Zeiten ändern sich
21. Februar 2015 von admin
Ja, nicht nur das Wetter, nicht nur das Klima (als Wetterdurchschnitt) ändert sich. Das tun auch „die Zeiten“. Und „die Zeiten“ sind (wie das Klima) Durchschnittswerte für Formen des menschlichen Miteinanders. Es gab die Zeit matriarchalischer Hackbauern und nomadisierender Viehzüchter. Dann haben die Viehzüchter sich an den Ackergrenzen der Bauern gestoßen, weil sie nicht zulassen wollten, dass das Vieh die Saaten abfraß. So wurden die Nomaden zu Kriegern, domestizierten die Bauern, führten das Patriarchat ein und bauten Hochkulturen auf. Als diese sich ausdehnten, stießen sie an kulturelle Grenzen und der Wettlauf zur Welteroberung begann. Lugalzagesi von Uruk um 2350 v.Chr. scheint als erster die Weltherrschaft als Voraussetzung für das Wohlergehen der Menschen konzipiert zu haben. Seitdem folgte eine dominierende Großmacht nach der anderen diesem Ziel und ging an Überdehnung zu Grunde. Jede stützte sich auf ein Herrenvolk, das letztlich berechtigt sei, den Menschen das letzte Heil zu bringen, allerdings immer sich selbst zuerst. Jede hatte eine spezielle Kultur und eine spezielle Reichsideologie. Die von den Persern abgekupferte und modifizierte Clementia Caesaris im antiken römischen Reich ist die bekannteste. Neuere waren das „Dritte Rom“ der großen Zaren, und neuerdings gibt es vielleicht in Nachahmung des „Deutschen Wesens“, an dem allerlei genesen sollte, ein „exzeptionelles Volk“ und ein „unverzichtbares Land“, das sich berechtigt fühlt, die Welt zu regieren und zu verhindern, dass irgendetwas sich ihm dabei in den Weg stellt.
Das neue Amerika befindet sich seit über 15 Jahren im Krieg, hat sieben Länder überfallen und ruiniert, Millionen von Menschen töten lassen, verletzt und vertrieben. Am straffesten hat George Freedman von STRATFOR einem „privaten“ außenpolitischen Thinktank, der dem Pentagon nahestehen soll, die Weltlage in einem Interview im Dezember formuliert:
• „Die Amerikaner wissen, dass dies (die Erklärung der US-Regierung zu Russland) Unsinn ist. Das erste Beispiel für die Veränderung der Grenzen mit Gewalt war Jugoslawien, und Kosovo war nur der Höhepunkt davon.“ (auch Kosovo ist inzwischen ruiniert, seine Bürger fliehen, HB)
• „In den letzten 100 Jahren haben die Amerikaner eine sehr konsequente Außenpolitik verfolgt mit dem Hauptziel: Nicht zulassen, dass ein Staat zu viel Macht in Europa anhäuft.“
• „Heute versuchen die USA, die Entstehung einer Reihe potenzieller regionaler Hegemonoi zu blockieren. Serbien, Iran, Irak, Syrien“
• „Russland nennt die Ereignisse, die zu Beginn dieses Jahres stattfanden einen von den Vereinigten Staaten organisierten Staatsstreich. Und es war wirklich der eklatanteste (most blatant) Coup in der gesamten Geschichte.“
• „Vor etwa drei Jahren habe ich in einem meiner Bücher vorausgesagt, dass, sobald Russland beginnt, Macht zu zeigen, eine Krise in der Ukraine stattfinden würde.“
Und Craig Roberts, ehemaliger Vizefinanzminister unter Reagan auf seiner Web-Seite:
„Die USA haben mehr als ein Jahrzehnt lang fünf Milliarden Dollar für die Schaffung von Nichtregierungsorganisationen innerhalb der Ukraine ausgegeben, die Leute auf die Straße gebracht und politische Typen kultiviert, die die Ämter in einer Marionettenregierung übernehmen. Nun, das hat jetzt schwerwiegende Probleme für Russland gebracht und wurde von den USA verwendet, um die russischen wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zu Europa zu brechen.“
Die Welt hat lange gebraucht, um das zu begreifen. Sie hat die Kriege gesehen und ihre verlogenen Begründungen gegen Saddam Hussein, gegen Libyens Gaddafi, Assad etc gehört. Sie beginnt langsam das einstige moralische Ansehen der USA in Frage zu stellen. Sie beginnt, auf die Widersprüche zwischen den offiziellen Erklärungen und den tatsächlichen Vorgängen bei den großen Terroranschlägen wie 9/11, in der Londoner U-Bahn bis hin zu Charlie Hebdo zu achten und „false flagg“-Operationen, wie von sogn. „Verschwörungstheoretikern“ behauptet bis nachgewiesen, wenigstens als Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Die großen Selbstverständlichkeiten der Regierungssprecher und Medien fangen an, nicht mehr von selbst verstanden zu werden. Die Hann. All. Zeitung 24.1.15: „Die „Tagesschau“ lockt nicht einmal mehr jeden siebten Zuschauer vor den Bildschirm… In Hannover bei den Hannah-Arendt-Tagen 2012 offenbarte Frau Prof. Edda Müller von Transparency, dass 80 % der Bürger kein Vertrauen mehr in die Parteien und Parlamente hätten, sie sprach von ‚Mißbrauch anvertrauter Macht‘.“ Jörg Schurig fragte in der Leipziger Volkszeitung am 21. 1. 2015: „Fühlt sich eine große Mehrheit in diesem Land von Meinungsmachern und Eliten betrogen?“ „Möge mehr Vertrauen herrschen und möge Polarisierung vermieden werden zwischen ‚denen da oben‘ und ‚denen da unten‘“, sagte der Präsident des sächsischen Parlamentes Matthias Rößler. Er erinnerte an eine Umfrage, wonach nicht einmal 10% der Deutschen glauben, dass Politiker und Journalisten ihnen die Wahrheit sagen.“ Sie drehen sich aber immer noch nach ihrer Pfeife.
Man bemerkt auch die Schwäche des amerikanischen wirtschaftlichen und strategischen Dollarsystems und beginnt darunter zu leiden. Laut neuestem Bericht des McKinsey Global Institutes „liegt das absolute Schuldenniveau beim Doppeltem von dem, was bisher angenommen wurde – bei 200 Billionen Dollar, oder anders ausgedrückt, beim Dreifachen der gesamten globalen Wirtschaftsleistung.“ Entsprechend viele „Dollars“ sind weltweit in Umlauf – alles ehemalige Kredite an die USA. Denn ohne Gegenleistung kam die Welt in der Regel nicht an Dollars (von gewissen Währungs- und Militär-Hilfen abgesehen). Die USA versuchen mit allen Arten von Manipulation der Finanzmärkte das System zusammenzuhalten. Wenn die BRICS Staaten erfolgreich einen Zahlungsmechanismus entwickeln, den sie für ihren Handel untereinander und mit anderen Teilen der Welt benutzen können, dann wird die Nachfrage nach Dollar auf dem Weltmarkt fallen und es wird damit schwieriger für die USA, den aktuellen Wert ihrer Währung und die Fähigkeit aufrechtzuerhalten und ihre Rechnungen durch Drucken von Geld zu bezahlen, – und damit schwindet Washingtons Macht. Der Erfolg der BRICS wird der Anfang vom Ende der Macht Washingtons sein.
In seinem neuen Buch mit dem Titel „Dangerous Allies“ macht sich Malcolm Fraser der frühere Premierminister Australiens Sorgen über die Abhängigkeit seines Landes (und Neuseelands) von den USA. Denn diese könnte die Nation in einen direkten Konflikt mit China bringen. Er stützt sich dabei auf Analysen von Prof. Amitai Etzioni von der Georgetown University. z.B. auf http://thediplomat.com/2013/09/air-sea-battle-a-dangerous-way-to-deal-with-China und die Aussage am 20.1. in The Diplomat: „Australien hat tatsächlich Amerika die Fähigkeit abgetreten, zu entscheiden, wann Australien in den Krieg eintritt.“ In Europa sieht es nicht anders aus. Laut einem geheim gehaltenen aber herausgeschmuggelten Verhandlungspapier der EU-Kommission (https://dl.dropboxusercontent.com/u/60674586/TTIP_FiRe_REIMON.pdf) sollen sich Brüssel und Washington im Rahmen des geplanten Freihandelsabkommens künftig vorab über Gesetzesentwürfe und andere Vorhaben absprechen. Sämtliche Gesetze, Verordnungen, Standards oder spezifische Regeln etwa zum Verbraucher- und Datenschutz sollen in Europa künftig nicht mehr ohne Mitsprache der USA verabschiedet werden. Man kann eben kein souveräner Staat sein, wenn man nicht sein eigenes Geld hat und sich daher nicht selbst finanzieren kann. Der Euro ist Brüssel und Brüssel ist NATO und NATO stellt einen Teil des Kanonenfutters für die Weltmachtphantasien einiger Kroisose.
Sie meinen, Deutschland sei doch souverän, weil das Ihre Medien sagen. Was halten Sie vom Beschluss der FDP Parteispitze, den die HAZ vom 23.1.15 wie folgt zitiert hat: „Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, müsse Deutschland „den klugen Köpfen aus aller Welt den roten Teppich ausrollen“, heißt es in dem Papier des FDP-Bundesvorstandes. Dazu gehöre neben einem in einem Gesetzbuch zusammengefassten Zuwanderungsrecht auch die Anpassung der Sprache für internationale Behördengänger. „Deshalb muss Englisch zur ergänzenden Verkehrs- und Amtssprache der öffentlichen Verwaltung werden – zumindest in den für Einwanderung relevanten Bereichen.“ Verlogen wie immer: Denn ginge es wirklich um „klugen Köpfe“, würden die sicherlich Deutsch lernen können, andere „exceptionelle“ Verwalter halten das aus ideologischen Gründen vielleicht für unter ihrer Würde.
Doch die Zeiten ändern sich: Die Vereinigten Arabischen Emirate (UAE) sind nach dem Iran das zweite Land im Nahen Osten, das die Kernenergie nutzt. Die UAE lässt sich von Korea vier Druckwasserreaktoren a 1.400 MW bauen. Der erste bei Baraka ist halb fertig, der Bau für die Reaktoren 2 und 3 hat begonnen, die Anlagen sollen von 2017 bis 2020 in Betrieb gehen. Zur Entscheidung sagte der Chef der Emirates Nuclear Energy Corporation Mohamed Al Hammadi quasi als Rechtfertigung angesichts Fukushima: für Japan ist Kernenergie eine der künftigen Optionen, Deutschland wird deshalb noch eine sehr teure Rechnung bezahlen müssen. (atw Vol. 59, (Dez. 2014) S.679)
China treibt im Rahmen seines Wissenschafts- und Technologieplans 2006–2020 eine Reihe von Forschungs- und Entwicklungsprojekte voran. Darunter befindet sich auch der Kernenergiereaktor der sogn. V. Generation, der Shandong Shidaowan vom Typ HTR-PM (High-Temperature Gas-cooled Reactor-Pebble Bed Module), der seit Dezember 2012 gebaut und entwickelt wird und dessen neuartige Brennelemente erst kürzlich die Bestrahlungstests überstanden haben.
Indische Militärs beabsichtigen die Bestellung über 126 französische Jagdflugzeuge (10 Milliarden $) wegen der Mistral-Affäre (Nichtauslieferung des bezahlten Hubschrauberträger an Russland) zu stornieren. Genannt wird als Grund aber der hohe Preis, den Indien so nicht erwartet habe. Indien erwägt als Alternative den Kauf von Militärflugzeugen des Typs SU-30MKI in Russland. Indien hat dort bereits 272 Flugzeuge vom Typ SU-30MKI bestellt und plant nun die Aufstockung um weitere 126 Flugzeuge.
Der ständige Vertreter Russlands bei der EU, Wladimir Schikow, erklärte kürzlich, Russland hat keine Gespräche mit der EU über die Einstellung von Sanktionen gegen Russland geführt und wird auch künftig keine Gespräche führen. Das Problem der Sanktionen hat sich die EU geschaffen, sie müsse es auch lösen. Wer redet schon mit Schmittchen, wenn der Schmitt bockt.
Die BRICS-Gruppe (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) hatten im Juli 2014 eine Neue Entwicklungsbank (NDB) beschlossen, die Entwicklungsvorhaben ohne die bei IWF und Weltbank üblichen Bedingungen finanzieren soll. In Russland hat die Regierung das Gesetz zur Gründung der NDB am 29. Januar genehmigt und am 4. Februar an die Duma zur Abstimmung überwiesen. Laut indischem Botschafter in China, Ashkok K. Kantha, schrieb The Hindu im Dezember, hätten in Indien die formalen Prozeduren zur Einrichtung NDB begonnen und man hoffe, dass die anderen BRICS-Länder die Ratifizierung möglichst schnell abschließen.
Bei ihrem Treffen am 4. Februar in Peking unterzeichneten die argentinische Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner und Chinas Präsident Xi Jinping 22 Abkommen über die künftige Zusammenarbeit. China hilft u.a. Argentinien beim Bau und der Finanzierung seiner nächsten beiden Kernreaktoren, Atucha III und IV, (Atucha war einmal ein deutsches Kernenergie Projekt, das die USA verboten haben) und auch in der Raumfahrt sind gemeinsame Vorhaben geplant. Frau Kirchner, gegen die im eigenen Land zur Zeit mit recht zweifelhaften Mitteln heftig intrigiert wird, war mit fünf Ministern angereist und sprach von einem „qualitativen Sprung“ nach vorne in der „Umfassenden Strategischen Allianz“, die beide Länder im Juli 2014 nach dem Gipfeltreffen der BRICS-Gipfel in Brasilien beschlossen hatten. Frau Kirchner sagte in ihrer Rede vor der Argentinisch-Chinesischen Handelskammer recht treffend: „Alle Nationen der Welt müssen sich an eine multipolare Welt gewöhnen, an das Auftreten neuer Akteure – neuer Akteure, die die Weltbühne verändern, auf der wir auch uns als Protagonisten dieser neuen Zivilisationsphase sehen, die uns allen großes Verständnis abfordert.“
Wie immer wird es aber auch Menschen und Nationen geben, die den Anschluss an die neue Zeit verpassen und hinten runterrutschen. Wir sind mit Hakenknall und „Jawolll!“ auf dem besten Weg dorthin – wenn wir nicht doch noch aufwachen wollen.
1 Reaktion zu “Zeiten ändern sich”
Das Konstrukt EU ist ebenfalls am Ende. Zu viel Porzellan wurde bei den Verhandlungen mit Griechenland öffenlich zerschlagen (Varoufakis zur Distelblume: Lügner!) , die betrügerischen Machenschaften dieses Vereins wurden offengelegt (z. B. Ausarbeiten eines Vertrages und dann bei der Unterschrift einen anderen unterschieben). Wer will noch freiwillig zu so einem Verein gehören? Griechenland hat jetzt (hoffentlich) 4 Monate Zeit, Drachmen zu drucken, sie bereitzustellen, Verträge mit der eurasischen Union zu schliessen, insbesondere mit Russland (über Gaslieferungen und Militärbasen) und mit China (Schiffahrtskontenpunkt Piräus), sich in den Zahlungsmenchanismus der Brics zu klinken (In Russland wurde das Pendant zum SWIFT am 20.Februar aufgeschaltet, 3 Monate füher als glepant) und kann dann Ende Juni sagen: Good-bye Euro – und wie V. Nuland hinzufügen: F** the EU! Vielleicht wird auf diese Weise der 3. Weltkrieg verhindert, den die Amis unbedingt vom Zaun brechen wollen. Zu wünschen wär’s.