US-Weltmacht, Europa, Russland, China, Nahost, Terrorismus, Rauschgift
12. September 2009 von admin
Neuer Krieg für Weltherrschaft?
Polit-Manager hinter Präsident Obama ist bekanntlich der europäische Altadelige Zbigniew Brzezinski, Carters Sicherheitsberater von 1977 -1981, Verfasser der Carter-Doktrin (der Nahe Osten ist „vitales“ Interessengebiet der USA) und Berater des Zentrums für Strategische und Internationale Studien CSIS in Washington DC. Brzezinski hat 1997 ein Buch veröffentlicht, das 1999 auf deutsch als «Die einzige Weltmacht» mit einem zustimmenden Vorwort von Hans Dietrich Genscher (FDP) erschienen war. Darin entwickelte er den Plan für eine US-amerikanische Weltherrschaft, der die Politmanager des „ganz anderen“ US-Präsidenten Bush jr. später den Namen „full spectrum dominance“ gaben. In Brzezinskis Buch ging es in erster Linie um die Beherrschung des eurasischen Kontinents nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Europa sei nämlich „Amerikas unverzichtbarer geopolitischer Brückenkopf auf dem eurasischen Kontinent“. Die Alte Welt, schrieb er, ist „für die USA von enormem geostrategischen Interesse“, und daher bleibe „Westeuropa und zunehmend auch Mitteleuropa weitgehend ein amerikanisches Protektorat, dessen alliierte Staaten an Vasallen und Tributpflichtige von einst erinnern.“ Besonders hob er Deutschlands Rolle als Garant für den US-Griff nach dem eurasischen Kontinent hervor.
Brzezinski ist kein origineller Denker. Er schrieb lediglich die anglo-amerikanischen Weltmachtpläne unter Sir Halford Mackinder (1861-1947) auf die neue Weltlage um. Mackinder, Professor der London School of Economics, brachte mit seinem Aufsatz von 1904 „The Geographical Pivot of History“ (der geographische Drehpunkt der Geschichte) in The Geographical Journal der Royal Society die anglo-amerikanische Geopolitik zu Papier.
Danach galt als ‚Herzland’ das Gebiet im Zentrum Eurasiens, das durch seine Lage über die Rohstoffe und Arbeitskräfte beider Kontinente verfügen und daher zu einer mächtigen uneinnehmbaren Festung werden könnte. Um diese ist der sogenannte ‚Halbmond‘ aus den Seemächten Amerika, Großbritannien, Australien, Neuseeland und Japan gelagert. Deren Interesse sei es, jede Tendenz der Machtkonzentration im Herzland zu verhindern. Und wörtlich: „In dem Gesamtgebiet nimmt [Russland] als Achsenstaat die zentrale, strategische Position ein, wie sie Deutschland in Europa innehat. Russland kann nach allen Seiten ausschlagen und ist dazu noch im Norden geschützt. Die Überhand des Kräftegleichgewichts zugunsten des Achsenstaates führt zu dessen Expansion über die Randzonenländer Eurasiens hinaus und würde die Verwendung der riesigen kontinentalen Mittel für den Flottenbau erlauben. Damit wäre das Weltreich in Sichtweite gerückt. Dazu könnte es kommen, wenn sich Deutschland mit Russland verbünden sollte. Die Bedrohung durch eine solche Entwicklung sollte daher Frankreich in ein Bündnis mit den Seemächten bringen, und damit würden Frankreich, Italien, Ägypten, Indien und Korea zu ebenso vielen Brückenköpfen werden, über die die Marine von außen Armeen versorgen könnte, um die verbündeten Achsenstaaten zu zwingen ihre Landstreitkräfte einzusetzen und sie davon abzuhalten, ihre ganze Kraft auf die Flotten zu konzentrieren.“
Der Plan, Deutschland gegen Russland auszuspielen, war im 20. Jh. erfolgreich umgesetzt worden und wird bis heute weiter verfolgt. 1998 war ein Dokument des britischen Generalstabs vom 22.05.1945 (also noch vor der Potsdamer Konferenz, 17. 7 – 2.8. 1945) unter dem Titel: „Operation Unthinkable: Russia: Threat to Western Civilization“ (Kopie unter http://www.history.neu.edu/PRO2/) freigegeben worden. Darin heißt es: „Das übergeordnete politische Ziel ist es, Russland den Willen der Vereinigten Staaten und des Britischen Empires aufzuzwingen. … Ein schneller Erfolg könnte die Russen veranlassen, sich unserem Willen zu unterwerfen. … Die Russen müssen also entscheiden. Wenn sie den totalen Krieg wollen, können sie ihn haben.“ Die für den 1.7.45 vorgesehene schnelle Fortsetzung des 2. Weltkriegs nach Osten, wurde dann aber als nicht mehr durchführbar fallen gelassen. Stattdessen begann der im Sinne der Doktrin erfolgreiche Kalte Krieg.
Mit ihm begannen die Versuche, das Herzland von den Brückenköpfen aus mit Hilfe der jeweiligen Bevölkerungen zu zermürben. Sie wurden nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion fortgesetzt. Das zeigten unter anderem die bunten Revolutionen in Georgien, der Ukraine, Serbien, die Revolten in Usbekistan, Aserbaidschan, Kasachstan und Turkmenistan und nicht zu letzt die Angriffe auf Afghanistan (vorletzter Spatz) und Irak, sowie die Drohung mit einem Irankrieg. Bauern im „Schachspiel“ um die „full spectrum dominance“ waren auch die leicht manipulierbaren Marionetten des Nahen Ostens und in den ehemals sowjetischen Republiken der aufgestaute Hass auf die ehemalige „östliche Führungsmacht.“ Manipulationsansätze boten pan-islamische Bewegungen in Verbindung mit islamischen Sektenkämpfen um die Vorherrschaft, sowie vor allem die pan-türkische Bewegung unter den Turkvölkern, die in Zentralasien die Bevölkerungsmehrheit stellen. Sie haben dieselbe Herkunft, Sprache und Religion wie die Türken. Auch türkische Gruppen nutzen die von den USA aufgebauten Al-Kaida- und Taliban-Netzwerke für ihre eigenen Kalifats-Träume.
Teile der türkischen Oberschicht haben seit Langem Staatsangelegenheiten mit Terrorismus, Drogenhandel und anderen kriminellen Aktivitäten verquickt. Ein gutes Beispiel ist hierfür der Susurluk-Skandal von 1996. Damals flogen die enge Verbindung der Regierung Tansu Çiller zur internationalen Mafia und die Verflechtung zwischen Polizei und Militär mit der organisierten Kriminalität auf, und führten zu einer Regierungskrise, die den scheinbar weniger korrupten islamischen Kräften an die Macht verhalf. Tansu Çiller, Ministerpräsidentin der Türkei, war Marionette amerikanischer Interessen, der heimischen Rauschgiftmafia und gewisser Militärkreise. Sie vermittelte zwischen Geheimdienst und Heroinindustrie. Selbst deutsche Gerichte beschuldigten sie schließlich, die Drogenmafia in Europa und Zentralasien aktiv unterstützt zu haben.
Einigen Akteuren im Susurluk-Skandal gelang es, sich nach Chicago abzusetzen, wo sie sich für Operationen in Ostturkistan, unter den Uiguren anboten. Einer davon war Mehmet Eymur, der ehemalige Chef der Antiterroreinheit des türkischen Geheimdienstes (MIT), dem die USA Asylrecht gewährten. Mit von der Partie war Marc Grossman, der zurzeit des Susurluk-Skandals US-Botschafter in der Türkei war. Er musste, kurz nachdem der Skandal aufgeflogen war, mit seinem Adjutanten Major Douglas Dickerson vorzeitig abberufen werden. Dieser Marc Grossman leitete als Unterstaatssekretär für politische Angelegenheiten unter Bush jr. eine Woche vor dem 11. September 2001 im Pentagon die intensiven Gespräche zwischen dem pakistanischen Geheimdienstchef, Lt. Gen. Mahmood Ahmed, dem National Security Council und CIA Direktor George Tenet.
Wie Çiller in der Türkei, war auch die ehemalige pakistanische Ministerpräsidentin Benazir Bhutto am internationalen Rauschgifthandel beteiligt und unterhielt enge Beziehungen zu den Betreibern der Heroinpipeline und zu US-Geheimdienstkreisen. Besonders eng waren ihre Beziehungen zu dem Drogenboss Haji Ayub Afridi, der wie Bhutto selbst, besonderen Schutz in Dubai gefunden hatte. Afridi wurde nach 9/11 aus einem Gefängnis in Pakistan entlassen, als er wenige Wochen seiner 7 Jährigen Haftstrafe wegen Drogenhandels abgesessen hatte. Er wurde zum engen Verbündeten der USA im Kampf gegen die Taliban, die den Rauschgift-Anbau (der in erster Linie Geheimdienstoperationen zu finanzieren hat) in Afghanistan fast ausgemerzt hatten. Schon 2007 lieferte das Land nach einem offiziellen UNO-Bericht wieder 8200 Tonnen Rohopium, das waren 3000 Tonnen mehr als der illegale Weltverbrauch (http://www.unodc.org/pdf/research/AFG07_ExSum_web.pdf.) – und zwar unter dem Schutz der westlichen Invasionstruppen einschließlich der Bundeswehr.
Die Spuren der USA im neuesten Konflikt zwischen Uiguren und Chinesen in der chinesischen Provinz Xinjiang (nach ähnlichen Vorgängen in Tibet und benachbarten Provinzen) sind unübersehbar. Der US-Vietnam-Veteran Eric Margolis, als anerkannter Fachmann Zentralasien-Korrespondent der wichtigsten US-Medien, berichtete in einem Interview unter http://lukery.blogspot.com/2009/07/us-trained-uighur-terrorists.html, wie die uigurischen Terroristen ausgebildet worden sind.
Man hatte beim Einmarsch der USA in Afghanistan behauptetet, es gebe dort über 20 ‚Ausbildungslager für Terroristen‘. Das stimmte; nur handelte es sich nicht um antiwestliche Terroristen. „In einem Großteil der Lager bildete der pakistanische Geheimdienst ISI mit Billigung seiner CIA Führungskader Kaschmiris für den Krieg gegen Indien aus. Die zweitgrößte Gruppe bildeten Leute aus Zentralasien, hauptsächlich aus Usbekistan, Kazachstan und Tadschikistan, die mit Wissen der Amerikaner zum Kampf gegen die Kommunisten in Asien trainiert wurden. Schließlich gab es die Gruppe der Uiguren, chinesische Muslime aus Xinjiang, die von Bin Laden selbst zum Kampf gegen die Chinesen in Xinjiang ausgebildet wurden, und dies geschah nicht nur mit Wissen der CIA, sondern mit ihrer vollen Unterstützung. … es wurden dort Kommandoeinheiten und Guerillakämpfer für spezielle Operationen gegen die amerikanischen Feinde in Zentralasien ausgebildet. Die Amerikaner waren bis über beide Ohren darin verwickelt“, sagte Margolis.
Einer der dort ausgebildeten Terroristen war ein Anwar Yusuf Turani, der sogenannte “Präsident im Exil” von Ostturkistan (Xinjiang). Diese „Regierung im Exil“ wurde am 14.9. 2004 unter scharfen Protesten Chinas auf dem Kapitol in Washington gegründet (http://www.uygur.org/wunn04/09_22.htm). Verantwortlich für die Turani Regierung trägt ein Graham Fuller. Fuller hat das „Xinjiang Project“ und die mit der Turani-Regierung verfolgten Ziele für die Rand Corporation beschrieben. (http://www.silkroadstudies.org/docs/publications/OLD/xinjiang_final.pdf). Er war Vizedirektor des National Intelligence Council und Stationschef der CIA in Kabul. Eine seiner anderen Ausarbeitungen für die CIA (und deren damaligen Chef und späteren US-Präsident Bush sen.) galt der Iran/Contra-Affäre (unter US-Präsident Reagan). Israel lieferte im Namen der Amerikaner Waffen an den Iran, um vom Erlös die Contras in Nicaragua zu finanzieren, während gleichzeitig mehrere Tonnen Kokain aus Nicaragua in die USA geschmuggelt wurden (über den Flughafen Mena in Arkansas mit Beteiligung und Mitverdienst des späteren US-Präsidenten Bill Clinton), um vom Erlös die Mudschahedin in Afghanistan zu finanzieren. (http://www.mein-parteibuch.com/wiki/Barry_Seal).
Der Westen rüstet nach dem gescheiterten Überfall auf Südossetien wieder Georgien militärisch auf, angeblich um in Afghanistan für den Westen Dienst zu tun. Auch die Ukraine wird von den dortigen Medien im Dienst ihrer westlichen Geldgeber ideologisch aufgerüstet, meint Georgi Krjutschkow, Exekutivsekretär des „Ukrainisches Forum“ am 27.8.09 nach RIA Novosti. „Es entsteht der Eindruck, dass unsere Medien speziell komplizierte Momente in den Beziehungen zwischen der Ukraine und Russland benutzen, um der Gesellschaft die Meinung aufzuzwingen, dass der Ukraine ein Krieg gegen Russland droht“, gesagt am Runden Tisch einer Expertengruppe des Zentrums für sozialkonservative Politik.
Sie alle sind beteiligt, die konservativen Republikaner ebenso wie die progressiven Demokraten der USA, die etablierten Parteien hier und die Rauschgifthändler dort. Die hier erwähnten Dinge waren, wie viele andere, gerichtsnotorisch aufgedeckt und anschließend unter den Teppich gekehrt worden. Die angeblich so sensationslüsternen westlichen Medien haben sie weitgehend gemieden. Die breite Bevölkerung will sie nicht wahrhaben und starrt auf die inszenierte Krise wie das Kaninchen auf die Schlange. Es rührt sie so wenig, wie die aktive Verwicklung von Verfassungsschutz-Spitzeln in den Mord an Generalbundesanwalt Buback (http://www.bild.de/BILD/politik/2009/08/30/raf-terroristin-verena-becker/so-idyllisch-wohnte-sie.html). Erst hinterher wird sie sich wieder mit Schuldzuweisungen überschütten lassen, um sich mit ritualisierten Schuldeingeständnissen aus der Verantwortung für das, was gerade inszeniert wird, davon zu stehlen. Noch kann gewählt werden.
Böttiger