Zwei Sorten Krieg
21. Oktober 2016 von admin
In letzter Zeit wird viel Aufhebens um Kriegsverbrechen der Russen und Syrer bei der Rückeroberung ihrer Territorien von den Terrormilizen gemacht. Grund ist die Bombardierung der Stellungen dieser Terrormilizen, die im Dienst ausländischer Mächte das Land besetzt und die Bevölkerung dort drangsaliert haben. Keiner fragt die Propagandamedien, warum sollten die Verteidiger ihres Landes ihre eigene Infrastruktur zerstören, wie das die US bei ihrem Angriff auf den Irak gezielt getan hatten. Damals wollten die Propagandamedien nicht von Kriegsverbrechen sprechen, sondern feierten dies als einen Akt der Befreiung? Oder mit den Worten des früheren US-Spitzenpolitikers Craig Roberts in Neo: „ Warum hören wir nichts von der humanitären Krise im Jemen, wo die Vereinigten Staaten von Amerika und ihr saudi-arabischer Vasall jemenitische Frauen und Kinder massakrieren? Warum hören wir nichts über die humanitäre Krise in Libyen, wo Washington ein Land zerstört und Chaos an seiner Stelle hinterlassen hat? Warum hören wir nichts über die humanitäre Krise im Irak, die schon 13 Jahre lang anhält, oder über die humanitäre Krise in Afghanistan, die schon seit 15 Jahren besteht? Die Antwort ist, dass die Krise in Aleppo die Krise Washingtons ist, das seine ISIL-Söldner an die syrische Armee und die russische Luftwaffe verliert. Das Obama-Regime und die westlichen Medien-Huren versuchen, die Jihadisten zu retten, indem sie sie in die Decke der ‚humanitären Krise‘ hüllen.“ Starke Worte, aber sind sie falsch? Vielleicht ein wenig übertrieben! Denn ganz am Rande haben wir natürlich auch darüber etwas gehört – aber nicht mit der gleichen empörenden Betonung.
Es sieht inzwischen so aus, als sollte ein Schlagabtausch zwischen russischen und westlichen Militäreinheiten herbeigeredet werden. Im Osten warnt man in diesem Zusammenhang sehr eindeutig vor einem Dritten Weltkrieg. Das tat jüngst wieder Putin auf dem St. Petersburger Wirtschaftsforum, bei dem er auch die westlichen Leitmedien scharf angriff, weil sie das fahrlässig unterließen. Im Westen tun dies Blogs, die deshalb als 5. Kolonne der Russen diffamiert werden und gegen die man inzwischen technisch die Zensur vorbereitet. Doch die Leitmedien schweigen weiter.
Woher die unterschiedliche Betonung der Bedrohung? Anscheinend sieht man in Russland die Aktivitäten des Westens, nämlich die der indirekt vom Westen bewaffneten und geführten Terrormilizen, die Waffenkonzentration an den Grenzen zu Russland, vor allem den Aufbau des Raketenabfang-Schirmes in Osteuropa, die falschen Beschuldigungen und unbewiesenen Unterstellungen und die zunehmend hetzerische Propaganda, als Vorbereitung eines Dritten Weltkrieg. Diesen denkt man sich wohl als eine Art Neuauflage des Zweiten Weltkriegs nur mit wesentlich effektiveren und verheerenderen Waffen. Das tun auch einige US-Militärs: „Sollte es tatsächlich zu einem dritten Weltkrieg mit den USA, Russland und China kommen, dann würde er extrem tödlich und schnell verlaufen. Dieser Krieg würde alle militärischen Konflikte der letzten 60 Jahre übertreffen“, so US-General William Hix im US-Online-Portal „Defense One“. (oe24) Doch im Allgemeinen geht man im Westen nicht davon aus, dass es zu so einem Krieg kommen wird.
Im Westen spielt man zwar wie F.D Roosevelt vor dem Zweiten Weltkrieg mit Maßnahmen „short of war“, allerdings mit einem Unterschied. Damals wollte FDR das eigene Volk damit gegen seinen Willen in den Krieg treiben. Dieses Mal will man den heißen verheerenden Krieg offenbar vermeiden, weil man eine andere Strategie verfolgt. Die gezielte, bereits 15 Jahre währende Chaotisierung des Nahen Ostens wird als eine Art asymmetrischer Abnutzungskrieg geführt. Bevor dieser schließlich die islamische Südflanke Russlands und Chinas überspringt, soll die wirtschaftliche Entwicklung in diesen Ländern und vor allem das „Ein Gürtel und eine Straße“ Projekt der wirtschaftlichen Zusammenarbeit Eurasiens stoppen und die Versorgung der Bevölkerung dort so drücken, dass dort Aufstände inszenierbar werden und darüber letztlich auch dort ein Regime Change im Sinne der westlichen Machthaber durchführbar wird.
Es ist ein Fehler, sich den nächsten Krieg als bloße Intensivierung des vorherigen Kriegs vorzustellen. Der Kalte Krieg hat die Kriegsführung wesentlich verändert und eine ganz neue Art von Krieg in Gang gesetzt, einen „Krieg der Kulturen“, einen „Noo-Krieg“ (Krieg in den Köpfen), einen Krieg der Massenbeeinflussung und einen Wirtschaftskrieg, der vor allem durch die gezielte Bereitstellung und Verweigerung von Krediten gesteuert wird. (Zum Noo-Krieg vergl. u.a. John Arquilla, David Ronfeldt The Emergency of Noo-Politik, Toward an American Information Strategy Report MR 1033, 2003) Ist das angepeilte Stadium erreicht, kommt es zu einem „asymmetrischen“ Proxy-Krieg im Feindesland. Dazu werden durch eingeschleuste Agenten und zum Teil durch aus dem Ausland finanzierte sogenannte NGOs (sogn. Hilfsorganisationen) unter den Unzufriedenen im Lande sogenannte „Fanatiker“, oft sogar verbohrte „linke“ Ideologen, aufgespürt. (Die USA stellen bekanntlich für ihre Geheimdienstoperationen insgesamt jährlich rund 53 Mrd. Dollar bereit). Diese baut man dann mit propagandistischen und finanziellen Mittel allmählich zu Aufständischen auf. Sie haben das zu übernehmende Land terroristisch soweit ins Chaos zu stürzen, dass die ausländischen Strippenzieher ihre ebenfalls von langer Hand vorbereitete, „vernünftige“ Regierungsmannschaft an die Macht bringen können. Entsprechende Pläne wurden vielfach ausgearbeitet, schrittweise verbessert und sogar veröffentlicht: Zum Beispiel schon 1969 vom ehemaligen CIA-Mitarbeiter in dem Buch The Game of Nations. The Amorality of Power Politics London 1969 (kaum noch verfügbar) oder von Gene Sharp nach vielen ähnlichen Handbüchern im November 2009: Self-Liberation: A Guide to Strategic Planning for Action to End a Dictatorship or Other Oppression, Boston, MA, (als e-book umsonst erhältlich). Wichtiger noch: Dieses Verfahren wurde seit dem erfolgreichen Sturz der demokratisch gewählten Regierung Mohammad Mossadeghs (Operation Ajax unter Leitung des CIA-Mitarbeiters Kermit Roosevelt jr.) im Iran 1953 in verschiedenen Ländern entsprechend abgewandelt und verbessert wiederholt angewendet. In der Ukraine ließ man sich 2014 so ein Vorgehen nach Angaben aus gehackten E-mails rund 5 Mrd. Dollar kosten.
Es gab keinen Terrorismus im Mittleren Osten bis ihn Washington mit Invasionen, Bombardierungen und Folter dorthin brachte. Der jetzige US-Verteidigungsminister und frühere CIA Direktor Robert Gates hat in seinen Buch „From the Shadows“ 1996 zugegeben, dass die CIA die Mujaheddin und Bin Laden in Afghanistan mit $500 Mio. organisiert und bewaffnet hatte und zwar schon Monate bevor die Russen dort einmarschiert waren. Es ist auch kein Geheimnis mehr, dass das Gleiche für diverse Rebellen und Terrororganisationen gilt, die in Ägypten bisher ohne Erfolg, dafür erfolgreicher in Somalia, Tunesien, Libyen und neuerdings als IS in Syrien und im Irak eingesetzt wurden. Dass man westlicherseits so tut, als würde man den IS und seine unterschiedlichen Terrormilizen bekämpfen, widerspricht dem nur scheinbar. Das bisherige Verhalten der westlichen Koalition zeigt viel mehr, dass dieser Kampf trotz gewisser ihnen beigebrachter Verluste, mehr oder weniger vorgetäuscht wird. Der IS und seine vielfältigen Untergruppierungen werden geschont, indirekt bewaffnet, finanziert und gelenkt. Sie sollen jetzt Mossul verlassen, das man sie 2014 ungehindert erobern ließ und wo man ihnen erheblich Waffenbestände (laut Stern vom 31.5.2015 allein 2300 Panzerfahrzeuge) ausgeliefert hatte, um in Syrien den Regime Change abzuschließen.
Das zynische Spiel dient natürlich wie immer, wenn die USA ins Spiel kommen, einem „guten“ Zweck. Den hatte schon der Stahlkönig Andrew Carnegie 1886 in seinem Buch „Die triumphierende Demokratie“ beschrieben. „So wird also Amerika die Welt bald zu seinen Füßen sehen.“ Ich hätte auch andere „führende“ Autoren mit ähnlichen Meinungen zitieren können. Ich nahm Carnegie, weil seine Stiftung 1908 auf dem Treuhändermeeting folgende Fragen erörterte: „Gibt es irgendein bekanntes Mittel, das wirksamer als Krieg, – angenommen man wünscht dies – das Leben einer ganzen Bevölkerung verändert (to alter the life of an entire people). Im nächsten Jahr fragte man sich: Wie involvieren wir die Vereinigten Staaten in einen Krieg? (how do we involve the United States in a war?), und kam zu der Antwort: We must control the State Department. So kam es zum ersten Weltkrieg, und aus dieser Zeit führt die Stiftung in ihren Unterlagen eine Telegramm-Kopie an Präsident Wilson, in dem sie ihn belehren, darauf zu achten, dass der Krieg nicht zu rasch endet (cautioning him to see that the war does not end too quickly).
Das (und einiges mehr) berichtet nicht irgendein Verschwörungstheoretiker, sondern Norman Dodd, ein früherer Wall Street Bankier und 1954 der Stabsdirektor des „Congress-Sonderausschusses zur Überprüfung steuerbefreiter Stiftungen“ in einem kurz vor seinem Tod 1982 aufgezeichneten Interview mit G. Edward Griffin. (http://www.realityzone.com/hiddenagenda2.html). Lässt sich das erfinden und einem alten Mann vor laufender Kamera oder später in den Schneideräumen in den Mund legen. Ich könnte das nicht ausschließen; es ist aber bisher auch nicht behauptet worden. Allerdings ist dieser Tatbestand bisher auch nicht in den Leitmedien berichtet worden, und kein mir bekannter Historiker ist der Sache nachgegangen und hat Schüsse daraus gezogen.
Der „gute Zweck“ ist; „die Welt für die (amerikanische) Demokratie sicher zu machen“. Was darunter zu verstehen ist, hat der Erfinder dieser Phrase, FDR, gezeigt, als er spätestens ab 1937 durch eigene und Medien-Lügen, Wahlkampf-Tricks, Maßnahmen „short of war“ udgl. das noch immer widerstrebende amerikanische Volk in den mit England längst zuvor verabredeten Krieg hineinmanövriert hat. Inzwischen hat David Riesman, der frühere Sekretär von Justice Brandeis mit dem hochgelobten Buch The Lonely Crowd. A study of the Changing American Character 1950 (dt. Die Einsame Masse) der Form nach kritisch das Programm für die Umwandlung der Amerikaner von „innengeleiteten“ (durch eigene Überzeugungen) zu „außengeleiteten“, (d.h. durch Medien-Moden geführte Charaktere) aufgezeichnet. Unter diesen Bedingungen war eine Art „Pearl Harbor“ das extremste, aber mehrfach angewendete Mittel zu einer tiefgreifenden und weitreichenden Umpolung der US-Bevölkerung. Am deutlichsten hat dies Philip D. Zelikow, der geschäftsführende Direktor der 9/11 Kommission und führende Kopf (aber nicht als Verantwortungsträger) in zahlreichen Kommissionen und Task Forces der US-Bürokratie, in seinem Aufsatz Catastrophivic Terrorism (im Nov.-Dez. Heft von Foreign Affairs 1998) vorgeschlagen. Dort nahm er die Sprengung am World Trade Center von 1993 als Beispiel dafür wie sich durch einen katastrophischen Terrorakt (wie 9/11) das Bewusstsein der Bevölkerung wie damals durch den Angriff auf Pearl Harbor auf ein gewünschtes Ziel hin umpolen ließe.
Putin hatte auf dem erwähnten Wirtschaftsforum offen gezeigt, dass er (nicht wie noch im Irakkrieg) den geopolitischen Zielen des Westens dieses Mal nicht nachgeben werde. Das hat ihm nicht nur den Hass der westlichen Geldgeber und ihrer Lakaien in Politik und Medien wie z.B. eines Cem Özdemir von den Grünen eingebracht, der kürzlich in Spiegel.online sagte: „Aber bei Krisen wegschauen dürfen wir nicht. Die Massaker von Srebrenica und Grosny wiederholen sich in Aleppo.“ Er erinnerte damit an die gleiche gespielte Empörung seines Vorgängers Joschka Fischers über die von ihm herbei-gelogenen (wie inzwischen erwiesen) Massakern der serbischer Armee an Kosovo-Albanern. Damals wurde der Widerstand deutscher Regierung gegen Kriegsbeteiligungen ein für alle Mal von Rot-Grün gebrochen. Allerdings kann das nun ablaufende „Chicken Game“ zwischen Russland und dem Westen die Vorgehensweis des Westens wirklich in einen neuen heißen Dritten Weltkrieg ausarten lassen.
Wie diese „Demokratie“ heute funktioniert, sollte sich tatsächlich einmal ein unabhängiger, nicht vom Establishment vorbestimmter Kandidat unter den zur Wahl angebotenen gezeigt haben, erleben wir im gegenwärtigen US-Wahlkampf. Dabei ist nicht einmal sicher, ob Trump wirklich unabhängig und nicht ursprünglich als Buhmann vorgesehen war, um eine deutliche Wählermehrheit hinter die in der Bevölkerung zunächst sehr wenig geschätzte Kandidatin des Establishments zu treiben.
2 Reaktionen zu “Zwei Sorten Krieg”
http://time.com/4521509/2016-election-clinton-exceptionalism/?xid=homepage
Diese messianische Logorrhea erinnert an einige der wahnwitzigsten Reden Adolf Hitlers.
Wer das dritte TV-Duell gesehen hat, weiss, was kommen wird. Da hat Hillary gar keine Zweifel dran gelassen. Sie hat klar gesagt, sie werde eine „No-fly-Zone“ über Syrien einrichten und die Frage des Moderators auch nicht verneint, ob die USA dann auch ein russisches Flugzeug abschiessen würden und zu Atomwaffen: Wenn der US-Präsident sagt, A-Waffe einsetzen, so hat das zu geschehen. Dann haben die ausführenden Militärs noch genau vier Minuten, das umzusetzen.
Klarer geht es doch wohl nicht.
Putin wird sich nicht an eine „No-fly-Zone“ halten, die nicht von der UN beschlossen wurde. Das ist der vom Autor aufgeführte Unterschied zu Lybien. Wenn es dolle wird schießen sie sich gegenseitig ein paar Kampfflugzeuge ab. Hillary wird mit Sicherheit zurück gepfiffen wenn das zu teuer wird. Die hebräische Finanzelite dreht den Hahn zu bevor die reichen EU Vasallen oder gar Homeland in Schutt und Asche liegen.
Das hat der Autor vollkommen richtig erkannt.