Buhmänner braucht der Herr
13. September 2014 von admin
Am 10.9. verkündete der Friedensnobelpreistragende US-Präsident dem amerikanischen Volk: „Meine amerikanischen Mitbürger, heute Abend möchte ich zu Ihnen darüber sprechen, wie die Vereinigten Staaten mit unseren Freunden und Verbündeten die Terrorgruppe ISIL (IS) erniedrigen und letztlich zerstören werden“ und etwas später „Jenseits der Grenze in Syrien haben wir unsere Militärhilfe für die syrische Opposition hochgefahren. Heute Abend werden ich wieder den Kongress aufrufen zusätzliche Befugnisse und Ressourcen für das Training und die Ausrüstung dieser Kämpfer bereitzustellen. Im Kampf gegen die ISIL können wir uns nicht auf das Assad-Regime verlassen, das seine eigenen Leute terrorisiert, ein Regime, das nie die Legitimität, die sie verloren hat, wiedergewinnen wird. Stattdessen müssen wir die Opposition als das beste Gegengewicht zu Extremisten wie ISIL stärken, um eine politische Lösung anzustreben, die notwendig ist um die Krise Syriens ein für alle Mal zu lösen.“
Dem vorangegangen war eine einstimmige Entscheidung im UN-Sicherheitsrat gegen die IS(IL) mit der Resolution 2170. Doch wie so viele Resolutionen, die den Nahen Osten betreffen und notorisch nicht umgesetzt wurden, handelt es sich um eine Farce. Sie soll die westliche Unterstützung für diese IS-Mörderbande vergessen lassen. Obama gibt diese Unterstützung ja selbst in obiger Kriegsrede indirekt zu. Er will die Rebellen in Syrien weiter unterstützen. Die Unterscheidung zwischen gemäßigten und radikalen Oppositionellen ist Täuschung für dumme Leute in Europa. Im Mai 2013 stellte der Kommandeur der Al-Faruq-Brigade der „moderaten“ Freien Syrischen Armee ein Video ins Netz, das zeigte, wie er einen syrischen Soldaten aufschnitt und sein Herz verzehrte. Das kam in westlichen Medien nicht vor, denn Al-Faruq gilt als „moderat“.
“Es ist doch ganz klar, dass das Wachstum der IS (ISIL oder ISIS) das Ergebnis der NATO-Unterstützung für den Aufstand in Syrien zur Beseitigung der Regierung von Präsident Bashar al-Assad ist” meint James Petras, Professor (em) an der Binghamton University, New York, in einem Telephoninterview am 8.9. „Zunächst haben die USA Waffen und finanzielle Unterstützung an die bewaffneten Invasoren in Syrien geliefert. Vieles davon fand direkt oder indirekt den Weg in die Hände der IS.“ Dann fielen ihnen die enormen Waffenbestände in die Hände, die die USA im Irak zurückgelassen hatten. Drittens wurden die Kader der IS in der Türkei von US-Spezialisten ausgebildet. Der Professor führte weitere Punkte auf.
Selbst die Fernsehbilder im Westen zeigten IS Kämpfer auf nagelneuen, direkt von der American Motors Corporation gelieferten Humvee-Fahrzeugen mit aufmontierten neuwertigen Waffen aus der Ukraine. Mit dieser Ausrüstung sind sie vom NATO-Land Türkei aus vorgestoßen und haben sich die im Irak zurückgelassenen amerikanischen Waffen beschaffen können. Begleitet wurde die fanatisierte Bande von zivilem Verwaltungs- und Kommunikationspersonal, das die Übernahme und den Verkauf des Irakischen Öls genau so reibungslos managen kann wie die Internet- und Fernsehberichterstattung der IS.
Der frühere CIA Vertragspartner Steven Kelley sagte am 28.8. in einem Telefonat mit Press TV über die IS: „Das sind völlig selbstfabrizierte Feinde … Die Finanzierung kommt ganz von den USA und ihren Verbündeten. Die Behauptung, dass dieser Feind in Syrien oder dem Irak angegriffen werden muss, ist eine Farce. Es ist offensichtlich, dass wir diese Feinde erschaffen haben und kontrollieren. Und jetzt ist es bequem für uns, diese Gruppe als legitimen Gegner anzugreifen“ (weil man so hinderliche Gesetze in den USA umgehen kann), so Kelley.
Trotz US-Zensur berichtete die britischen Agentur Reuters, dass der US-Kongress in einer geheimen Sitzung im Januar 2014 für die weitere Finanzierung und Bewaffnung der Freien Syrischen Armee, der Islamischen Front, der Al-Nusra-Front und der IS erst einmal bis zum 30. September 2014 gestimmt hat. Am 6. Februar empfahl der US-Heimatschutzminister den in Polen versammelten EU-Innenministern, den Dschihadisten aus Europa die Rückkehr zu verweigern, damit die IS sie als Kämpfer behalten kann. Schließlich wurde Mitte Februar 2014 auf einem zweitägigen Seminar des US-Sicherheitsrates mit allen in Syrien operierenden westlichen Geheimdienstchefs die Offensive des IS vorbereitet. „Moderate“ hat es nie gegeben. Die USA, Großbritannien, Frankreich, die Türkei, Saudi-Arabien, Katar und sogar Israel haben vorsätzlich aus Al-Qaida-Extremisten eine hochqualifizierte Söldnerarmee geschaffen. Im Internet erscheinen Bilder von hohen US-Beamten darunter dem US-Außenminister John Kerry in Konferenzen mit führenden Terroristen der IS.
Seit 2011 – möglicherweise auch schon seit 2007 – haben die Vereinigten Staaten die Muslimbrüder und eine Vielzahl anderer islamischer Terrororganisationen mit Waffen, Geld und Logistik unterstützt, damit diese die syrische Regierung stürzen, im Libanon die Hisbollah bekämpfen und die Macht und den Einfluss des Irans untergraben. Milliarden Dollar flossen an terroristische Gruppen wie die Al-Nusra-Front und Al-Qaida im Irak (AQI) und eben auch an IS. Der syrischen Botschafter Baschar Jaafari legte dem UN-Sicherheitsrat einen auf den 17. Januar 2014 datierten Brief des Generals Salim Idriss, Chef des Stabes der FSA vor. Daraus geht hervor, dass Frankreich und die Türkei über die FSA Waffen und Munition lieferten, die zu einem Drittel an die FSA selbst und zu zwei Drittel für die radikalen al-Qaida Gruppen bestimmt waren. Die französische Delegation konnte die Echtheit dieses Dokuments nicht bestreiten.
In einem neunseitigen Bericht »The Redirection« schrieb der Journalist Seymour Hersh (mit guten, kritischen Geheimdienstverbindungen) bereits 2007: „Um den vorwiegend von Schiiten bewohnten Iran zu unterminieren, hat die Regierung Bush beschlossen, ihre Prioritäten für den Nahen Osten neu auszurichten. Im Libanon hat die Regierung mit Saudi-Arabiens Regierung kooperiert und verdeckt daran gearbeitet, die Hisbollah zu schwächen, die vom Iran unterstützte Schiiten-Organisation. Auch an verdeckten Aktivitäten gegen den Iran und dessen Verbündeten Syrien haben sich die USA beteiligt. Eine Nebenwirkung dieser Aktivitäten besteht darin, dass sunnitische Extremistengruppen gestärkt wurden, die eine militante Version des Islam verfechten, Amerika feindselig und Al-Qaida freundschaftlich gegenüber eingestellt sind.«
Mit „Extremistengruppen, die den Islam militant interpretieren“ und „Al-Qaida freundschaftlich gegenüber“ lieferte Hersh – vor 7 Jahren – eine recht aktuelle Beschreibung der IS.
Dem Westen musste klar sein, dass er mit dieser fanatisierten Söldnertruppe in Syrien, im Irak und bald auch in Libanon religiös motivierten Völkermord inszeniert. Dass er nun vorgibt, sie zu bekämpfen, dient ausschließlich der Propaganda. Man will die Beziehung zu den Dschihadisten leugnen und sie als Vorwand für eigene Interventionen verwenden. Auch wenn der eine oder andere US-Angriff, den einen oder anderen teuer ausgebildeten IS-Kader töten mag. Dass Menschenleben für die USA im Meinungskrieg nicht zählen, sollte spätestens seit 9/11 (das sich gerade wieder jährt) jedem, der sich einigermaßen mit den Fakten dieses „Anschlags“ befasst hat, klar geworden sein.
Als die USA Syrien 2011 übernehmen wollten, hat die geschickte Diplomatie Putins dies vereitelt. Jetzt sorgt die Bomben-Diplomatie Obamas dafür, dass die USA unter westlichem Beifall Syrien doch noch libyisieren können. Doch es geht um mehr als den Zugriff auf die neu entdeckten Ölfelder und diverse Pipelines in dem Gebiet. Der russische Stützpunkt in Syrien war schon eher ein Grund.
Warum schüren die USA selbst oder über Stellvertreterkriege rings um die zentralasiatische Landmasse? Zwei Gründe sind banal. 1. verdient daran die politisch mächtige US-Rüstungsindustrie. 2. hilft die Beschwörung eines äußeren Feindes, die Massen im inneren von ihrem Unmut über das Versagen im Land abzulenken. (z.B. sind inzwischen rund 50 Millionen Amerikaner auf Lebensmittelzuteilungen angewiesen, aber die Rationen werden immer spärlicher, die Empfangskriterien immer mehr eingeschränkt. Die tatsächliche Arbeitslosigkeit ist nach wie vor hoch (trotz anderslautender Regierungspropaganda), die Unzufriedenheit wächst exponentiell.)
3. Der Hauptgrund ist die Gefährdung des Dollars als Weltreservewährung, die der US-Elite ermöglicht Geld und Schuldtitel ohne produktiven Aufwand aus dem Nichts zu schaffen um dafür Waren, Dienstleistungen und Rechtsansprüche aus dem Ausland einzutauschen. Die IS stellt diese Reservewährung nicht in Frage. Das tun Russland und China zunehmend erfolgreich.
Die US-Schulden haben ein Niveau erreicht, dass die Wirtschaft der Vereinigten Staaten, wenn der US-Dollar den Status der Reservewährung verliert, schlicht implodieren dürfte. Daher rührt die aufgeregte Dringlichkeit, mit der sie und ihre NATO in Osteuropa und im Nahen Osten für Chaos und Elend sorgen. Die westlichen Medien lassen keinen Zweifel aufkommen, dass gegen Russland und danach China vorgegangen werden soll. Aber wie? Ein direkter militärischer Angriff würde russische Raketen auslösen, die nicht nur in Europa nieder gehen werden. Auch US-Stiefel auf russischem Boden sind in den USA in Erinnerung an den großen vaterländischen Krieg nach 1941 eine unangenehme Vorstellung. Besser wäre es, wenn man auch Russland libyisieren könnte, so wie die Ukraine. Dazu benötigt man Proxies die von außen Unruhe ins Land tragen. Vorbereitend dienen dazu die Sanktionen, sie versprechen aber wenig Effekt. Denn sie schädigen und verprellen die europäischen Verbündeten mehr als sie im Land für Unruhe sorgen. Die Tschetschenen und die anderen Muslime am weichen südlichen Unterleib Russlands (und im Osten Chinas) sind inzwischen weitgehend verbraucht. Vielleicht lassen sie sich mit einer effektiven neuen Kampfgruppe wie der IS wieder in Gang bringen. Vielleicht lässt sich von außen so viel Chaos in das Land tragen, dass auch im Inneren Unruhen aufbrechen. Das wäre die beste der angestrebten Lösung. Doch auch dafür schließt sich allmählich das „window of opportunity“. Eile ist geboten und Obama spiegelt die Hastigkeit wider.
Wie man vorgehen will und wird, weiß ich nicht. Ich kenne nur ein Ergebnis, dass gewissen Planern vorschwebt. Danach soll das russische Gebiet „balkanisiert“ werden. Die Ukraine ist nur als Anfang der Balkanisierung gedacht. Im Grunde soll Russland das gleiche Schicksal erleiden wie der Nahe Osten und Nordafrika. Das Konzept ist nicht neu, man kann es schon bei Zbigniew Brzezinski, The Grand Chessboard: American Primacy and Its Geostrategic Imperatives (NYC: Basic Books, 1997) z.B. auf Seite 85-86 und 202 nachlesen. Inzwischen werden sogar schon Karten von der Aufteilung Russlands und in Verbindung damit von der Neuordnung der Erde in größere zusammenhängende Blöcke unter der Führung der USA ins Netz gestellt. Verantwortlich zeichnet u.a. ein Dmytro Sinchenko, der bei der ukrainischen Niederlassung von Radio Free Europe / Radio Liberty veröffentlicht. Dieser Mensch interpretiert diese Karten im Einzelnen (worauf hier nicht weiter eingegangen werden soll) auf Russisch in einem Artikel vom 8.9.2014 unter dem übersetzten Titel „Warten auf den 3. Weltkrieg, wie sich dann die Welt ändern wird“. Er begrüßt einen 3. Weltkrieg zur Neuordnung der Welt, geht aber nicht auf den damit sicherlich verbundenen Einsatz von Atomwaffen und – abgesehen von einem Hinweis auf eine deutliche Schwächung der EU – auf deren Folgen ein.
Man kann dies alles für Spinnereien der “Staatsmänner Bewegung”, einer pro-US, „Georgien Ukraine Azerbaijan Moldova (GUAM) Organisation für Demokratie und Wirtschaftsentwicklung“ halten, in der Sinchenko eine führende Rolle spielt. Doch wurde sie in einer Medienanstalt der US-Regierung, die sie zur Propaganda ihrer Vorstellungen in Europa und im Nahen Osten benutzt, veröffentlicht. Die Vorstellungen entsprechen durchaus der noch recht allgemein gehaltenen Planung Brzezinskis, die nun detaillierter ausführt werden. In dem Artikel heißt es sehr dezidiert: Die Rivalität zwischen Moskau und Washington wird erst nach dem Dritten Weltkrieg enden, wenn Russland zerstört ist. Dann werden die USA unter ihrer Führung und Kontrolle die „wirklich multipolare Welt“, wie in den Karten dargelegt und beschrieben, einrichten.
4 Reaktionen zu “Buhmänner braucht der Herr”
„z.B. sind inzwischen rund 50 Amerikaner auf Lebensmittelzuteilungen angewiesen.“
50 ging ja noch… oder meinten Sie 50 Millionen oder gar 50%?
Ein sehr guter Artikel, wie diese ‚Demokraten‘ uns verschaukeln, da verschlägt es mir die Sprache.
Habe ich doch glatt die Millionen vergessen. Danke für den Hinweis.
Woher weiss dieser „Mensch“, dass die USA als Sieger aus dem 3. Weltkrieg hervorgehen werden? Wo bleiben in dem Szenario die Chinesen? Das ist ein zu grosser Brocken für die Drohnen-Kids. Denn auf dem Feld haben die USA seit WWII bisher jeden Krieg verloren.
> auf dem Feld haben die USA seit WWII bisher jeden Krieg verloren.<
Den haben sie auch nur "gesiegt" weil die Russen die Hauptlast trugen und ein Teil der deutschen Eliten Hochverrat beging.
Genau wie heute das ganze Gesindel der Atlantikbrücke & Co.
Ohne diesen Verrat hätte es damals das große Ersaufen vor Omaha Beach gegeben und heute ein innovatives, lebenswertes Eurasien ohne Brüssler Kommissare, Genderkotze, hysterische Kriegspropaganda usw.