Mit Geld regiert man Welt
5. Januar 2018 von admin
Kaum ein Tag vergeht, an dem ich nicht mindestens fünf Aufforderungen in der E-Mail vorfinde, meinen nicht vorhandenen Reichtum in Bitcoins (hier auch exemplarisch für viele andere Kryptowährungen) anzulegen, um ihn sicher und dazu noch mit drastischen Gewinnen durch den zu erwartenden Crash zu retten. Ganz anderer Meinung ist hingegen der Investment-Berater Peter Schiff. In einem Interview mit Scott Gamm von The Street behauptete Schiff, dass „Bitcoins keinerlei inneren Wert besitzen“. Die Crypto-Währung stütze sich lediglich auf den eingeredeten Glauben der Menschen. „Ich denke, dass hinter Bitcoin kein wirklicher Wert steckt“. Es sei ein Spiel mit der „heißen Kartoffel“, bei dem nur wenige Leute wirklich reich werden. „Das digitale Papiergeld wird irgendwann abstürzen und sterben.“ (https://www.sgtreport.com/articles/2017/11/12/-peter-schiff-slams-bitcoin-federal-reserve-and-antitrust-regulators)
Nun, „Papier“-Geld wollten Bitcoins ja gerade nicht sein. Doch inzwischen lassen sie sich auch in solches verwandeln, nämlich „ausdrucken“. Fangen wir also mit Peter Schiff an! Bitcoins haben keinen „inneren Wert“. Unterscheidet sie das von dem Geld, das wir gewohnt sind? Natürlich nicht. Der „innere Wert“ eines 100 Euroscheins (Euro exemplarisch für alle gesetzlichen Zahlungsmittel) ist als Materialwert vernachlässigbar gering. Früher wurde der „innere Wert“ eines Geldscheins durch eine bestimmte Gewichtsmenge eines Edelmetalls (meist Gold oder Silber) ausgewiesen. Das ist schon lange nichtmehr und seit dem 15.8.1971 endgültig nicht mehr der Fall. Vielleicht kommt es im Osten (Russland, China) wieder dazu. Doch das sind höchst unwahrscheinliche Mutmaßungen.
Was macht heute den Wert des Euro aus? Nun, doch das, was man dafür kaufen kann! Dadurch unterscheidet er sich in nichts vom Bitcoin. Wenn niemand mehr für einen Bitcoin oder Euro etwas hergeben will, hat jeder seinen Wert verloren. Was verhindert einen solchen Wertverlust? Hierin unterscheiden sich beide Währungen etwas. Das Interesse an Bitcoins wird dadurch wachgehalten, dass er a) scheinbar ein neuartiges (digitales) und nicht durch eine staatliche Institution kontrollierbares Zahlungsmittel ist, b) dass ein umfangreicher (möglicherweise dezentraler) Propaganda-Apparat (der die E-mails verschickt) das Interesse an ihm befeuert, c) dass sein Kurswert auf dem Finanzmarkt zwar gewaltig schwankt aber in letzter Zeit (dank der gesteigerten Nachfrage) deutlich angestiegen ist und d) dass immer mehr Unternehmen bereit sind, gegen Bitcoins auch direkt Güter und Dienste zu liefern. Für den Euro gilt das alles in gewisser Weise auch, aber deutlich eingeschränkter, insbesondere was die Überzeugungskraft der Propaganda (eines angeblich „starken“ oder „schwachen“ Euro) betrifft. Hinzu kommen beim Euro noch folgende Eigenschaften: 1. Der Euro ist gesetzliches Zahlungsmittel, d.h. jedes im Euro-Land zugelassene Wirtschaftsunternehmen ist verpflichtet, Euro als Zahlungsmittel auf Forderungen (nach dem jeweils amtlich festgestellten Kurswert) zu akzeptieren. Wer dies verweigert, verliert die Zulassung. 2. Der „Substanzwert“ des Euro besteht darin, dass er eine „Zahlungsverpflichtung eines anderen“ (eine Schuld) darstellt. Der andere ist letztinstanzlich die EZB. Doch wie sieht diese Verpflichtung aus? Die EZB zahlt im Verpflichtungsfall mit Fremdwährungen, das heißt mit der Zahlungsverpflichtung einer anderen Zentralbank, die genauso verfährt. Über das Äquivalent zwischen den Währungen entscheidet „der Devisenmarkt“ zum jeweiligen Zeitpunkt.
Dagegen ist die Akzeptanz von Bitcoins als Zahlungsmittel völlig frei(-willig). Man muss an ihn glauben und kann, wenn man das nicht tut oder die Zahlungsmodalität für zu kompliziert hält, eine Zahlung mit Bitcoins jederzeit und folgenlos ablehnen. Bitcoins sind also in erster Linie wie Wertpapiere Spekulationsmittel. Beziehen sich Wertpapiere noch auf „innere Werte“, wie prozentuale Anteile an Immobilien, Unternehmen, Forderungen usw. oder auf vertragliche Absicherungen auf einen bestimmten Basiswert solcher Anteile (Derivate), so liegt den Bitcoins ein bestimmter, notwendig gemachter Rechner- und Rechen-Aufwand, der zu ihrer Neuschöpfung (dem „mining“) festgelegt wurde, zugrunde. Abgesehen davon bestimmt allein die Zahlungs-Erwartung und -Bereitschaft möglicher Käufer und Verkäufer ihren Wert. Diese Bereitschaft fördert einerseits das wachsende Misstrauen in die Werthaltigkeit der gesetzlichen Zahlungsmittel, die von den emittierenden Zentralbanken und der Kreditvergabe der großen Geschäftsbanken (zunehmend nach propagandistisch gerechtfertigtem Gutdünken ihrer Vorstände) „verwässert“ oder durch Verknappung eingedickt werden kann. Zum anderen steigt aufgrund der wachsenden Überwachung der Bürger der Wunsch nach Unkontrollierbarkeit der eigenen Zahlungen, die bei den Bitcoins trotz immer raffinierterer „Hacker“ noch weitgehend gesichert zu sein beansprucht. Letztendlich beruhen die Nachfrage und damit der „Wert“ der Bitcoins wie bei Wertpapieren auf der Erwartung, dass ihr Verkaufswert im Verhältnis zu den gesetzlichen Zahlungsmitteln steigen wird – er ist also rein „spekulativ“.
Am 18.6.1996 war ein Dokument mit dem Titel „How to Make a Mint – The Cryptography of Anonymous Electronic Cash“ (Wie man eine Münzprägeanstalt macht – Die Kryptographie von anonymem, elektronischem Bargeld) erschienen. Es handelt davon, wie man für den elektronischen Zahlungsverkehr Zahlungsmittel schaffen kann, die vor Überwachung schützen und die Zahlung authentisch und unbestreitbar machen. Das Dokument beschreibt Struktur und Funktion von Kryptowährungen, also weitgehend das Bitcoin-Protokoll, seine Signaturen und Authentifizierungstechniken (etwa die SHA-256-Hash Funktion), um Kryptowährungen anonym und fälschungssicher machen, und geht schon auf die mit solchen Währungen verbundenen Risiken ein.
Verfasst wurde das Dokument vom „Office of Information Security Research and Technology“, der National Security Agency, also von einer Abteilung der berüchtigten Überwachungszentrale NSA. Damit wurden zwar noch nicht Bitcoins in die Welt gesetzt. Doch ist auffällig, dass sich die NSA rund 20 Jahre vor dem Auftreten der Bitcoins mit diesem Konzept befasst hat. Laut The Hacker News (THN) vom 13.9.2013 habe die NSA sogar die Krypto-Hashfunktion (SHA-256-Hash) entwickelt, von der „die Integrität der Bitcoins abhängt“. Dadurch hat die NSA – wenn es stimmt – die vollständige Kontrolle über dieses Zahlungssystem und seine Nutznießer. (https://thehackernews.com/2013/09/NSA-backdoor-bitcoin-encryption-sha256-snowden.html)
Den Bitcoin auf den Weg gebracht hat ein gewisser Satoshi Nakamoto (bis heute ist angeblich unbekannt, wer sich hinter dem Pseudonym versteckt, möglicherweise die NSA selbst oder einer ihrer Mitarbeiter). Satoshi Nakamoto hat die von der NSA vorbereitete Struktur aufgegriffen und durch das „mining“ (ein Bitcoin-Schöpfungsprozedere) und die Peer-to-Peer-Blockchain (ein System der dezentralen Transaktionsauthentifizierung) erweitert und er hat „reserved one million Bitcoins for himself.“ Sollte er diese plötzlich liquidieren, wäre es wohl um den Wert der Bitcoins geschehen. Doch warum sollte er?
Krypto-Spezialist Matthew D. Green von der Johns Hopkins University vermutet dagegen, dass die NSA über eine Backdoor-Methode verfügt und die Verschlüsselung knacken kann, um sich am sogenannte „Zero Day“ alle Bitcoins der Welt anzueignen oder verschwinden zu lassen. Ähnlich sieht es thehackernews im Jini 2017. THN geht da noch weiter und deutet an, wie auch sonstige Hacker die Verschlüsselung allmählich knacken könnten. Sollte diese Gefahr eingefleischte Bitcoin-Spekulanten veranlasst haben, wie wild für Bitcoins zu werben, um dadurch ihre Bestände vorteilhaft zu liquidieren? Denkbar ist das. Doch damit wäre der ungeheure Aufwand ihrer Einführung nur ein kurzer Bereicherungs-Bluff gewesen, der sich möglicherweise nicht einmal gelohnt haben könnte.
Seit dem hemmungslosen Quantitativ Easing, der Gelddruckerei der Zentralbanken, verflüchtigt sich das Vertrauen in „gesetzliche Zahlungsmittel“. (Seit der Krise von 2008 haben die führenden Zentralbanken zwischen 14 und 16 Billionen US-Dollar ins globale Finanzsystem gepumpt und fast siebenhundert Mal die Zinsen gesenkt. Der größte Teil des „billigen“ Geldes wurde dazu benutzt die Geldwerte der Papierwerte aufzupumpen und hat auch die übrigen Märkte auf grandiose Weise so verzerrt, dass sie nichts mehr „regeln“. Trotzdem versuchen die Geldbesitzer in Edelmetalle, Betongold oder sonstige „Werte“ (sogar in Papierwerte, wie Aktien etc.) und eben auch in Bitcoins auszuweichen. Doch was haben sie damit „in der Hand“, wenn die erzeugte Not sie zwingen sollte, Lebensmittel zu erwerben und niemand dergleichen noch für solche „Werte“ hergeben will? Das ist übrigens der eigentliche Grund der Angst der Menschen, der Meinungsmacher unterschiedliche Etiketten angeheftet haben und das weiterhin tun.
Den Grund für den mangelhaften Durchblick der Menschen liefert die Werttheorie der „klassischen Nationalökonomie“ und des klassischen Marxismus (Das Kapital). Beide beziehen „Geld“ auf einen falschverstandenen „inneren Tauschwert“, den es „an sich“ nicht gibt. Geld ist in erster Linie ein politisch/juristischer Begriff (wie Georg Friedrich Knapp, der Schwiegervater des ersten Bundespräsidenten Heuss bereits 1905 in kaum zu verstehender, deutscher Gründlichkeit nachgewiesen hat). Ein Geldbetrag stellt „das Recht“ auf den proportionalen Anteil am gesellschaftlichen Gesamtprodukt dar, der wiederum dem proportionalen Anteil an der gesamten in der Gesellschaft umlaufenden Geldmenge entsprechen sollte. Beides, Geldmenge und Gesamtprodukt sind in einer globalisierten Wirtschaft kaum mehr zu überblicken. Paul Warburg gelang es bereits 1913 trickreich aufgrund der Analyse Knapps mit dem Konzept der New Yorker Federal Reservebank die staatliche Grundlage dieses Rechts zu „privatisieren“. Damit schuf er die Voraussetzung für die willkürliche Geldvermehrung oder Verknappung seitens der demokratisch/politisch nicht kontrollierten Vorstände der Zentral- und (großen) Geschäftsbanken. Dass sie damit den tatsächlichen Geldwert im Verlauf des Geldumlaufs üblicherweise verwässern d.h. inflationieren (faktisch ein Diebstahl), oder es deflationär verknappen, um aus gesellschaftspolitischen Gründen eine Krise zu inszenieren, soll vom Publikum nicht verstanden werden.
Soll nun das alte Geldsystem, das sich auf zahlreiche unterschiedliche Währungen verteilt und von den Großgeldbesitzern mit besonderen derivaten Finanzinstrumenten recht weitgehend manipuliert werden kann, durch eine digitale, sichere, vertrauenswürdige, die Anonymität im Zahlungsverkehr garantierende Weltwährung ersetzt werden? Manche vermeintliche „Insider“ gehen davon aus und unken von „einer Weltreservewährung auf Krypto-Basis“. In Venezuela hat andererseits Präsident Nicolas Maduro am 17.12.2017 angekündigt, eine digitale nationale Währung, den „Petro“, einführen zu wollen, um sich gegen die Sanktionen der USA, EU und Kanadas zu wehren. Im Unterschied zum Bitcoin, solle diese Währung aber durch Gold, Öl, Gas und Diamanten im Staatsbesitz gedeckt werden.
Damit stellt sich die Frage: Soll, nachdem sich die Öffentlichkeit an pseudoallgemeinen, digitalen Währungen aufgegeilt hat, eine von den Banken kontrollierte Welt- oder West-Kryptowährung vorbereitet werden, die schließlich Bitcoins aber auch das verwässerte Fiat-Geld (USD, Euro & Co) mit einer Währungsreform ersetzt oder ablöst. Dadurch ließe sich die überdimensionale Weltverschuldung einfach auswaschen und zugleich der angestrebte bargeldlose Zahlungsverkehr allgemein einführen. Anschließend ließe sich Gold, Silber als Zahlungsmittel ebenso verbieten wie andere nicht-offizielle Kryptowährungen.
Schließlich könnte das offizielle neue digitale Weltzahlungsmittel an ein RFID-Implantat oder sonstige biometrische Identifikatoren gebunden werden, um es zu „authentifizieren“. Damit ließe sich jeder politisch oder sonst wie Unliebsame vom Erwerb von Lebens-, Transport-Mitteln und vom Geldverkehr insgesamt ausschließen. Schließlich könnten die Herrschenden über die digitale Weltwährung alle Transaktionen, Investitionen und kommerziellen Aktivitäten aber auch alle Vermögen eindeutig und vollständig kontrollieren und gegebenenfalls einziehen. Wer wären Sie dann noch? ein braves unmündiges Kind, ein gefügiger Dienstbote mit demokratischer positiver Wahlzettel-Ankreuzberechtigung.
8 Reaktionen zu “Mit Geld regiert man Welt”
@admin
Die Menge des Bitcoin ist doch auf 21 Millionen begrenzt. Halten Sie das nicht für ein Hindernis als Alternativwährung?
Eine Alternativwährung würde natürlich ohne eine solche Begrenzung eingerichtet. Ich sage nicht dass Bitcoin zur Weltwährung werden würde, sondern soetwas wie Bitcoin.
Es sei noch auf ein schönes Video hingewiesen, in diesem erläutert Andreas Popp
die Gefahren des Bitcoin-hypes.
Vor allem ist es nicht richtig, daß die Bitcoins nicht vermehrbar sind.
Denn: Konzepte nach dem Muster des Bitcoins lassen sich – so Andreas Popp –
beliebig aufstellen.
Hier der Link zum Video:
https://www.youtube.com/watch?v=4-TvPbhubhQ
Es sei noch mein eigener Anlagetip hinterhergeschoben:
„meinen nicht vorhandenen Reichtum“, würde ich in Thunfischdosen anlegen.
Die halten sich eine Weile, man kann sie in Krisenzeiten eintauschen bzw. selbst essen.
Ansonsten rate ich zu alten Duden aus der Zeit vor der Rechtschreibreform.
Wenn diese wieder abgeschafft wird ….
Immerhin beruht auch die Rechtschreibreform darauf, daß an den innewohnenden Wert geglaubt wird …. wenn dieser Glaube dahin ist …?
Bei der gegenwärtigen politischen Lage rate ich in Steinäxte zu investieren.
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@Argonautiker
Richtig, denn eine Faustkeilindustrie benötigt keine Energie.
Die Politiker, die diese emissionsfreie Produktion einführen werden, werden stolz auf die Schaffung hunderttausender Arbeitsplätze verweisen und sich auf Jahrzehnte die Wählerstimmen des jubelnden Michels sichern.
Verweise diesbezüglich auf die Netflix-Docu „Banking on Bitcoin“. Dort wird der Frage, wer hinter Satoshi Nakamoto steckt, recht plausibel nachgegangen…