Warum wir uns nicht verstehen.
13. September 2019 von admin
„Der Staat muss untergehen, wenn die gesetzgebende Gewalt korrupter geworden ist als die vollziehende.“ Montesquieu.
Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), hat festgestellt: „Die Problemgruppe Nummer 1 sind die berufsaktiven Menschen“. Sie seien besonders anfällig für Rechtsextremismus. Warum aber sind „berufsaktive Menschen“ eine derartige „Problemgruppe“? Könnte es etwa daran liegen, dass „berufsaktive Menschen“ das Geld erarbeiten müssen, das teure politische Nichtsnutze nach Belieben verschleudern.
“Wenn wir den Klimaschutz vorantreiben, wird es Geld kosten.” … “Wenn wir ihn ignorieren, wird es uns mehr Geld kosten.” verkündete Kanzlerin Merkel bei der jüngsten Klimadebatte im Bundestag. Der erste Teil des Zitats ist Absicht, der zweite Teil Fiktion oder Vorwand. Denn es gibt bisher keinen stichhaltigen Grund für die Annahme, dass CO2-Verhinderung etwas mit Klimaänderungen zu tun hat. Neuerdings gibt es aus China sehr begründete wissenschaftliche Kritik am IPCC und der Klimaterrorisierung der Bevölkerung. CO2 Verhinderung hat viel mit Einschränkung von Energie, Produktion und der Versorgung von Pflanzen, Tieren und Menschen zu tun.
Ein Wort des Medienwissenschaftlers Norbert Bolz zur Induktion der Klimaangst ist interessant. Er schrieb in der NZZ vom 29.8. 2019: „Ein Teenager reist um die halbe Welt, um die ganze Welt zu retten. Und die Medien reisen mit. Doch Zweifel schleichen sich ein – welches ist genau Greta Thunbergs (und Merkels, ergänzt) Mission?“ „Greta bietet alles, was die Medien brauchen: Personalisierung und Emotionalisierung der Politik, die religiöse Unheilserwartung der «Klimakatastrophe» und das asketische Programm zur Rettung der Welt. Sie ist die Heilige einer grünen Ersatzreligion, die Heldin unserer Zeit, die die Authentizität ihres Anliegens durch Weltfremdheit und Kindlichkeit beweist.“ Merkel ersetzt „Weltfremdheit und Kindlichkeit“ durch Eliten-Hörigkeit. Und wie ist das mit der „Ersatzreligion“?
An Stelle des «Was darf ich hoffen?» der alten, fragt die heutige Religiosität (wie die Geißler-Züge und Hexenprozesse während der Kleinen Eiszeit) «Was muss ich fürchten ?». So hat sich in der westlichen Welt wieder einmal eine Ökumene der Ängstlichen formiert. Sie bekommt von „engagierten“ Wissenschaftlern Bestätigung. Das funktioniert so: Am Anfang steht eine Krisenerscheinung (z.B. super heiße Sommer); sie begründet die Notwendigkeit der Forschung; die Bedeutsamkeit dieser Forschungen legitimiert ihre staatliche Finanzierung; die Kosten der Forschung verlangen «öffentliches Interesse». Dazu bedarf es politischer und medialer Organisationen. Die sorgen dafür, dass etwas zu Stande kommt, was Wissenschaftstheoretiker «scientific bias» nennen, also: Man findet, was man erwartet und was zum Job-Erhalt beiträgt. „Und immer ist es fünf vor zwölf,“ sonst fließt kein Verdienst.
Wissenschaftler, die warnen und mahnen, setzen ihren Ruf aufs Spiel. Denn Untergangspropheten waren immer schon die erbittertsten Feinde der Aufklärung – das gilt auch für die Öko-Propheten der Klima-Apokalypse. Steckt mehr hinter deren „Engagement“?
Ihm entgegen setzen wir zunächst einen Satz von Nora Bossong aus ihrem neuesten Roman Schutzzone: „Zuversichtlich macht mich die sichere Erkenntnis, dass Pessimismus nicht weiterhilft. Lösungen findet nur, wer Mut hat.“ Natürlich gibt es auch Übermut.
Einerseits Zukunftsangst, andrerseits Hoffnung oder besser Zuversicht. Was steht dahinter? Geschäft! Das sicherlich auch. Wir wollen tiefer bohren.
Das Auffallende an dem Gegeneinander dieser beiden Tendenzen ist eine fehlende oder nicht gelingende Verständigung der Beteiligten. Der Grund scheint in einer gegensätzlichen Grundeinstellung zu liegen. Diese klammert sich heute an den Begriff von „Natur“, „natürlich“ und neuerdings auch „bio“, ein Begriffsbereich, der heute Hochkonjunktur feiert. Doch versteht man darunter dasselbe?
Worum geht es? Nahezu alle modernen Menschen dürften sich inzwischen einig sein, dass das, was man Natur nennt, sich auf der Erde und darüber hinaus „evolutionär“ entwickelt hat. Weniger einig ist man sich in der Antwort auf die Frage, ob sie sich heute noch weiterentwickelt. Im Universum mag es Evolution gegeben haben, aber auf der Erde, heute? Doch was sollte die Evolution gestoppt haben? Uneinigkeit kommt vor allem bei der Frage auf, ob dieser evolutionäre Prozess die menschliche industrielle Zivilisation einschließt, diese also selbst „Natur“ ist, oder ob die menschliche Zivilisation der „Natur“ insgesamt und nicht nur an bestimmten Stellen und Momenten entgegen wirkt, also quasi „Antinatur“ ist. Aus dieser zunächst abstrakt-ideologischen Einschätzung folgt praktisch die Frage, ob die menschliche Zivilisation selbst als evolutionärer Antrieb der Naturentwicklung zu verstehen sei, oder stationär so auszurichten sei, dass sie sich in den vorgegebenen (von wem festgestellten?) Zustand der Natur stationär einfügt. Die natürlich gewachsene Umwelt soll durch den „Stoffwechsel des Menschen mit der Natur“ möglichst wenig belastet oder gar gestört werden. Dahinter steht eine Art religiöser Entscheidung.
Darf, soll, muss, wird der Mensch bestimmen, was auf der Erde (und im Zeitalter der Raumfahrt auch darüber hinaus) zu geschehen hat, oder hat das eine übergeordnete Macht, ein Universal-Gott oder neuerdings eher wieder die Magna Mater „Natur“, zu tun. Die Entscheidung ist in den meisten früheren Religionen eindeutig gefällt. Der Mensch, die Menschheit als Inbegriff, erscheint einmal als determiniertes Produkt, dessen Determiniertheit nur einem Laplaceschen Dämon mit göttlicher Allwissenheit und Allmacht bekannt ist. Nur der Mensch mit eingeschränktem Wissen hält sich für „frei“. (Laplace und Fans gaben sich als diesen Dämon aus). Wenn aber der Mensch Objekt der Universalmacht ist, der sein Schicksal erleiden muss, dann ist die Universalmacht für das, was er tut verantwortlich. Wie prima ist das für Verantwortungslose. (Jetzt heißt der Dämon der Laplacejaner plötzlich „Zufall“.) Wäre der Mensch im Rahmen der Vorgaben seines Milieus frei, hieße das, er ist in seiner kreativ gestaltenden Freiheit quasi Herr auch über die Natur, wenn auch im Rahmen seiner jeweils begrenzten vorgegebenen und selbst geschaffenen Möglichkeiten. Als freier Mensch stünde er in der vollen Verantwortung für sein Tun und als Vereinzelter wäre er damit überfordert. Und wem wäre er verantwortlich? Doch wohl der weiteren Evolution der Natur. Merken Sie, dass sich hier die beiden Positionen kreuzen?
Das Christentum – jedenfalls, soweit es noch dem westlich geprägten altkirchlichen Christologischen Dogma verbunden ist – lokalisiert den Menschen dazwischen, und zwar als „freiwilligen Helfer Gottes bei der Vervollkommnung (Evolution) seiner (Gottes) Schöpfung.“ So formulierte es der Theologe und Mönch Abaelard (Anfang des 12. Jh.), der nicht nur wegen mönchischer Regelverstöße kastriert wurde. (Natürlich gab/gibt es in der christlichen Kirche auch ganz andere Tendenzen). Aber selbst mit der These Abaelards entkommt man nicht ganz dem Gegensatz der Grundeinstellung von „evolutionär“ zu „stationär“. Denn entweder gibt Gott dem Menschen die Richtung der Vervollkommnung (die weitere Expansion von Leben und Geist) vor, oder der Mensch setzt den von Gottes Schöpfung eingeschlagenen Weg frei und kreativ fort. Das muss er bei Strafe des Untergangs (wie viele Species vor ihm) vor allem dann, wenn er an sich der Evolution in den Weg stellenden „Grenzen des Wachstums“ stößt und von ihnen gestoßen über diese hinaus wachsen muss, um seiner Verantwortung gerecht werden zu können und zu überleben.
In diesem Sinne könnte man zum Beispiel das zwischen Eiszeit und Warmzeit wechselnde Erdklima als einen Hauptantrieb für die biologische Evolution verstehen, bevor der Mensch mit der Verlagerung der energetisch genutzten Verbrennungsprozesse aus dem Innenbereich des biologischen Körpers in den Außenbereich intentionalen (geistig das beabsichtige Ergebnis vorwegnehmenden) Tuns verlagerte. Dazu ein anderes Mal mehr.
Oft wird die hier angedeutete Grundeinstellung, von denen, die ihr unterliegen, gar nicht bewusst als Entscheidung gesehen und wahrgenommen. Das geschieht auf ähnliche Weise nicht, wie wir im Alltag bestimmte Schwingungsbereiche nicht als solche wahrnehmen, sondern als Farbe oder Töne, oder einfacher, wie wir die die Einschränkung durch den blinden Fleck im Auge in unserem wahrgenommenen Gesichtsfeld überspielen. Das ist so, weil der Beobachter die Sichtweise aus sich heraus vorgibt, aber oft meint, sie im Beobachteten vorzufinden. Er prägt durch seine Sichtweise seine Wahrnehmung (in des Wortes ursprünglicher Bedeutung). Das heißt, er entnimmt seinem Milieu das als wahr, was ihm für seinen Lebensvollzug Sinn macht oder notwendig ist. Bei den Tieren ist die Sichtweise weitgehend von der Organisation ihrer Wahrnehmungsorgane bestimmt. Beim Menschen kommt noch eine in seinem geistigen Vermögen eingebettete Grundeinstellung hinzu, die man einerseits Vorurteil und andererseits das Vermögen, scheinbare Gewissheiten infrage zu stellen, nennen könnte.
Von dieser meist unbewusst akzeptierten Grundeinstellung hängt zum Beispiel ab, wie man die Industrialisierung oder Errungenschaften der wissenschaftlich technischen Evolution einschätzt und bewertet aber auch, in welche Richtung man sie treiben will. Diese Grundeinstellung ist zumeist im unreflektierten Vorverständnis der Menschen angelegt. Wenn diese nicht geklärt wird, wird eine Verständigung der Menschen auf ein gemeinsames, problemlösendes Vorgehen (eine gemeinsame Richtung der Entwicklung) schwierig oder sogar unmöglich, wenn die anstehende Entscheidung über relativ banale Alltagsprobleme hinausgehen soll.
Daher ist es für jeden, der sich als Mensch im Zuge der menschlichen Zivilisation ernst nimmt, wichtig, der „Versuchung der Gewissheit“ zu entgehen, weil genau diese seine Wahrnehmung filtert. Was wir wahrnehmen ist nämlich nicht die Welt an sich, sondern das Ergebnis der Wechselwirkung zwischen uns und unserer Umwelt in Abhängigkeit von der Struktur und Organisation unseres Wahrnehmungsapparates aber auch der erworbenen Zugriffsmöglichkeiten auf das Milieu. Das ist ein Grund, weshalb es in der Wissenschaft nur Falsifikation geben kann und keine Verifikation. Eine Erkenntnis ist nur solange wahr, „gesichert“, als ihr keine anderen neuen Erkenntnisse in den Weg treten.
Wir erliegen im täglichen Leben in der Regel der „Versuchung der Gewissheit“, weil wir nicht gewohnt sind, zu reflektieren, wie und warum wir etwas wahrnehmen, um aus unserem Milieu (Umwelt) und seinem Chaos von Sinneseindrücken das für uns Wahre herauszunehmen. Die Erfahrung dessen, was da draußen ist und auf uns eindringt, wird beim Menschen durch die biologische Struktur und eine geistige Grundeinstellung konfiguriert, die das wahrgenommene Ding erst möglich macht. Jeder Akt der Erkenntnis schafft eine Vorstellung von Welt. Erkennen und Tun/Leben/Überleben bedingen einander. „Erkennen ist eine Handlung, die es einem individuellen Lebewesen in einem speziellen Milieu erlaubt, seine Existenz darin fortzusetzen, in dem es dort seine Umwelt schafft.“ Erkennen ist nicht nur ein Prozess im Nervensystem oder Gehirn, sondern wurzelt im Überlebensprozess eines individuellen Lebewesens in seinem Milieu. Das gilt auch und insbesondere für die beiden oben genannten „Grundeinstellungen“ für das Erkennen.
In dieser Grundeinstellung spielt das vegetative Überlebensinteresse eine wichtige Rolle. In unserer Gesellschaftsformation ist dies weitgehend auf die Möglichkeiten des Geldverdienens ausgerichtet und dabei tritt die Verantwortung des Einzelnen für die zivilisatorische Evolution der Menschheit – belastungsbedingt – in den Hintergrund. Diesen Aspekt verweist er an Zuständigere, an Priester, Wissenschaftler, Politiker, Machthaber kurz, an die für ihn und über ihn Herrschen und das sind diejenigen, die der Gesellschaft ihre Ziele vorgeben (heute: Wer zahlt, schafft an).
Die jeweils Herrschenden werden aber vor allem anderen von einem „Erkenntnis leitenden Interesse“ geleitet, dem Erhalt ihrer Herrschaft über die vielen. Die mögliche und personale Struktur der Herrschaftsverhältnisse ist eine Funktion eines bestimmten Entwicklungsgrades der Produktivkräfte. Aus dieser potentiellen Dynamik der Herrschaftsverhältnisse leitet sich die „stationäre Denke“ her, welche die meisten Untergebenen und Untertanen in der Sorge um ihren Stand in einer jeweils vorgegebenen Gesellschaftsformation prägt. Je unangemessener die Herrschaftsverhältnisse an die Produktionsverhältnisse mit der weiteren Entwicklung werden, desto rigoroser wird die „stationäre Denke“ eingetrichtert, von den Herrschenden und ihren Bütteln indoktriniert. Das prägte viele Religionen wie auch die gerade gepflegte Klimareligion.
Gilbert Keith Chesterton drückt es in seinem Buch „Orthodoxy“ von 1908 ironisch so aus: „Der Mensch steht über dem Vieh; traurig ist er nur, weil er kein Tier ist, sondern ein unvollkommener (eingeschränkter, erg.) Gott.“
1 Reaktion zu “Warum wir uns nicht verstehen.”
Ich konnte mal wieder nicht anders, als den Herrn Krüger unverzüglich anzuschreiben, so geschehen am 27. Aug. 2019.
Im Wortlaut:
„BETREFF
Der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, hält Berufstätige am anfälligsten für rechtsextremistische Ansichten
Sehr geehrter Herr Krüger!
Das o.a. Zitat habe ich den ‚Kieler Nachrichten‘ entnommen, hier Onlineausgabe:
https://www.kn-online.de/Nachrichten/Politik/Bundeszentrale-fuer-politische-Bildung-will-mehr-Berufstaetige-erreichen
Mit Ihrer „Don Quijoterie“ erreichen Sie nicht mehr, als Menschen zutiefst zu beleidigen, Menschen, die Sie überdies alimentieren.
Eine Entschuldigung Ihrerseits wird dem Sachverhalt nicht mehr gerecht.
Kurze politische Bildung für Sie: Extremismus kommt NIE aus der Bevölkerung heraus auf, sondern bedarf der Steuerung von extremistischen Gruppen durch geheimdienstliche Aktivitäten (in- und ausländischer Dienste), bspw. wird die Antifa vom britischen SIS geführt.
Freundliche Grüße aus Rheinland-Pfalz
… … …“