichen unserer Zivilisation? – ich meine die tatsächliche, nicht die gepredigte.
„Wer ist Obamas Chef?“ fragte am 6.9.2016 ein Jon Rappoport in NoMoreFakeNews.com und gleich weiter: „Wer ist für die Zerstörung der Volkswirtschaften verantwortlich? Wer drängt auf neue, die Wirtschaft zerstörende Handelsabkommen, wie das TIPP? Wer fordert seine Ratifizierung? Wer fordert, dass immer mehr US-Arbeitsplätze nach Übersee verschwinden und nie zurückkommen?…“
Er gibt auch die Antwort. Es sei die seit 1973 existierende von David Rockefeller mit dem Ziel „eine neue Weltwirtschaftsordnung zu schaffen“ ins Leben gerufene Trilaterale Kommission. Obama sei nach seiner Wahl noch vor der Amtseinführung 2008 von dem Mitbegründer der Trilateralen Kommission, Zbigniew Brzezinski in sein Amt eingeführt worden. „Es gibt nur 87 Mitglieder der Trilateralen Kommission, die in Amerika leben. Obama hatte elf davon in seine Regierung berufen, zum Beispiel: Tim Geithner, Finanzminister; James Jones, Nationaler Sicherheitsberater; Paul Volker, Vorsitzender des Konjunkturausschuss; Dennis Blair, Direktor der National Intelligence…“ Auch der von Obama 2013 berufene Verhandlungsführer bei der TIPP- und ähnlichen Handelsvereinbarungen, Michael Froman, war vor Antritt seines Staatsdienstes dort Mitglied. Das hat aber nichts zu bedeuten, Mitglieder haben satzungsgemäß vor Antritt eines offiziellen Staatsamtes die Kommission zu verlassen, bleiben aber ihre Agenten.
Zur Charakterisierung dieser Kommission veröffentlichte Jon Rappoport anschließend das Interview, das der Reporter Jeremiah Novak mit zwei führenden Vertretern der Trilateralen, mit Richard Cooper und Karl Kaiser, bereits 1978 geführt hatte. Novak hatte gefragt: “Stimmt es, dass ein privates Trilaterales Komitee (das sogen. Steering Committee oder der Lenkungsausschuss der Trilateralen Kommission) unter Führung von Henry Owen aus den USA und bestehend aus Repräsentanten der Trilateralen Kommission aus den USA, Großbritannien, Westdeutschland, Japan, Frankreich, und der EEC die Wirtschafts-, Innen- und Außen-Politik der Trilateralen Länder einschließlich der USA koordiniert?“
Cooper antwortete: „Ja, und sie trafen sich drei Mal.“ Novak fragte etwas verwundert über diese „3 Mal“ weiter: „In Ihrem jüngsten Papier haben Sie erklärt, dass dieses Komitee ‚informal‘ bleiben sollte, denn wenn man es offiziell machen würde, dürfte seine Funktion sehr wohl für einige der Trilateralen und der anderen Länder, die dort nicht vertreten sind, anstößig sein‘. Was befürchten Sie?” Darauf antwortete Kaiser: „Viele Länder in Europa dürften die dominante Rolle übelnehmen, die Westdeutschland bei diesen Trilateralen Treffen einnimmt.“ (Tut es das?) Cooper lenkt ab: „Viele Leute leben noch in einer Welt getrennter Nationen und würden eine solche Koordination der Politik ablehnen.”
Novak weiter: „Aber dieses Komitee ist für eure (der Kommission) gesamte Politik entscheidend. Wie könnt ihr es geheim halten oder nicht versuchen, dafür die Unterstützung der Öffentlichkeit zu bekommen” [nämlich dafür, dass es entscheidet, wie die Mitglied-Nationen der Trilateralen ihre Wirtschafts-, Innen- und Außen-Politik auszuführen haben?] Cooper: „Nun, ich denke es ist die Aufgabe der Presse, dies zu veröffentlichen.“ Nowak damit unzufrieden: „Ja, aber warum tritt nicht [der damalige] Präsident Carter an die Öffentlichkeit und erklärt dem amerikanischen Volk, dass die Wirtschafts-, Innen- und Außen-Politik vom Komitee der Trilateralen Kommission, bestehend aus Henry Owen und sechs anderen Personen koordiniert wird. Schließlich sollte die Bevölkerung wissen, dass die Politik der USA auf einer multinationalen Ebene bestimmt wird.” Darauf Cooper: „Präsident Carter und (der damalige) Außenminister Vance haben das in ihren Reden immer wieder angedeutet.“ [Das war sicher gelogen] Deshalb Kaiser einlenkend: „Das war einfach kein Thema.“
Das Gespräch zeigt eindeutig, dass mit dieser Politik die US-Verfassung aber auch die Verfassungen der anderen beteiligten Länder ausgehebelt wird. Das gilt auch für Deutschland – oder finden Sie im Grundgesetz einen Passus, der besagt, dass eine Komitee im Ausland bestehend aus sieben oder ein paar mehr Leuten die Wirtschafts-, Innen- und Außen-Politik Deutschlands bestimmen soll. Das erklärt aber zu einem gewissen Grad die Politik der Kanzlerin (und früherer Kanzler) – etwa jetzt in der Flüchtlingsfrage nach dem von außen (etwa durch das Komitee) geplanten und inszenierten Bürgerkrieg in Syrien, Libyen und anderswo.
Das Interview erschien damals in politischen Szeneblättern und wurde in das Buch Trilateralism: The Trilateral Commission and Elite Planning for World Management; ed. by Holly Sklar, 1980, South End Press, auf S. 192-3f aufgenommen. Es war damals also bekannt, löste aber keinen Aufschrei aus und schaffte es nicht in die “anerkannten“ Medien – „um die Leser nicht zu verunsichern“, wie sich ein Die Zeit-Redakteur geäußert haben soll. D. h., es wurde wie vieles, das der Bürger nicht wissen soll, sang- und klanglos beerdigt.
Das gilt z.B. auch für die Kritik an der offiziellen Darstellung der Anschläge auf das World Trade Center am 11. 9. 2001 (9/11), der sich gerade wieder jährt. Seit Jahren verlangen Wissenschaftler, die den offiziellen Bericht mit guten Gründen anzweifeln, unabhängige Untersuchungen. Die internationale Vereinigung ReThink911 beruft sich in ihrer Kritik auf 2100 Ingenieure und Architekten. Eine solche Kritik der Autoren um den ehemaligen Physikprofessor Steven Jones an dem im Jahr 2008 veröffentlichten Abschlussbericht der US-Bundesbehörde National Institute of Standards and Technology (NIST) konnte nun zum ersten Mal in einem Mainstream-Medium erscheinen, im Fachmagazin „Europhysics News“, dem Journal der europäischen Physikgesellschaften, zu denen auch die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) gehört. Bislang wurde dergleichen immer als lächerliche „Verschwörungstheorien“ abgetan. Das Hauptargument der Autoren bezieht sich auf die Stabilität des Stahlskeletts angesichts der Wärmeentwicklung eines Kerosin-Brands.
Die Trilaterale Kommission war vor einigen Jahren ein beliebtes Thema angeblicher und sogenannter Verschwörungstheoretiker. Aber auch bei ihnen kam das Thema dann wieder aus der Mode. Zu Recht ?
9 Reaktionen zu “Man muss es verstehen Wollen”
@Man muss es verstehen Wollen
also mit dieser Forderung rennen Sie keine offenen Türen ein – es werden zwar viele zustimmen, aber nur sehr wenige handeln danach – das ist der Grund, warum die Welt so ist, wie sie ist !
mfg zdago
Immer wieder, wenn ich Ihre Artikel überfliege, scheint mir, dass der innere Ausstieg aus der LaRouche-Bewegung Ihnen noch nicht ganz gelungen ist. Immer noch ist alles Verschwörung. Aber so viel Schlechtigkeit, wie Sie zu Recht den großen und kleinen Kapitaleignern nachweisen, verweist doch bereits darauf, dass das Problem unmöglich eine Frage der Einstellung dieser Personen sein kann. Sie tun nur, was sie tun müssen: ihr Geld vermehren, ihre Profitmöglichkeiten vergrößern.
Denn es geht doch darum, dass der Zweck des Wirtschaftens im Kapitalismus nur und ausschließlich im Geldverdienen besteht (und nicht in der menschenwürdigen Versorgung mit Energie, Waren und Dienstleistungen). Und das lässt sich nicht mit Reformen dieses Wirtschaftssystems erreichen, sondern nur durch die Abschaffung dieses Systems.
Der Beginn der LaRouche-Bewegung mit ihrer starken Bezogenheit auf Marx wäre vielleicht eine Rückbesinnung wert? Dazu müssten Sie aber jahrzehntelang Immunisierung gegen eben diesen Marx durch die LaRouche-Denke über Bord werden.
Das als Anregung – mehr kann es nicht sein. Über eine Veröffentlichung würde ich mich freuen, da auch andere Leser die Chance haben sollten, wenigstens wahrzunehmen, dass es eine ganz andere Systemalternative gibt. Vielen Dank!
http://larouche.npage.de/willkommen.html
„Ein System abschaffen“, ein anderes fordern, lässt sich bequehm dahin radikalisieren. Die Frage ist, wie kommt man dahin,
wo sind in der Entwicklung des bestehenden die Hebel und Anmsätze zu seiner Überwindung (ich sehe einige, keine ganz überzeugenden),
die auf die Entwicklung eines neuen nunja besseren System hindeuten.
Es gibt Finanzanleger, die (wie Sie vielleicht) die Geldvermehrung im Kopf haben. Das sind die meisten, mehr oder weniger kleine Leute
Wer aber sich das Geld selbst beliebig durch Kreditschöpfung drucken kann, ist an Geld nur in soweit interessiert, als es sein Ranking
beeinflusst und er es machtpolitisch nutzen kann.
Die britische Adels-Finanzelite ist hierfür ein gutes Beispiel (z.B. B. Russell), die fährt auch im zerknitterten Anzug mit dem
Fahrrad ins Geschäft, solange sie nur die politischen Geschäfte direkt oder intrigant leiten kann.
Marxens Analyse schießt zu eng. Nur ein Beispiel: Er hielt Militärausgaben für faux frais und übersieht, dass letztlich die militärische
Stärke die Garantie für den Kredit (Geld) ist.
Den „Marxisten“ fiel immer nur gewaltsamer Umsturz ein (für (intellele) Trittbrettfahrer eine willkommene Entschuldigung ihrer Untätigkeit).
Nur dazu kommen sie nicht mit der Bevölkerung, sondern nur mit mehr oder weniger „benutzten“ Anhängern. Die Reproduktion eines
autoritären Staatsgebildes mit einer Ausbeuterklasse an der Spitze, wie in der alten SU, war nicht alten
überkommenen hydraulischen Gesellschaftsstrukturen gedankt (Wittvogel), sondern folgt logisch aus dem gewaltsamen Umsturz-Konzept, dort wo und wenn
er gelingen kann.
Und ist das, was politisch geschieht, nicht gewollt, beabsichtigt, abgesprochen (ob im Bundestag oder in Hinterzimmern – also Verschwörung),
der Mensch handelt nicht ausschließlich als Charaktermaske des Kapitals oder Systems. Das folgt nur aus dem bequemen (alles entschuldigenden)
aber auch zynischen (undialektischen) Menschenbild der „(Neo-)Marxisten“.
In wieweit ich mit der LR-Bewegung übereinstimme, kann/will ich nicht beurteilen, ist mir auch egal. Ich war selbst damals als
Mitglied kein Anhänger, sondern mir selbstverantwortlich mit eigenen Vorstellungen, die, als sie nicht mehr vermittelbar waren,
zum Bruch führten.
Was schwebt Ihnen dann als gesellschaftlicher Gegenentwurf vor? Der gezügelte Kapitalismus, organisiert zugunsten der mittelständischen Produzenten – so wie von der LR-Bewegung auch propagiert (sozusagen schaffendes statt raffendes Kapital, wie die Faschisten gerne sag(t)en)? Solange Sie aber die großen Kapitale (Banken, Konzerne) in Ruhe lassen, werden die nach einer gewissen Zeit verlorenes Terrain zurückgewinnen (siehe das neoliberale Rollback der 1970er, sehr detailreich und treffend hier geschildert: https://le-bohemien.net/2013/12/06/geschichte-einer-konterrevolution/ – mehrere Teile). Oder aus den kleinen Kapitalen werden nach einer Zeit große … Dann müsste jede Generation den Kampf völlig unnötig neu führen … das müsste man erstmal klären, bevor man sich fragt, wie und ob man dahin kommt …
Geld, Gewinn IST der Zweck des kapitalistischen Systems (nicht mein persönlicher – abgesehen vom Lebensunterhalt). Und der hat nun mal keine Grenze nach oben. Das kann endlos so weiter gehen – und das tut es ja bisher auch (http://neoprene.blogsport.de/images/DerWert.pdf). Insofern ist der weitere Geldgewinn durchaus weiter relevant für die, die schon viel zu viel davon haben – die Konkurrenz machts nötig. Das ist der Zweck des Kapitalismus und deswegen führt er sich auch so auf, wie er sich aufführt: angesichts des Gewinns ist ihm alles andere egal. Rücksicht nur so weit wie nötig. Und in vielen Ländern muss er gar keine Rücksicht nehmen … die kurzen Abschnitte des Kapitalismus, in denen es auch für die kleinen Leute besser lief, hat die LR-Bewegung immer gerne herausgestellt – aber sie sind eben die Ausnahme und nicht die Regel (und verdankten sich sehr stark der Angst vor einer starken Arbeiterbewegung bzw. der stalinistischen Systemkonkurrenz im Osten).
… für St. Petersburg 1917 kann man kaum von einem gewaltsamen Umsturz sprechen: die Dinge dort gingen sehr glatt, WEIL die Unterstützung in den Arbeitervierteln und den Soldatenräten enorm war (siehe dazu Rabinowitch http://www.mehring-verlag.de/gesamtkatalog/die-sowjetmacht/die-revolution-der-bolschewiki-1917/ ) … die Entwicklung der stalinistisch-bürokratischen Diktatur verdankt sich nicht der Gewalt beim Sturz der demokratischen Regierung, sondern anderen Gründen (die übrigens von Lenin wie von Trotzki gesehen wurden) … kennt man die, sieht man auch, dass eine Wiederholung in einem entwickelten Industrieland um einiges unwahrscheinlicher wäre …
… die Erziehung des Menschengeschlechts zu klarem Denken bleibt natürlich eine Aufgabe – aber die Frage ist doch: Sind die Ursachen der Schäden richtig erkannt, über die man belehren will? Natürlich haben Sie Recht, dass die „Neomarxisten“ dazu nichts beizutragen haben – falls Sie damit die Frankfurter Schule meinen; aber die wird von Marxisten seit vielen Jahren vehement kritisiert (jüngst wieder bei Krölls http://www.vsa-verlag.de/uploads/media/www.vsa-verlag.de-Kroells-Kritik-der-Psychologie-NA-2016.pdf )
… Ihre Eigenen Vorstellungen waren damals für mich immer spürbar, so dass ich Ihre Artikel in den LR-Publikationen immer gerne gelesen habe.
Eine der ersten Maßnahmen, die sich bereits ankündigen, ist die politische Vergesellschaftung der Geldschöpfung
das Gegenteil der „Unabhängigkeit der Zentralbank“, dazu bedarf es allerdings politischer Schranken für die
Neigung der Parteien zu Wahlgeschenken, also strenge Haushaltsregelungen und Regelungen der Geldschöpfung unter
strickter Beziehung auf gesellschaftlich/politische Wertschöpfung. Etwa das Parvus-Konzept für Banken. Dadurch
ließ sich der Wildwuchs der Finanzmärkte weitgehend eindämmen.
Dann Zunahme und Förderung kleinerer belegschaftsgeführter Innovationsbetriebe (aufgrund des Zusammenschlusses
unternehmerischer Einzelner ohne abhängige Belegschaft), wie sie sich vor allem im IT Bereich
aber auch bei der Unterhaltungsindustrie (Internet) andeuten, aber wegen der übergeordneten Steuerung über die
Geldbeschaffung nach kürzerer Anlaufzeit immer wieder wieder ausgehebelt werden konnten.
Die technische Entwicklung läuft auf solche Kleinbetriebe hinaus (Materialdruck).
Es gibt weitere Ansätze, die sich bei einem gewissen Grad des materiellen Überflusses wie von selbst
verwirklichen (Interessenverlagerung, mehr Selbstgestaltung in der Kommune statt Beschaffung über Geld-Maloche in Großbetrieben).
Diese Tendenzen sind ja der Grund, weshalb die Hochfinanz weitgehend über die Grün/Linke (Pseudo-Umweltschutz) und die Geldpolitik der Zentralbanken
(künstliche Inflationierung und Überschuldung) Produktivität und Lebensstandard drosselt (und zwar möglicherweise nach der Einsicht von Karl
Marx, dass die Entwicklung der Produktivkräfte (Produktivität) die Produktionverhältnisse freier macht (Herrschaftsverhältnisse
früher oder später revolutioniert).
Dann stellt sich doch aber die Frage, wer das Subjekt der Veränderung sein soll. Die Frankfurter Schule wollte da keine Hoffnungen mehr auf die Arbeiterklasse setzen (alles autoritäre Charaktere, denen der Faschismus quasi Herzenswünsche erfüllte). Vorsichtiger gesagt, spricht aber einiges dafür, dass in den Köpfen der Vermieter ihrer Arbeitskraft viel systembejahende Ideologie zu Hause ist. Ein Grund, warum marxistische Gruppen und Grüppchen bis heute daran arbeiten, das Denken darin zu ändern.
… Vergesellschaftung der Geldschöpfung? Ist das nicht ähnliches Wunschdenken wie etwa damals ein Präsident Garcia, der in Peru die Wende bringen sollte? Warum sollten sich Banken bzw. reiche und sehr reiche Leute FREIWILLIG die Kontrolle über das Geld und damit die Möglichkeit, noch mehr Geld zu machen, wegnehmen lassen? Das erscheint mir wenig einleuchtend; ein „Aufstand“ der schaffenden Kapitalisten gegen die raffenden (ein in der Sache falsche Unterscheidung) ist auch sehr unwahrscheinlich … auch über Wahlen lässt sich das nicht erreichen; denn dann würde zur Not die chilenische Lösung gewählt.
… dass sich einzelne qualifizierte Köpfe der guten alten Ausbeutung in kleinen Kollektiven entziehen können, ist mir auch sympathisch – aber ist, wie Sie schreiben, doch eher ein vorübergehendes Phänomen. Und wohl auch ein marginales. Und von Putzfrauen-Kollektiven, die die verdiente Kohle fair unter sich aufteilen, sind wir wohl noch weiter entfernt.
Insgesamt hilft eben nichts darum herum, dass man die Machtfrage stellen muss (statt „Druck auszuüben“). Das kann man nur organisiert tun. Die Vorarbeit dazu leistet man durch Benennung des falschen Denkens in den Köpfen, etwa das Klarmachen, dass der Kapitalismus keineswegs ein goldenes Reich der Möglichkeiten und Chancen darstellt. Das hat die frühe Arbeiterbewegung immer gesehen und sich nicht nur organisiert, sondern auch viel Erziehungsarbeit geleistet … dagegen ist Kapitalismuskritik, die auf Reform (oder eher Reförmchen) aus ist, ja gerade ein Teil des Problems – weil sie den Glauben an die grundsätzliche Güte des Systems aufrecht erhält (es müsse nur da und dort was geändert werden). Das machen Sie aus meiner Sicht auch noch viel zu oft – und begonnen hat damit bereits der Gewerkschaftszweig der Sozialdemokratie im Kaiserreich (und von der guten Rosa scharf dafür attackiert) … das System, wie Sie es in seinen Mißständen oft sehr richtig schildern, macht das, was es tun soll, weil darin sein Zweck besteht – das sind nicht lauter Ausrutscher schlechter Menschen mit üblen Ideologien im Kopf. Verschwänden von heute auf morgen alle bösen Briten mit ihrem Empire-Denken, würde sich nicht viel auf der Welt ändern.
Diese Aufgaben nimmt einem keine „technische Entwicklung“ ab, es gibt dabei keine „wie von selbst“-Phänomene. Das System arbeitet nur in diesem Sinne zu, dass es tagtäglich die Leiden erzeugt, unter der seine angeblichen Nutznießer ebenso alltäglich leiden – sie sich aber leider ganz falsch deuten. Und hier kann man richtigere oder sogar richtige Deutungen zwar nur anbieten, aber sonst würde man den Zwang ja nur durch einen anderen ersetzen.
P.S. Alexander Parvus? der böse britische Agent? so habe ich ihn noch im Ohr aus alten LR-Tagen …
Wer ist denn die Arbeiterklasse heute. Eine Minderheit. Die Mehrheit lässt sich „vom System“ aushalten, lebt auf Kosten
dieser höchst differenzierten Arbeiterklasse und stützt sich auf „das System“ selbst dort wo sie es „kritisieren“. Ihre
Kritik prolongiert sogar „das System“ (analog zur Prolongierung der Theologie durch ihre und der anderen Kritik).
„Das System“ ist schon der ideologische Quatsch. Wir haben eine mehr schlecht als recht funktionierende Gesellschaft, die sich
ständig aufgrund vielfältiger Kräfte und Initiativen (die sich nicht mehr über einen Leisten schlagen lassen) verändert und
entwickelt. Die Frage ist, in welche Richtung: zu mehr Freiheit oder wie zur Zeit in Richtung mehr Mangel und Unterdrückung
(psychische, materielle und ideologische). „Der Kapitalismus“ ist eine Schimäre. Die Eigentümer an Produktionsmittel werden
getriebene wie die Malocher (gerade die in den höheren Etagen). Hier hatte Adam Smith sogar mehr Recht als Marx, weil er die
Front zwischen den Produzenten (Arbeiter und Unternehmer, beide werden „negiert“ einerseits) und dem Vermögen (Finanzen,
Absentee Ownership (Veblen), Management, Ideologen, Staatsapparat weitgehend in der Hand des Finanzkapitals und nicht mehr
des Industriekapitals wie z Marxens Zeiten etc.) andererseits zieht. Das Finanzkapital ist nicht mehr „progressiv“ (wie das
kapitalistische Bürgertum laut Marx), es drosselt funktionsbedingt (ab einer gewissen Konzntration sogar zwangsläufig) die
produktive Entwicklung, die Produktivkräfte, die das unternehmerische Industriekapital funktionsbedingt bei Strafe des Untergangs
fördern musste. Hier spielt z.B. Veglens Unterscheidung zwischen anwesender und abwesender Eigentümerschaft eine neue und sehr
weitreichende Rolle.
Was heißt denn „die Machtfrage stellen“ – etwa wie die Fadenzieher hinter der Französischen Revolution? Dabei geht der Produktionsapparat weitgehednd chaotisch
zu Bruch und macht folgerichtig die Herrschaftsverhältnisse harscher. Das verschafft den Fadenziehern die gewünschte gesell. Machtposition. Nicht umsonst forderte
Marx „die Revolution“ im höchst entwickelten Kapitalistischen System – nicht weil da der Leidensdruck am höchsten wäre, sondern die Produktivkräfte hinreichend entwickelt.
Warum ist die Arbeiterklasse der Advantgarde damals, als sie wenigstens zahlenmäßig mächtig war, nicht gefolgt. Die Advantgare konnte kein glaubwürdiges Konzept vorlegen,
wie in einer damals schon relativ hochkomplexen Gesellschaft, das Essen auf den Tisch kommt. Alle Räder stehen still… aber wie kommen sie kurzfristig wieder so ins Rollen,
dass die Leute satt werden? Misstrauen erzeugte auch die Ablehnung der Bismarckschen Sozialgesetze durch die Advantgarde (gewiss er wollte „nur“ Soldaten und willigere
Arbeitleute … blavla). Sollte der Leidensdruck der Arbeiterklasse durch die Ablehnung erhöht werden, damit sie der Advantgarde folge. Was sagte das über die Avantgarde
– genau das, was sie tatsächlich war, „hinterhältig“. Das weckte das Misstrauen der Arbeiter, an dem die Revolution auch gescheitert war.
Natürlich werden die Bankiers und Hauptanleger die Geldschöpfung freiwillig nicht hergeben. Doch das bisherige Finanzsystem ist dabei zu scheitert und zwar gewaltig. Es muss
neu organisiert werden. Wie? Genau das ist die aktuelle Machtfrage. Die linke Advantgarde hat da wenig zusagen, weshalb? Weil sie nicht versteht, was „Geld“ ist. Sie hängt
immer noch der Vorstellung von Adam Smith/Marx an, wonach Geld aus der generalisierten Tauschware abgeleitet wird. Das hatte schon der Schwiegervater von Theo. Heuss besser
gesehen (G.F. Knapp: Staatliche Theorie des Geldes 1905), das wurde von P Warburg aufgegriffen und für die Finanzelite als Federal Reserve Bank „privatisiert“.
Geld ist gesellschaftliche Ver- und Zuteilungsmacht. Das Geldsystem stellt damit die Machtfrage, für alle, die nicht im Kollektiv Planzuteilungsempfänger werden wollen.
Der Markt ist in bestimmten Bereichen tatsächlich ein Stück Freiheit in Gesellschaftsverantwortung (eine eigene Geschäftsidee – Versorgungsidee für die Gesellschaft zu
verwirklichen ist angenehmer als weisungsgebunden zu arbeiten. Weil das bei aller progessiven Technologie in der Regel nicht als Einzelwesen geht, arbeitet es sich in
einer Gemeinschaft um eine gemeinsame Geschäftsidee am begeisterndsten.
Die Funktionsfähigkeit und Erfreulichkeit solcher Produktionsgemeinschaften hat enge natürliche Grenzen, ist im Großbetrieb kaum möglich – deshalb neue Produktivkräfte
Industrie 4.0 etc. Solche Grenzen gibt es auch für den Markt als gemeinschaftlich freiheitliches Regelsystem der zu- und Verteilung. Hier weist das Subsidiaritätsprinzip
Wege einer hierarchischen Gliederung (horribile dictu – jetzt wird er sogar noch katholisch!). Die Beiträge werden immer länger, weil die Probleme etwas verwickelter sind
als „die Machtfrage stellen“. Lassen wird dabei!
Zu Parvus, er war KP Mann, Marxist und ein sehr komischer Vogel mit sehr eigenartigen Geldquellen. Ob er britischer Agent war, weiß/wusste ich nicht. LaRouche hatte dafür keine Belege.
Jedenfalls ist Parvus vorsichtig zu behandeln. Aber unter damaligen Verhältnissen hat er mit seinen Vorschlägen zur Bankenregelung „die Machtfrage“ weitgehend richtig
gestellt oder in die richtige Richtung gelenkt.
stellt die
Wenn ich das richtig verstanden habe, wollen Sie die Diskussion lieber beenden … zu schade: denn ich hätte gerne gewusst, wie Sie die Arbeiterklasse als „Minderheit“ bezeichnen können? Weil Sie dabei vornehmlich an die Industriearbeiterschaft denken? Arbeiterklasse ist aber nun mal jeder, dem nichts bleibt als die Vermietung seiner Arbeitskraft zur Bestreitung seines Lebensunterhalts. Da kann er noch so viele weiße Kragen tragen …
… natürlich verkenne ich nicht, dass die Produktion lebensnotwendiger Güter das Entscheidende ist – aber das beantwortet die Frage: welche Güter sind notwendig für eine Gesellschaft? und nicht die Frage: wer sind „richtige“ Arbeiter?
Arbeiterklasse ist, was zur Versorgung der Gesellschaft beiträgt. Die Mehrheit
trägt heute zur Manipoulation der Gesellschaft bei.