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80 Jahre Entwicklungspolitik des Westens haben dafür gesorgt, dass, wer es noch schafft, Afrika fluchtartig verlässt, um im „reichen“ Westen sein Überleben zu sichern. Sie bringen die ihnen aufgenötigte Erfahrungen mit: Den Kampf ums Überleben, wenn es sein muss, bis auf‘s Messer. Wohin sind aber all die Milliarden Entwicklungshilfe geflossen? Hatte bis 1974 bisher die Investitionspolitik des Westens eine gewisse industrielle Entwicklung der unterentwickelten Länder bewirkt, so trat offiziell am 26.11.1975 mit der Annahme des National Security Decision Memorandum (NSDM) 314 als US-Politikrichtlinie die Bevölkerungskontrolle an deren Stelle. Noch wurde „investiert“ aber ab nun vorwiegend in „unsinnige“ Projekte wie überdimensionierte Flughäfen oder Talsperren, deren Boden kein Wasser halten kann, und Ähnliches. Das war Absicht. John Perkins hat das in seinem Buch Confessions of an Economic Hit Man bei Berrett & Koehler, San Franzisco 2004 sehr eindringlich aus eigener Erfahrung beschrieben. Als auf diese Weise die Verschuldung der Entwicklungsländer gesichert war, flossen die Entwicklungsgelder der Staaten vorwiegend zurück an die privaten Banken, um fällige Zinszahlungen zu decken. Daneben hat die eine oder andere Hilfsorganisation lobenswerter Weise da und dort einen Brunnen gegraben oder ein paar Solar-Herde zum Kochen bereitgestellt.

China ist erst seit 2009 Handelspartner afrikanischer Länder. Die Chinesen investieren tatsächlich in die Güterproduktion, und zwar bereits 100 Milliarden Dollar. Irene Yuan Sun (von McKinsey & Company’s research) The Next Factory of the World: How Chinese Investment Is Reshaping Africa 224 S.  Harvard Business Review Press 2017) berichtet unter anderem, dass Industrieprojekte des Fonds für Entwicklung China-Afrika im letzten Jahr bereits 11.000 Lkws, 300.000 Klimaanlagen, 540.000 Kühlschränke, 390.000 Fernseher und 1,6 Millionen Tonnen Zement – für den afrikanischen Markt, für China und für Drittländer hergestellt haben. Aufgrund der chinesischen Initiative gibt es in Afrika bereits 100 noch in Bau befindliche oder schon fertiggestellte Industrie-Parks. Etwa 40 Prozent sind bereits in Betrieb. Im letzten Jahr haben die Chinesen laut Irene Sun neben anderen Infrastrukturbauten, 34 thermische Großkraftwerke, zehn große und rund 1000 kleinere Wasserkraftwerke in Betrieb genommen. Das seien rentable Projekte. Die gespendete „Afrika-Hilfe“ Chinas habe bisher nicht nur zahlreiche komplette „Medizinische Stationen“ eingerichtet, sondern auch 200.000 Technikern vor Ort und von 40.000 afrikanischer Spezialisten in China ausgebildet. China scheint sein eigenes Entwicklungsbeispiel in Afrika wiederholen zu wollen und strebt eine Fusion des neuen, industriellen Afrikas mit der globalen chinesischen Wirtschaft an. Mit einem Handelsvolumen von zuletzt 170 Milliarden US-Dollar hat China sowohl die USA als auch die alte Kolonialmacht Frankreich als wichtigste Handelspartner des Kontinents hinter sich gelassen.

Präsident Xi Jinping hat am 3.9. zum Auftakt des China-Afrika-Gipfels in Peking zugesagt, über das Geleistete hinaus den Staaten Afrikas mit weiteren 60 Milliarden US-Dollar (51,7 Mrd. Euro) beistehen zu wollen. Das Geld soll in Form von staatlicher Unterstützung sowie Investitionen und Krediten durch chinesische Unternehmen und Banken bereitgestellt werden. Auch sollen, nach Xi‘s Worten, einige Länder von ausstehenden Schulden befreit werden: „Wir begrüßen Afrika im Expresszug der chinesischen Entwicklung“, sagte er vor Dutzenden Staats- und Regierungschefs aus afrikanischen Staaten in Pekings Großer Halle des Volkes (laut dpa). Auf diese Weise findet China eine produktive Nutzung seiner über Jahre angehäuften Dollarbestände, ehe sie sich vielleicht in das auflösen, woraus sie von der Federal Reserve Bank einmal „geschöpft“ worden sind. Die Industrie-Produktion Chinas liege derzeit bei 165 Prozent der US-amerikanischen. Insgesamt produziere China fast so viel Industriegütern wie die USA, Japan und Deutschland zusammengerechnet. Nur bei den Finanzdienstleistungen und Ähnlichem kann China nicht mit dem Westen mithalten.

Ob die chinesische Afrikapolitik Frau Merkels jüngste Reise und Heiko Maasens Millionen Versprechungen als letzte Rettung davor ausgelöst hat? Trump und entsprechende Vertreter des Westens aus Frankreich oder England werden dort kaum noch Gehör finden, sich allenfalls, wie bisher schon, korrupte „Führer“ kaufen können. Doch Chinas Einfluss reicht weiter. Die Direktinvestitionen in die europäische Wirtschaft in den letzten acht Jahren betrugen schon über 100 Milliarden US-Dollar und sorgen in manchem Betrieb, dass dort die Lichter nicht ausgehen. Der chinesischen Milliardär Li Shufu hält z.B. fast zehn Prozent des Daimler-Konzerns. China folgt dem daoistischen Grundsatz, wonach Flexibilität der groben Kraft überlegen ist. Im Gegensatz zum Westen – mit seinen Regimen Changes, Farbrevolutionen, Militärinterventionen und ferngesteuerten Terroristen – agiert China ausschließlich auf friedlichem Weg und mischt sich nicht in die internen Verhältnisse anderer Länder ein. Diese „geschmeidige“ Expansion hat es China ermöglicht, seinen Einfluss auf allen Kontinenten auszuweiten.

Das macht der westlichen Führungsmacht und ihren Vasallen inzwischen Angst. US-Präsident Trump haut mit Sanktionen dazwischen und versucht die USA – wie ein Entwicklungsland – mit Schutzzöllen gegen die Konkurrenz zu schützen, die US-Unternehmen auf der Suche nach billigsten Arbeitskräften hochgezogen hat. Gleichzeitig versucht er seine “Verbündeten” aus dem Markt zu drängen, indem er ihnen durch die US-Kriegspolitik Unmengen von Flüchtlingen ins Land treibt. Gleichzeitig versucht er mit Finanzspekulationen kurzfristig den Dollar aufzupeppen, um die Nachfrage nach Dollar und die Schuldenlast der Schuldner hochzuhalten. Alastair Macleod vom neoliberalen Mises Institute nennt es eine kurzfristige und vergebliche Strategie, denn sie erleichtern es China und Russland andere Länder für ihre Kampagne der Ent-Dollarisierung und des Handels in eigener Währung zu gewinnen.

Die Gründung der „Shanghai Futures Exchange“ könnte der Beginn für das Ende des Dollar-Imperiums sein. Zwar vertrauen die Finanzmärkte noch darauf, dass China nicht am Dollar rütteln werden, weil es damit seinen enormen Dollar-Besitz abwerten würde. Das könne doch nicht im Interesse Chinas sein. Aber warum sollte China diese fiktiven Werte halten? China wirft sie nicht wie Russland zur Abwehr der mit den Sanktionen verbundenen Spekulationswelle gegen den Rubel auf den Markt. Warum auch? Es nutzt seine Dollar ohne großes Tam Tam auf eine viel nützlichere Weise zur Entwicklung Afrikas oder, um die Währungen seiner und künftiger Verbündeter zu schützen (z.B. Russland, Türkei und Iran, dessen Öl es abnimmt), die von den „short“ Verkäufen durch die Wall Street bedroht sind,– und verdient dabei längerfristig sogar noch. Schon April 2015 hatte der Stratege der Volksbefreiungsarmee, General Qiau Liang festgestellt: “Die USA benötigen einen starken ‘Kapital Rückfluss’, um den Lebensstandard der Amerikaner und die US-Wirtschaft zu stützen. Unter diesen Umständen wird, jede Nation, die den Rückfluss von Kapital in die USA blockiert, automatisch zum Feind der USA. Wir müssen diesen Sachverhalt klar verstehen… Um den USA wirksam Einhalt zu gebieten, sollten die anderen Länder in ihrer Strategie mehr darüber nachdenken, wie sie den Kapitalabfluss in die USA unterbinden.“  Auf diese Weise untergräbt China unauffällig Trumps Auftrumpfen mit dem “Starken Dollar”, mit dem er die Türkei, den Iran, auch Venezuela und andere zur Kapitulation zwingen will. Wir stecken in einem auf lange Dauer angelegten asymmetrischen Finanzkrieg, um den überschuldeten Dollar und dessen Derivat, den Euro, aus dem Weltmarkt zu verdrängen. Das geschieht in kleinen Schritten, in denen auf den Gebrauch des Dollars verzichtet wird, beschrieb Alasdair Macleod den Unterschied zwischen Trump’s ‘short game’ und Chinas and Russlands ‘long game’.

Weil der Westen diesen Krieg zu verlieren droht, scheint immer deutlicher mit Hilfe inszenierter Giftgasanschlägen ein heißer Krieg in Syrien angezettelt zu werden. Wird aus dem Dilemma der Marktgesellschaft ein heißer, letzter Weltkrieg? Die Antwort liegt bei keinem anderen als Donald Trump, denn die Gegenspieler Russland und China sitzen am längeren Hebel und können warten.

In Deutschland merkt man von dem allen nichts. Seit dem Tod eines 35-jährigen Familienvaters und der Verletzung zweier Mitbürger in Chemnitz schlagen die Wellen hoch. Statt zu beruhigen, gießt neben den System-Medien ausgerechnet die Bundesregierung mit ihrem “Kampf gegen rechts” offensichtlich aus kurzfristigen Wahlkampfängsten Öl ins Feuer. Die politische Klasse fürchtet ihre üppigen Pfründen zu verlieren. Sie verkennt, wie schon seit Jahren, die Sorgen ihrer Untertanen angesichts wachsender Kriminalität auf der Straße und strafferer Konkurrenz um Arbeitseinkommen und Mietwohnungen.

Die Ermittlungsbehörden der sächsischen Landesregierung hatten z.B. für die Zeit 1.4.2017 bis 30.6.2018 festgestellt, dass „von den insgesamt registrierten 1165 MITAs (Polizeijargon für „mehrfach intensiv tatverdächtige“ berechtigte oder abgelehnte Asylbewerber, oder genauer für die Opfer von 80 Jahren nur vorgetäuschter Entwicklungspolitik) drei Straftaten gegen das Leben, 15 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, 228 Rohheitsdelikte bzw. Straftaten gegen die persönliche Freiheit, 305 Diebstahlsdelikte ohne erschwerende Umstände, 93 Diebstahlsdelikte unter erschwerenden Umständen, 34 Vermögens- und Fälschungsdelikte, 117 sonstige Straftatbestände nach dem Strafgesetzbuch, 191 Straftaten gegen strafrechtliche Nebengesetze (ohne ausländerrechtliche Verstöße) und 44 Verkehrsstraftaten bekannt“ wurden. Weil es deshalb, ausgelöst von dem jüngsten Mordfall, zu vermutlich doch friedlichen Demonstrationen in Chemnitz gekommen war warb Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für ein Konzert am 3.9. in Chemnitz, bei dem westliche „Kultur“-Bands wie „Feine Sahne Fischfilet“ , „Die Toten Hosen“, „Kraftklub“ und „K.I.Z“ gegen „Hass“ und „Ausländerfeindlichkeit“ auftreten sollten?

Anstößig fand nicht nur die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG), dass sich damit die Bundesregierung hinter Gruppen stellt, die Songtexte von sich geben wie „Wir stellen unseren eigenen Trupp zusammen / Und schicken den Mob dann auf euch rauf / Die Bullenhelme – sie sollen fliegen / Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein / Und danach schicken wir euch nach Bayern / Denn die Ostsee soll frei von Bullen sein.“, oder noch treffender „Punk heißt gegen’s Vaterland, das ist doch allen klar / Deutschland verrecke, das wäre wunderbar! / Heute wird geteilt, was das Zeug hält / Deutschland ist scheiße, Deutschland ist Dreck! / Gib mir ein ‘like’ gegen Deutschland / Günther ist Scheiße, Günther ist Dreck!“ Wer „vergiftet“ da wohl in Chemnitz, „mit Hetzparolen die öffentliche Debatte“?“

Dabei passen die Songtexte gegen „die Bullen“ nicht, wohl aber die gegen Deutschland gerichteten zur Praxis der politischen Klasse wie: De-Industrialisierung und Verschwendung öffentlicher und privater Mittel nicht nur durch verlogenen „Klimaschutz“ und entsprechende Energiewende, durch über Jahrzehnte „eingesparte“ Infrastruktur-Erhaltungsinvestitionen , verkommende Schulen, miserable Ausbildung des breiten Nachwuchses, durch verzweifelte Rettungsversuche des Euro-Systems auf Kosten der Sparer und Steuerzahler, durch Verdrängung von Leistungsträger ins Ausland und Hereinholen von Sozialhilfeempfänger usw.

Doch liegt es nicht am neo-liberalen Fehlverhalten der „Politiker“. Der Web-Fehler liegt im System der Marktgesellschaft, die sich aus ihren ersten Anfängen erst heute voll zu entfalten beginnt. Mehr dazu in meinem Buch: Der Westen, ein Abgesang, Entstehung und Zukunft der westlichen Marktgesellschaft. Der gut belegte Text kann als PDF-Datei für € 15 per e-mail über boettigerdrh@web.de erworben werden. (Eine Veröffentlichung im Imhof Verlag Petersberg (384 Seiten) ist im Satz).

Kunst oder Klamauk

Gibt es da keinen Unterschied mehr? Kaum, könnte man angesichts so mancher „Kunst“-Aktion denken.  Eine solche war nach Aussagen des Wiesbadener Theater-Intendanten auch die 4 m hohe vergoldete, erkennbar dargestellte Erdogan-Statue auf dem „Platz der Deutschen Einheit“ in Wiesbaden. Sie löste bis in die USA (Washington Post und New York Times) heftige Diskussionen aus, die sich wesentlich um das Pro und Contra gegenüber dem dargestellten türkischen Spitzenpolitiker drehten. Die Diskussion führten meistens Leute, die selbst nichts außer dem, was ihnen die Medien eintrichtern, über den Mann wissen. Der Mann hat Kurden angegriffen, Ja, aber aus welchem Grund, er hat Deutsche inhaftiert, ja, aber was haben die denn getan, was wirft man ihnen eigentlich vor, er hat den IS unterstützt und damit Syrien angegriffen, genauso wie der Westen mit Waffenlieferungen und strategischer Leitung z.B. vom NATO-Stützpunkt Incirlik in der Türkei aus (während man offiziell vorgibt ihn zu bekämpfen) usw. Andere sehen im Dargestellten den Repräsentanten ihres Staates, mit dem sie sich mehr identifizieren, als mit dem Land, in das sie ungenötigt eingewandert sind.

„Hunderte türkische Staatsbürger zogen spontan mit Autokorsos und Türkeifahnen durch Wiesbaden und machten bis spät in die Nacht klar, wer ihrer Meinung nach das Sagen in der Stadt hat. Doch es gibt auch Gegenstimmen. Unbekannte haben die Statue bereits mit „Fuck You“ beschmiert und ihre Ablehnung gegen Erdogan zum Ausdruck gebracht. Auch in sozialen Netzwerken wird heftig über die Statue diskutiert.“ „Ein voller Erfolg“ also, meint der Intendant genüsslich, denn damit käme zum Vorschein, was unterschwellig in den Köpfen der Leute schmort, und „Kunst muss provozieren!“. Weil die Statue das getan hat, war sie Kunst, sagte unter anderen sinngemäß der Intendant und ein Wiesbadener „Künstler“.

War die Aktion der jungen Männer, die sich angeblich (möglicherweise) an eine Frau heranmachen wollten und, als sie von drei Männern daran gehindert wurden, zugestochen haben, woran der eine starb, die anderen schwer verletzt im Krankenhaus überlebten – war dies auch Kunst? Die Messerhelden haben sicherlich mehr „provoziert“ als der Beton-Klotz in Wiesbaden. Offensichtlich aber nicht genug. Denn der Antifa-Journalist Johannes Grunert musste dem noch eins draufsetzen, in dem er ohne Beweise verbreitete: „Rechte jagen Menschen in Chemnitz“. Das kam bei den medialen und politischen Claqueuren in Deutschland gut an. Sie und die von ihnen umerzogenen Gutmenschen fielen erregt/begeistert darauf herein, weil sie genau dergleichen hören wollten. Nun musste der Chefredakteur der ausgesprochen „linken“ Freien Presse, Torsten Kleditztsch, im Deutschlandfunk zugeben, dass die Journalisten vor Ort keine Hetzjagden beobachten hätten. Die Demonstration war friedlich verlaufen von wenigen „Agent Provocateurs“ am Rande abgesehen (über deren Herkunft und eigentliche Absicht gerätselt wird, weil sie für die dringend nötigen Bilder in den Medien (wenn diese nicht aus dem Archiv stammten) gesorgt haben) Vgl. https://spoekenkiekerei.wordpress.com/2018/08/30/zeitonline-die-bundesregierung-und-die-fakenews-des-jahres/). War das nun auch Kunst? Provoziert hatte man allerlei, trotzdem wird wohl niemand die Frage (außer der Antifa vielleicht) mit „Ja“ beantworten wollen. Offensichtlich gibt es Grenzen der Provokation und damit der „Kunst“.

Ich halte nichts von Grenzen der Provokation, die die Kunst nicht überschreiten sollte. Der eigentliche Unterschied liegt bei dem, was Kunst oder der Klamauk bei Menschen provozieren (zu Deutsch „hervor-rufen“ also so etwas wie „auslösen“) will. Ja, Kunst soll Menschen provozieren, „herausfordern“. Aber wozu, was soll sie hervorrufen? In der abendländischen Gesellschaft sollte die Kunst den Menschen zum Gebrauch seiner Vernunft (nicht zu verwechseln mit dem Verstand) herausfordern. Sie sollte in ihm Resonanz für das Schöne, Gute und Wahre hervorrufen. Damit meinte man nicht etwa schöne, gute und wahre Gegenstände, Klänge oder Texte, sondern Affekte, die den einzelnen Menschen aus den Problemen seines engen Eigenbedarfs auf das für alle Menschen insgesamt not-wendende Allgemeingültige verweist, was die Menschheit schließlich befähigt, kreativ die sich jeweils wieder abzeichnenden Grenzen des Wachstums produktiv zu überwinden also wie der Schöpfer „schöpft“.

In der Marktgesellschaft gilt etwas anderes als Kunst. Das liegt daran, dass in ihr Geldverdienen das einzig relevante Motivation des Handelns ist. Alles andere ist so etwas wie Hobby und rangiert zwischen Spinnerei und abgehobenen Idealismus. Auch Kunst ist in diesem Rahmen ein Geschäft, ein Milliarden-Geschäft. Was soll sie schaffen, womit verdient sie ihr Geld? Sie will in den vom Geldverdienen „verbiesterten“ Menschen in der Freizeit ihre versandeten Emotionen etwas wachrütteln, damit dieser wieder etwas Erregung zu spüren bekommt und dabei „ganz andere“ Erfahrungen machen. Dabei ist es unerheblich, was an Inhalten „erfahren“ werden soll, es kommt in erster Linie auf die Intensität der Erfahrung an, sie sollen den Vereinzelten aus sich herauslocken, am besten „berauschend“ sein. Das reflektiert z.B. das Konzept der sogenannten „Abstrakten Kunst“.

Doch was heißt/sind „verbiesterte“ Menschen? Einer der erste Schriftsteller, der nach dem modernen, postbürgerlichen „Mann ohne Eigenschaften“ den postmodernen Zeitgenossen am radikalsten beschrieben hatte, dürfte – soweit ich sehe – der amerikanische Schriftsteller Joseph Heller gewesen sein. Sein Roman „Was geschah mit Slocum“ (S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M.1975 ursprünglich Something Happened 1974) spielt am Arbeitsplatz von Bob Slocum, besagt aber an keiner Stelle, was er dort tut oder was die Firma, für die er arbeitet, herstellt. Das ist konsequent, denn Bob ist das, wie eigentlich alles, was seine Lebensumstände betrifft, „sowas von egal“, genauso wie sein Chef, seine Frau, seine drei Kinder, seine zwei Autos, sein teures Eigenheim im Grünen und eine Unmenge von „Weibern“, mit denen er sich abgibt. Das alles lässt ihn völlig kalt. Er ist wohlhabend, er hat alles, was er braucht. Was ihm fehlt sind Ziele, Wünsche, Herausforderungen. Das – vor allem – weiß und empfindet er. Er ist deshalb gereizt, steckt voller Ressentiments gegen alles und jeden, gegen Frauen, Juden, Ausländer, Arme, Verbrecher, behinderte Menschen und verachtet und hasst doch nur das einzige, was ihm geblieben ist, sein Selbst. Er ahnt, dass er etwas sollen sollte, etwas, das anzustreben sich lohnen könnte, weil es Sinn machte, aber er kann sich nicht aufraffen, sich nicht „zusammenzunehmen“, kann keinen „Sinn“ erkennen, weil er letztlich keinen Nutzen darin sieht.

Der Roman ist ein einziger langer Monolog über dieses enge Selbst. Slocum kennt es genau, er kritisiert es schonungslos und verteidigt es ebenso grundlos. An Verstand fehlt es ihm nicht, wohl aber an Vernunft. Er vernimmt nichts mehr, ihn geht nichts mehr an. Hier könnte Kunst provozieren. Aber was? Auf nahezu 500 Seiten teilt Slocum sich und dem Leser mit, dass er langweilig, schlau, gemein, infantil, kaputt, vernünftig, eitel, kriecherisch, witzig, rachsüchtig, feige, scharfsinnig, rücksichtslos, schäbig, verlogen, geil, wehleidig, wendig und mehr ist. Doch vor allem ist er unveränderlich, weil er keinen zwingenden Grund, keinen Sinn und Nutzen erkennt, sich zu ändern. Eigentlich findet er auch keinen, um irgendetwas zu ändern. In dem, was ihm durch den Kopf geht, wiederholt und widerspricht er sich. Er tut das systematisch und in vollem Bewusstsein und in einem fort.

Der ursprünglicher englische Titel des Romans „Something happened“ bedeutet im Grunde, dass Nichts geschieht, obwohl der Romanheld eigentlich aufregende Dinge in ständiger Reflexion im Kopf wälzt: Familienkrachs, Bürointrigen, Hurereien. Doch das ist alles Nichts. Josef Heller beschreibt, -übertrieben vielleicht – worauf das Leben einer typischen Figur der modernen, gehobenen, systemtragenden Mittelschicht mit ihrer rationalen Willkür, Aussichtslosigkeit und Hoffnungslosigkeit letzten Endes hinausläuft. Kunst sollte, wenn sie denn Kunst wäre, einen solchen Menschen aus diesem circulus viciosus herausrufen, ihn aus dem Strudel des gängigen Narzissmus herausprovozieren. Das versucht der Verfasser, indem er dem Typen möglichst überzeugend den Spiegel vorhält und fragt: Willst Du nicht doch etwas anderes als ein solch langweiliges Ich, wie Slocum. Klamauk würde versuchen, den normalen Narzissten vom masochistischen Genuss seiner Selbst zeitweise abzulenken, indem er ihm etwas bietet, etwas, was er noch nicht erlebt hat, etwas „Unerhörtes“, etwas, was ihn vielleicht noch „aufzuregen“ vermag.

Die von Heller beschriebenen Narzissmus-Symptome scheinen in Gesellschaften umso ausgeprägter aufzutreten, je individualistischer und Allgemeinheit-vergessener das Selbstverständnis ihrer Mitglieder ist (wobei „allgemein“ das wäre, was die Gesamtheit und Gemeinsamkeit der Bürger betrifft und in einer „Demokratie“ angehen sollte). Dass es sich beim alltäglichen Narzissmus um eine Krankheit handelt, fällt dem einzelnen Betroffenen in einer narzisstischen Gesellschaftsformation wie der Marktgesellschaft kaum auf. Der Betroffene giert danach, aus dem narzisstischen Strudel der hoffnungslosen Selbstreflexion von jemandem herausgeholt zu werden und ist bereit dafür, für den Klamauk, auch zu bezahlen, weil und wenn dieser ihn wenigstens vorübergehend von den schmerzhaften Leidensmomenten der Krankheit ablenkt. Deshalb sind auch „Comedians“ so gefragt, oder auch kritische „actions“ bis hin zum bloßen “Krimi“. Da lässt man sich, wenn sie „gut“ sind, vorübergehend und möglichst „voll engagiert“ in das Für und Wider von Dingen einvernehmen, mit denen man sich ernsthaft nicht auseinandergesetzt hat, weil das keinen Spaß machen würde, anstrengend wäre und – vor allem – sich nicht auszahlt. Dafür bezahlt man schließlich jemanden (Medien, Experten, Künstler, Gurus, superkritische Komiker, – je nach dem) für die Mühe, die sich der/die Betreffende(n) mach(t)en, einen aus sich herauszulocken, engagieren, kurz: zu erregen.

Wer von den Kernkraft-Gegnern, Klima-Besorgten, Erdogan-Kritikern etc., weiß ernsthaft, wofür oder wogegen er sich engagiert. Dazu wäre eine intensive Auseinandersetzung mit dem Gegenstand nötig. Die macht Arbeit, und Arbeit muss sich in der Marktgesellschaft auszahlen. Dabei wäre die Intensität der Auseinandersetzung das Maß für die Ehrlichkeit des Engagements. Genau darauf kommt es beim Klamauk nicht an, sondern auf den möglichst rauschhaften Genuss der Erfahrung des sich gelegentlich für oder gegen etwas möglichst affektiv zu Positionierens. Das eigentliche Problem ist die „Ernsthaftigkeit“, die Slocum wie den meisten Zeitgenossen fehlt, weil die Stelle in der Marktgesellschaft vom Geldgewinn besetzt ist.

Kunst hätte die Zeitgenossen dazu zu provozieren, sich aufzuraffen, sich „zusammenzunehmen“ für ein ernsthaftes (nicht leichtfertig von außen induziertes) Engagement des eigenen Lebens für etwas, was für die Allgemeinheit und nicht nur für das enge bloße Selbst Sinn machen würde. „Und setzet ihr nicht das Leben ein, nie wird euch das Leben gewonnen sein“, dichtete einer der Dichter der Vor-Marktgesellschaft. Um das Leben einzusetzen muss die eigene, von Heller am Beispiel Slocum demonstrierte Leblosigkeit nicht zynisch als Überheblichkeit genossen, sondern als Krankheit ernstgenommen werden, die, um zu leben, überwunden werden muss. Dazu zu provozieren, hat Heller mit seinem Kunstwerk versucht.

Konnte die Erdogan-Skulptur auf dem Wiesbadner Platz der deutschen Einheit etwas in diese Richtung bewegen, wollte sie es überhaupt? Sie provozierte ein lautes sich mehr oder weniger un-ernsthaftes Engagement in einer Sache, die man im Grund nicht näher kennt, an der man sich aber mit gutem (medial vermitteltem) Gewissen aufregen lassen kann. Das dabei gezeigt Engagement bleibt folgenlos aber für den Genuss der kurzfristigen Erregung hat es – wie beim Klamauk üblich – gesorgt. Am Rande des Geschehens stehen die Verursacher der vorhergesehenen und geplanten Erregung der Viel-zu-Vielen und genießen den Erfolg: Wieder ist es ihnen gelungen, die verbiesterten kleinen Leute für Nichts und folgenlos aus der Reserve zu locken. What next?

Christopher Laschs recht überzeugende Beschreibung des Narzissmus als Struktur der westlichen Lebensweise (Das Zeitalter des Narzissmus. Hoffmann & Campe Hamburg 1995, ursprünglich The culture of narcissism: American life in an age of diminishing expectations 1979) konnte wegen angeblich methodischer Schwächen zurückgewiesen und die Betroffenen so vor der Wahrnehmung geschützt werden. Der Psychiater Stefan Röpke und die Psychologin Aline Vater am Campus Benjamin Franklin der Charité Universitätsmedizin Berlin (CBF) haben mit der Untersuchung der narzisstischen Tendenzen in Ost und Westdeutschland wieder einmal die Finger in die dick verbundene Wunde legen wollen. (Pathologischer Narzissmus als Gesellschaftsphänomen. Vortrag auf dem Kongress der (DGPPN) vom 23.-25.11.2016).  Sie konnten an Hand der Eingliederung der ostdeutschen, eher kollektivistischen Gesellschaft in die individualistische des Westens zeigen, dass die Menschen, die in Westdeutschland aufgewachsen sind, im Allgemeinen narzisstischer als die Ostdeutschen sind und zugleich „ein niedrigeres Selbstwertgefühl als die ostdeutsche Vergleichsgruppe aufgewiesen haben.“ Doch nach der Wende schienen sich die jüngeren Menschen im Osten rasch denjenigen im Westens anzugleichen.

Mehr dazu und zur Entstehung des Problems in meinem Text: Der Westen, ein Abgesang, Entstehung und Zukunft der westlichen Marktgesellschaft. Der Text: 204 engbeschriebene DIN A 4 Seiten mit 875 Anmerkungen gut belegt. Er kann als PDF-Datei für € 15 per e-mail über boettigerdrh@web.de erworben werden. (Eine Veröffentlichung im Imhof Verlag Petersberg ist in Vorbereitung).

Diplomatie oder Drohgebärde

Nach 20 Jahren Kontroverse einigten sich Russland, Iran, Kasachstan, Turkmenistan und Aserbaidschan in der kasachischen Hafenstadt Aqtau darauf, das größte Binnengewässer der Welt, das Kaspische Meer mit seinen Öl- und Gasvorräten, untereinander aufzuteilen und die Ressourcen gemeinsam zu erschließen. Die Vereinbarung „verankert das ausschließliche Recht und die Verantwortung unserer Länder für das Schicksal des Kaspischen Meeres und etabliert klare Regeln für seine gemeinsame Nutzung“, kommentierte der russische Präsident Putin die Ergebnisse des Gipfeltreffens. Der erzielte Erfolg sei – laut TASS – durch ein hohes Maß an Vertrauen und gegenseitigem Verständnis zwischen den Führern der kaspischen Staaten, ihre Bereitschaft, in der Logik des Respekts, der Partnerschaft und der Gleichheit zu handeln, möglich geworden.

Die Anrainerstaaten einigten sich auf die Einrichtung einer 15-Meilen-Zone als Abgrenzung der jeweiligen Hoheitsgebiete. 10 Meilen darüber hinaus besitzen sie die ausschließlichen Fischereirechte. Die Einigung bildet die Grundlage für die Zusammenarbeit bei Erschließung der Öl- und Gas-Vorkommen des Kaspischen Meeres. Ausdrücklich schrieb man fest, dass ausschließlich Anrainerstaaten im Bereich Kaspisches Meer militärisch in Erscheinung treten dürften. Dazu wollen die 5 Staaten im militärischen Bereich zusammenarbeiten. Das Abkommen war in erster Linie ein Erfolg bei der Beilegung des langjährigen Streits über die Aufteilung der reichen Schelfvorkommen zwischen dem Iran und dem benachbarten Aserbaidschan. Boden und Gewässer werden zu verschiedenen Teilen zwischen den Staaten in ein territoriales Gewässer, ein Fischereigewässer der Teilnehmerstaaten und ein von allen nutzbares „gemeinsames Gewässer“ aufgeteilt. Russland, Iran und Aserbaidschan einigten sich auch auf den gemeinsamen Bau der Pipelines zum Abtransport der Energieressourcen.

Dagegen überziehen die USA ein Land nach dem anderen aus allerlei vorgeschobenen, seltsamen Gründen mit Sanktionen. Ihre politische Führung hofft damit, ihre strukturellen Handelsdefizite gegenüber dem Rest der Welt, die sie mit ihrer Dollar-Politik über Jahrzehnte aufgebaut haben, auf Kosten der anderer beseitigen zu können. Die von Wahlkampfspenden abhängigen US-Kongressabgeordneten überbieten sich gegenseitig beim Versuch, Russland die härtesten Sanktionen aufzuerlegen und fördern damit die wirtschaftliche Selbständigkeit und diplomatische Weltgeltung ihres „Gegners“. Die Liste der Länder, welche die Sanktionen der USA, insbesondere die Sanktionen gegen iranische Ölexporte ignorieren wollen, wird immer länger. Viele beginnen das zu glauben, was der russische Finanzminister kürzlich verlauten ließ, nämlich dass die Werthaltigkeit des US-Dollars „unzuverlässig“ sei. Eine Reihe neuer russischer und chinesischer Waffensysteme neutralisieren weitgehend die Fähigkeit der USA, die Welt militärisch zu dominieren. Die USA reagieren dagegen mit neuen Rekorden ihres bereits jetzt schon überdimensionalen und offensichtlich wenig effektiven Rüstungshaushalts. Gleichzeitig machen die Taliban im bisher längsten Krieg der USA stetig Geländegewinne, kontrollieren schon über die Hälfte Afghanistans. Sie rufen zunehmend die Erfolge der USA in Vietnam in Erinnerung. Unterdessen bläht sich die US-Verschuldung weiter auf, wobei die Geldgeber mysteriöse, möglicherweise gar nicht existierende „Andere“, vielleicht nur Druckmaschinen sind.

Die EU-Führer dackeln, trotz anderslautender trotziger Worte, der westlichen Führungsmacht wie bisher willfährig hinterher. Doch auch die EU brüstet sich mit einem großartigen diplomatischen Erfolg, mit dem sie Griechenland unter dem ESM-Rettungsschirm hervorgeholt zu haben glauben. Man habe mit gemeinsamen Anstrengungen Griechenland aus der finanziellen Abhängigkeit herausgeführt, so dass es nun finanziell wieder auf eigenen Beinen stehen könne, ließ Brüssel die Untertanen wissen. Man will natürlich nicht daran erinnern, dass man Griechenland mit manipulierten Daten (sogenannten Swap-Geschäfte zur Verschleierung der griechischen Defizitzahlen) den Eintritt in die Eurozone ermöglicht hatte, denn das geschah mit Hilfe der US-Investmentbank Goldman Sachs, die an dem Täuschungsbetrug gut verdient hat. Vizepräsident der Bank in Europa war damals ein Mario Draghi, der nun mit Hilfe unserer Politiker als EZB-Chef die EU-Steuerzahler zum Ausbügeln dieses Betrugs mit rund 289 Milliarden Euro zur Kasse bitten durfte. Am 20.8. 2018 endete das dritte griechische Hilfsprogramm mit einem weiteren Beitrag von 86 Mrd. Euro, von denen nur 46,9 Mrd. tatsächlich ausbezahlt werden, 15 Mrd. Euro dienen zum Aufbau eines Finanzpuffers. Obendrein erlaubt man Griechenland, mit der Schuldenrückzahlung aus dem zweiten Hilfsprogramm zehn Jahre später, als bisher vorgesehen, zu beginnen. Glaubt irgendjemand daran, dass es jemals zu einer Rückzahlung kommen werde? Nur die Drohung der Rückforderung, will man – wie auch sonst – als Druckmittel beibehalten.

Nun freuen sich die Europäischen Politiker, die diese teure „Rettung“ abgenickt haben, dass es ab jetzt in dem bankrotten Staat aufwärts gehe und er nicht mehr auf Hilfe von außen angewiesen sei. Bundesfinanzminister Olaf Scholz sagte wörtlich: „Der Abschluss des Griechenland-Programms ist ein Erfolg. Die düsteren Prophezeiungen der Untergangspropheten sind nicht eingetreten. Das ist gut“. Im Februar 2018 hatte er als Hamburger Bürgermeister auch den skandalösen Zwangsverkauf der gescheiterten HSH Nordbank als „sehr gutes Ergebnis“ bezeichnet. EU-Finanzkommissar Pierre Moscovici tönte: „Die griechische Krise ist heute Abend vorbei“. „Gerettet“ wurde nicht Griechenland, sondern seine zweifelhafte Finanzelite und deren Gläubigerbanken. Die griechische Bevölkerung erlebte dafür schmerzhafte Reformen. Gerd Höhler fasst das Ergebnis im „Handelsblatt“ so zusammen: „Die Arbeitslosigkeit ist doppelt so hoch wie zu Beginn des Programms, über eine Million Menschen verloren ihre Jobs. Löhne und Renten fielen seit 2010 im Durchschnitt um 30 Prozent. Die Wirtschaftskraft schrumpfte um ein Viertel. Die Industrieproduktion befindet sich heute auf dem Niveau von 1994! Dafür ist der Schuldenberg höher denn je: Die Schuldenquote stieg von 126 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) Ende 2009 auf 187 Prozent (andere errechneten 191%) im Juni 2018. Das Land ist ausgezehrt, die Menschen sind mutlos.“

Die sogenannten „non-performing loans“ (NPLs) (drei Monate lang nicht bediente Kredite) belaufen sich auf 48,5 % aller Kredite in Griechenland. Bei den Unternehmenskrediten sind es sogar 49,6 % (in Deutschland etwa 2,5 %). Die Bundesregierung, insbesondere Finanzminister Scholz, macht für die griechischen NPLs die „Finanz- und Euro-Krise von 2007/10“ verantwortlich und nennt das eine „vorübergehende Altlast“. Diese wächst allerdings immer noch von Quartal zu Quartal. Das will man in Brüssel nicht wahrhaben, weil man den Abbau der NPLs zur Voraussetzung für die Einführung von EDIS (des Bankeinlagen-Vergemeinschaftungs-System) erklärt hatte, davon aber wie von den Maastricht-Kriterien von 1982 wieder abkommen will. Deshalb werden die NPL-Altlasten medial klein- oder weggeredet. Sie werden deshalb aber nicht verschwinden.

Das ist noch nicht alles: Griechenland hat trotz härtester drakonischer Sparmaßnahmen noch immer oder schon wieder rund 350 Mrd. Euro Verbindlichkeiten (inzwischen 191 % der Wirtschaftsleistung). Sie sind trotz des Ausverkaufs der wichtigsten Wirtschaftsgüter („Privatisierung“ genannt) wieder fast so hoch wie 2012. Sie haben seit dem Schuldenschnitt kontinuierlich zugenommen. Auch von dem Anfang 2018 medial hochgejubelten Haushaltsüberschuss Griechenlands von angeblich 7 Mrd. Euro, ist bei näherer Betrachtung nichts zu sehen. Nimmt man Zinszahlungen, Steuerrückzahlungen und Rückstellungen für Rentenverträge hinzu, ergibt sich ein Defizit von 6,3 Mrd. Euro. 40 % der Griechen leben in Armut und sind von sozialer Ausgrenzung bedroht. 21 % der Griechen suchen vergeblich nach einem Arbeitseinkommen. Bei den Jugendlichen sind es sogar 45,4 %, obwohl 300.000 junge, zumeist besser qualifizierte Leute das Land inzwischen verlassen haben und für einen möglichen Wiederaufbau des Landes fehlen. Mit der Jugend verliert ein Land seine Zukunft. Das Gleiche gilt freiwillig für Deutschland („Jedes dritte Kind lebt in Deutschland unter der Armutsgrenze“ nach Berechnungen des Deutschen Kinderschutzbundes, DKSB) und unfreiwillig etwa für Syrien. So sieht „Rettung“ europa-politisch aus.

Das Griechenland-Debakel lief unter der von den Zentralbanken geschaffenen Geldflut des sogenannten Quantitative Easing (QE) ab. Draghi schuf in den letzten 43 Monaten 2,7 Billionen Dollar, die US-Notenbank fast 4 Billionen USD – aus dem Nichts. Die globalistische Elite glaubt, die Wirtschaft boome, und will zu „normaleren finanziellen Verhältnissen“ zurück, meint die Financial Times. Sie glaubt, die Geldflut ließe sich in die Kanäle einer „normalisierten“ Geldpolitik, der Handelskriege, Ersatz-Kriege, der Billionen- Schulden, der Dollar-Defizite und der wachsenden sozialen Bedürfnisse einer hoffnungslos indoktrinierten Bevölkerung einfangen.

Was die enorme Geldflut überhaupt nicht schaffte, war neuer breitenwirksamer Wohlstand. Sie inflationierte die Preise der Wertpapiere und sorgte marktgerecht für die Wohlstands-Umverteilung von unten nach oben. Sparer verloren Milliarden Euro zu Gunsten der Großbanken und Großspekulanten, die das „neu geschöpfte“ Geld zum Ausgleich ihrer verspielten „Trades“ zugesteckt bekamen. Gleichzeitig werden Rentenkassen durch Niedrigzinsen ruiniert, die Altersvorsorge vieler Bürger abgeschöpft und Kredit-Schulden in Rekordhöhe allgemein über die Steuerzahler und speziell über mittlere und kleinere Produktionsbetriebe aufgehäuft.

„Wir mussten doch das System retten!“ rechtfertigten sich die Zentralbanker. Wäre das ihr Motiv gewesen, hätten sie damit spätestens Mitte 2009 aufhören müssen. Stattdessen setzten sie ihre Umverteilung (Asset-Werte-Aufbau durch Schulden-Aufbau) zugunsten des einen Prozent der extranationalen Superreichen fort und intensivierten sie in den letzten beiden Jahren (2016 bis 2017). In einem solchen Umfeld gibt es keinen Spielraum für Investoren (wer soll denn die zusätzlichen Produkte kaufen können?). Alle, die noch über größere Geldvolumen verfügen, werden des Werterhalts wegen genötigt, zu spekulieren und dabei zu versuchen, die Denke einer winzigen Gruppe von Bankiers vorauszuahnen.

Die Preise fiktiver Vermögenswerte und Rohstoffe sind dabei zu Werkzeugen der Politik und der Propaganda geworden und sollen daher nicht dem Zufall (einem Markt) überlassen bleiben. Denn diese Preise müssen genauso die „richtigen“ Signale liefern, wie bestimmte Nachrichtenkanäle immer die gewünschten Meinungen vortragen müssen. Ihre unbegründeten Wiederholungen schaffen ihre eigene Realität in den Köpfen der Mehrheiten. Die über die Geldflut handhabbaren Finanzmärkte sind zu „den Märkten“ schlechthin geworden. Sie liefern keine brauchbaren Signale über die „Gesundheit der Wirtschaft“ (wenn man darunter die Versorgung der Menschen mit materiellen Gütern versteht) und schon gar nicht bezüglich deren Zukunft. Stattdessen deuten sie an, was uns die Oberschicht hören lassen will. Wenn nur weiterhin die Bedingungen für weiter steigende Aktien-, Anleihe- und Immobilienpreise erfüllt werden und andere für die Fehlentwicklungen verantwortlich gemacht werden, sind die meisten „gehobeneren“ Leute zufrieden, wollen den Dingen ihren Lauf lassen und nicht allzu gründlich nachdenken.

Wird zur endgültigen Ablenkung schließlich ein heißer Krieg inszeniert, wie es die militärischen Entwicklungen an der Ostgrenze der NATO andeuten? In diesem Licht betrachtet machen die theatralischen Verteufelungsversuche Russlands seitens der globalistischen Elite und ihrer Medien plötzlich erschreckend viel Sinn.

Mehr zur Entstehung und Vorgehensweise des globalistischen Elite des Westens in meinem Text: Der Westen, ein Abgesang, Entstehung und Zukunft der westlichen Marktgesellschaft. Die Fehlentwicklung des Westens ergab sich nicht zufällig, sondern ist in einer sogenannten „Marktgesellschaft“ systemisch bedingt. Der Text: 204 engbeschriebene DIN A 4 Seiten mit 875 Anmerkungen gut belegt. Er kann als PDF-Datei für € 15 per e-mail über boettigerdrh@web.de erworben werden. (Eine Buchveröffentlichung ist in Vorbereitung).

und Sorgen haben die …

Gab es früher Männlein und Weiblein, so musste nun mit großem propagandistischem Aufwand ein drittes Geschlecht ins Geburtenregister aufgenommen werden: „Diverse“. Das hatte das Bundesverfassungsgericht schon am 10.10 2017 vorbereitet, jetzt zieht das Parlament nach: Das Personenstandsrecht sei (seit 2 Mio. Jahren, seitdem es Menschen gibt) ein Verstoß gegen das allgemeine Persönlichkeitsrecht und das im Grundgesetz geregelte Diskriminierungsverbot. „Alle Menschen sollen ihre geschlechtliche Identität und sexuelle Orientierung selbstbestimmt und frei leben können“, meinte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey. Aber warum kann man seine sexuellen Vorlieben nicht auf das Schlafzimmer beschränken, muss sie wie eine Fahne vor sich hertragen? „Kein Mensch darf wegen seiner sexuellen Identität diskriminiert werden“, meint Frau Justizministerin Katarina Barley. Aber das passiert ja erst, wenn sich die Diversen ihre sexuelle Vorliebe wie einen Judenstern ans Kleid heften. Besteht das Wesen des Menschen wirklich in der Formierung seines Sexualverlangens?

Die Fixierung der medialen Umerzieher auf Crime und das Sexuelle hat Folgen. Vor wenigen Tagen zitierte „Die Welt“ eine „Studie“ der Konrad-Adenauer-Stiftung, die glaubhaft „erschreckende Bildungsdefizite“ der Jugend festgestellt haben will, und brachte dies in einen Zusammenhang mit der Umsatzsteigerung der Videospielbranche in Deutschland um 17 %  allein im ersten Halbjahr 2018 und naheliegend mit der ebenso verbreiteten Smartphone-Fummel-Sucht, die weite Kreise der Bevölkerung für Einige „gewinnmaximierend“ befallen durfte. Da ist sicher etwas dran. Doch vielleicht sollte man den Blick weiten.

Im Dezember 2017 wurde die neue Vorzeigestrecke der Hochgeschwindigkeitsbahn zwischen Berlin und München eingeweiht. Die erste Fahrt, mit rund 200 Ehrengästen, die auf Steuerzahlers Kosten reisen, verlief neudeutsch und endete mit zwei Stunden und 10 Minuten Verspätung. Hoffentlich sind „die technischen und sonstigen Probleme“ unter anderem mit dem ETCS – dem satellitengestützten Sicherungssystem inzwischen gelöst. Das Problem mit den Klimaanlagen in den Züge der Deutschen Bahn ließ sich seit über einem Jahr bisher nicht lösen. Nach amtlichen Angaben verkehrt jeder vierte DB-Zug (genau 72,1%) nicht fahrplangemäß. Wieso klappte es früher, als man dafür noch keine Rechner hatte?

Die Probleme mit der Elb-Philharmonie sind inzwischen überkommen, so dass sich angesichts des Ergebnisses keiner mehr an die Verzögerungen und die grandiosen Mehrkosten erinnern will. Doch seit 2006 wird an einem neuen Prestige-Flughafen für Berlin-Brandenburg gebaut. 2011 sollte die Eröffnung stattfinden. Heute, im Jahr 2018, ist eine Eröffnung noch nicht einmal in Sicht, aber 7 Milliarden Euro wurden bisher beim Versuch, einen funktionierenden Flughafen zu bauen, versenkt. Im Senegal gelang der Neubau des Prestige-Flughafens Blaise Diagne International (AIBD) trotz ebenfalls zahlreicher Pannen und Probleme, die die Bauzeit verzögerten, wenigstens nach 10 Jahren. Dort starten und landen inzwischen Flugzeuge. Die dortigen Baukosten summierten sich auf 575 Mio. US-Dollar. Sicherlich verdienen die Arbeiter im Senegal deutlich weniger, doch das Gros der Mehrkosten in Deutschland dürfte Günstlingen und Polit-Schnorrern geschuldet sein.

Dann ist da noch eine neue Fregatte der Bundeswehr, die F-222 Baden-Württemberg (der F125-Klasse). Sie wurde am 2. November 2011 in Hamburger bei Blohm + Voss auf Kiel gelegt, Dezember 2013 feierlich getauft und lief im März 2014 wegen eingetretener Bauverzögerungen unspektakulär von Stapel. Am 7. April 2016 fand die erste Werfterprobungsfahrt statt. Für 2017 war die Indienststellung und Übergabe an das 4. Fregattengeschwader geplant. Doch das Schiff musste zur Mängelbeseitigung mit einer längeren Werftliegezeit an den Hersteller zurückgegeben werden. Das größte Schiffprojekt der deutschen Marine hat Schlagseite, das Computersystem ist gestört, der Brandschutz unzureichend, das Radar unzulänglich. Dem Schiff fehlt nahezu jede Form der Luft- und Raketenabwehr. Hat man das vergessen, oder war das Schiff nur für Flottenbesuche geplant – bisherige Baukosten: 3 Milliarden Euro.

Die Liste der Blamagen Deutschlands mit technischen unzulänglich abgewickelten Projekten ist lang und wird immer länger. Die Erweiterung des Stuttgarter Hauptbahnhofs, Hubschrauber und Flugzeuge, die nicht einsatzfähig sind, Panzer, die nicht fahren, Gewehre, die nicht schießen, Brücken, die baufällig sind, Straßen, auf denen man wegen vieler Schlaglöcher kaum mehr Reste der Fahrbahn findet. Die staatliche Förderbank KfW hat errechnen lassen, dass 48 Milliarden € allein bei der Sanierung der Schulen fehlen; Sanierung und Ausbau der Kindertagesstätten erfordern weitere 7,6 Mrd. Unter dem Strich ermittelten die Wirtschafts-„Experten“ einen Infrastrukturstau von inzwischen 158,8 Mrd. € in Merkel-Deutschland (Wie lange bestimmt die Dame denn schon die Richtlinien der Politik in Deutschland?).

Die Welt beginnt sich zu wundern, was aus „der deutschen Effizienz geworden“ sei (The Telegraph 9.1.2018), oder darüber, dass „Deutsche Ingenieurskunst ein nicht seetüchtiges Kriegsschiff abliefert“ (Wall Street Journal 12.1. 2018). Das sind zwei Beispiel der zahlreichen weltweit veröffentlichten Artikel über das neudeutsche „Made in Germany“. Von den hoch dotierten Wirtschafts-“Führern“ nicht zu reden. Der bekannteste hat mit üblen betrügerischen Tricks (und der Feigheit vor klaren Aussagen) die Firma VW verpflichtet Millionen (oder waren es Milliarden?) USD als Strafe an die USA abzuführen. Ein anderer Boni-Jäger kaufte für teureres Geld die US-Auto-Firma Chrysler, um hinterher zu merken, dass der „Deal“ nichts taugte und hat die Firma mit hohen Verlusten wieder abgestoßen. Es gibt weitere derartige Kandidaten in der Branche. Oder der jüngste Fall: Da kauft man gutgläubig eine teure Prestige-Firma (Monsanto), die in den USA hoch angesehen und einflussreich weitgehend das Leitungspersonal des Agrarministeriums gestellt hatte. Man fragte sich nicht, weshalb man dort die Firma plötzlich los werden wollte. Kaum ist die Unterschrift unter dem Kaufvertrag trocken, setzt eine Flut von Schadensersatzansprüchen wegen krebserregender Produkte der Firma ein. Davor war auf den Straßen der Welt gewarnt worden. Aber Boni-Jäger hören nicht auf die da unten.

Zu dergleichen kommt es, wenn über Jahrzehnte technische Leistungen verächtlich gemacht werden, weil die sexuelle Orientierung vordringlich Beachtung findet, wenn sich die politische Führung naturwissenschaftlicher Unkenntnis rühmt und Gewerkschaftsführer und Parteiobere glauben, der Qualität deutscher Arbeiter den Bau solider kerntechnischer Anlagen nicht mehr zutrauen zu sollen. Die Infrastruktur zerfällt, weil das Geld vordringlich  in ideologische (V)Erziehung, Gendermainstreaming mit entsprechender Sprachverhunzung und einen CO2-Klimaschutz (ohne jede naturwissenschaftliche Erkenntnisse über die Klimawirksamkeit der Vermeidung der Hauptpflanzennahrung und Sauerstofferneuerung  CO2) fließen muss, weil man ein bisher leistungsfähiges Energieversorgungssystem unbedingt durch eine ineffektive, unsichere und überteuerte Alternative ersetz will und etwa noch vorfügbare Gelder an Günstlinge, mundgerechte Gutachter, akademische Schellenbäume und Schnorrer verschwendet. Der Nachwuchs leidet unter der Übervölkerungspropaganda, der zufolge eigene Kinder als Kostenfaktoren, Karrierebremse und Belastung eingespart werden, um sich weniger aufwendig im Alter durch Zuwanderer (oder etwa durch lieber aufgezogene Hunde) versorgen zu lassen. Schließlich vertreibt die Technikverachtung vor allem im Bereich Kernenergie, Biotechnologie oder anderen Zukunftstechnologien Leistungsträger ins Ausland und nicht zuletzt auch Facharbeiter angesichts der Tatsache, dass es Rentnern hier selbst nach 45 Jahren Arbeit schwerfällt, ein ihrer Lebensleistung angemessenes Leben aus ihrer Regel-Rente zu finanzieren.

Gender-Studies helfen nicht solide Brücken zu bauen, oder Flughäfen zu planen und leistungsfähige Schiffe zu konstruieren. Das Hofieren aller möglichen sexueller Vorlieben und deren Gleichstellung mit Familien, die Kinder aufziehen, verlegt Innovationen in die jeweils von Medien herumposaunte Mode und hält sie von Naturwissenschaft und Technik fern. Als Vorbilder für aufstrebende Jugendliche (die es erstaunlicherweise noch gibt) werden vorwiegend Filmsternchen, Rock-Pop-Heul-Bojen und vielleicht noch sogenannte Comedians angeboten. Insofern verwundert es nicht, dass Fachwissen und Arbeitsmoral schwinden, die nötig wären, einen Flughafen ordentlich zu planen, bauen zu lassen und termingerecht zu eröffnen. An den Facharbeitern, die der Lohnkostenwegen durch Immigranten ersetzt werden sollen, liegt es weniger. Verantwortlich sind die Boni- und Diäten-Jägern, die zum Teil mehr als das Hundertfache vom Lohn ihrer Facharbeiter absahnen.

Die Kosten dafür, dass hier sogenannte Gutmenschen und ideologische Aktivisten Politik machen und gewählt werden, tragen nicht nur ihre Wähler und Nichtwähler. Sondern auch diejenigen, die etwas schaffen wollen und wegschauen, weil sie nicht als „populistisch“, „rechts“ oder „faschistisch“ von denen gescholten werden wollen, die hier über die Medien den Ton angeben. Insgesamt steigen die Kosten mit den Forderungen der stets und immer nur „Betroffenen“, während die Effizienz und die Leistung derer, die noch für die Versorgung der von Gender-Phantasten geleiteten Herde arbeiten, ihrer Zahl und ihrem zunehmenden Alter entsprechend abnimmt.

Und beim Großen Bruder? Dort pfeift man auf die den Vasallen eingetrichterte Klimahysterie und nährt umso intensiver eine andere, die Hysterie wegen der „russischen und gelben Gefahr“. Das Ziel ist das gleiche: Man will die Leute auf die Senkung ihres Lebensstandards vorbereiten und trotz der schwindenden Macht des „anglo-american Establishments“ zusammenhalten. Oder geht es gar um mehr? Der Gesetzentwurf „zur Stärkung der Nato, Bekämpfung der internationalen Cyberkriminalität und Verhängung zusätzlicher Sanktionen gegen die Russische Föderation und für andere Zwecke“ richtete sich noch gegen eine Reihe russischer Politiker, Beamte, Geschäftsleute und mit russischen Energieprojekten verbundene Unternehmen.  Am 22. August will man wegen des völlig ungeklärten Vergiftungsfalls in Salisbury das erste Paket neuer Sanktionen „aus der Hölle“ (so die US-Proklamation) gegen die russische Wirtschaft, Staatsfinanzen und Bevölkerung richten. Begründet wird das durch lächerliche Spekulationen über die Vergiftung Sergei Skripals und seiner Tochter, eines Doppelagenten, den Russland vor Jahren aus der Haft entlassen und in den Westen abgeschoben hatte. Man werde sie verhängen, wenn die Russen nicht Inspektionen (Wirtschafts- und Waffen-Spione) ins Land lassen. Die internationale Organisation for the Prohibition of Chemical Weapons (OPCW) hatte 2017 noch einmal bestätigt, dass Russland seine Vorräte an chemischen Waffen zu 100% beseitigt habe. USA sitzen noch auf 10% ihrer früheren Bestände und wollen diese erst bis 2023 vernichtet haben.

Die Russen werden unmöglich Inspektoren ins Land lassen. Vielleicht setzt Trump die Einführung der Sanktionen noch aus, doch damit würde er vor den Augen der medial aufgehetzten US-Öffentlichkeit bestätigen, dass er – wie behauptet – „Putin‘s Puppet“ sei, und deshalb bei den Nachwahlen zum Kongress im Spätherbst Verluste erleiden. Maßnahmen, wie Russland vom westlichen Bankensystem abzuschneiden, Im- und Exporte zu blockieren, seine diplomatische Vertretung herunterzustufen, und andere angedrohte ähneln denen, welche die USA gegen Japan ergriffen haben, um das Land im Dezember 1941 zum Angriff auf Pearl Habor zu treiben und den USA den Einstieg in den Zweiten Weltkrieg zu ermöglichen.

Nicht nur der russische Premier, Dmitry Medvedev, sieht in den Sanktionen die Erklärung eines „Wirtschaftskriegs“, die letzte Stufe vor dem Atomkrieg; und US-Präsident Donald Trump unterschreibt am 13.8. den neuen, um spektakuläre 3% auf 716 Milliarden USD angehobenen Verteidigungsetat für das Finanzjahr 2019. „Die Feindschaft gegen Russland aufrecht zu erhalten und zu verschärfen, selbst mit dem Risiko einer Katastrophe, liegt im Mittelpunkt der Bemühungen des westlichen Establishments“, und “We may have already passed our own Rubicon and just don’t know it yet” urteilte der konservative Außenpolitik-Spezialist, James George Jatras schon am 16.06.2017 im Journal der US-Strategic Culture Foundation.

Mehr zur Entstehung und Vorgehensweise des westlichen Establishments in meinem Text: Der Westen, ein Abgesang, Entstehung und Zukunft der westlichen Marktgesellschaft. Die Fehlentwicklung des Westens (unter vielem anderen das Aufblasen einer Verschuldung der Untertanen auf über 200 Billionen USD) geschah nicht zufällig, sondern in einer sogenannten „Marktgesellschaft“ systemisch bedingt. Der Text: 204 engbeschriebene DIN A 4 Seiten mit 875 Anmerkungen gut belegt. Er kann als PDF-Datei für € 15 per e-mail über boettigerdrh@web.de erworben werden. (Eine Buchveröffentlichung ist in Vorbereitung).

Nur nicht hinsehen!

So klagt der US-Journalist und Prediger Chuck Baldwin: “Linke, Rechte, Liberale, Konservative, Demokraten oder Republikaner, Atheisten oder Christen, niemand wagt es die offizielle Geschichte über 9/11 oder den Krieg dem Terror in Frage zu stellen“ und „wer es trotzdem tut, setzt sich erbarmungsloser Kritik von allen Seiten aus.“ Trotzdem hat man kürzlich wieder einmal versucht, die Verantwortung für das Geschehen auf Saudi-Arabien abzuschieben.

Dass der eigene Vater Unrecht tut, darf/kann das brave Kind nicht glauben. Ähnliches gilt für Verbrechen des eigenen Staats. Der doch nicht! Wer so etwas „Unsinniges“ behauptet, kann nur nein „verrückter Verschwörungstheoretiker“ sein. Doch wie sieht es aus mit den Kennedy-Morden, dem Mord an Luther King, den Gladio-Anschlägen z.B. in Bologna, beim Münchner Oktoberfest-Attentat, der Ermordung Uwe Barschels, den beiden NSU Uwes, dem Mord an Frau Kiesewetter, dann gab es zum Beispiel noch Palme, Herrhausen, Rohwedder oder auch Buback usw. Viele Behauptungen und noch mehr ungeklärte Erklärungen – aus gutem Grund, weil wohl Geheimdienste im Spiel waren. Nein, über Staatsterrorismus spricht man nicht. Der kommt nicht vor, ist ein Tabu.

Zu den Vorgängen vom 9.11.2001 in New York liegt jede Menge Videomaterial von Fernsehstationen vor. Der Einsturz der drei Türme des World Trade Centers ließe sich daran analysieren, wenn man es denn wollte, statt vorschnell mit dem Finger auf Islamisten oder wegen der Ungereimtheiten bequemer auf Saudi-Arabien oder Israel, wie beliebt, zu zeigen. Beide Lager könnten beteiligt gewesen sein. Doch selbst in dem Fall wären sie nicht die Verantwortlichen dafür, dass die Türme teilweise in freiem Fall (im Falle von WTC7 selbst durch das National Institute of Standards and Technology bestätigt), also praktisch ohne physikalischen Widerstand, “in sich zusammenstürzten“. Sie sind nicht zur Seite gekippt, sondern sauber in sich zusammengefallen, obwohl sie laut Darstellungen ganz einseitig getroffen wurden. Ähnliches gilt für die Flugzeuge und ihre zum Teil wieder zum Leben erwachten saudi-arabischen Flugzeugentführer. Auch hier ist trotz inszeniertem Augenschein nichts erwiesen. Die Flugzeuge, nicht gerade aus Pappe, dringen auf den vorgestellten Bildern ohne Verzögerung oder Zersplitterung ebenfalls gegen null Widerstand, wie in Butter, durch meterdicke Stahlträger und hinterlassen keine Spuren. Die Stahltrümmer werden gut bewacht und übereilt nach China verschifft. Fünf vorher angesetzte „Übungen“ stellen sicher, dass die für diesen Fall vorgesehene Luftabwehr anderweitig im Einsatz ist und so weiter und so fort. Wir sind inzwischen einiges von der sogenannten „Wissenschaftlichkeit“ von Gutachten gewohnt: Wer zahlt, gibt vor. Natürlich waren viele an der Organisation eines solchen Verbrechens beteiligt. Auch hier gilt: Wer sich hinauslehnt, lebt gefährlich. Im Fall J.F. Kennedys sollen über 200 Zeugen plötzlich gestorben worden sein. Meist genügt der Hinweis auf das Einkommen. Zweifel können böse enden.

Keine Zweifel, keine politische Nachdenklichkeit! Die Politshow must go on. Kein Journalist schaute zum Beispiel Philip Zelikow auf die Finger, den Präsident Bush zum geschäftsführenden Direktor der „unabhängigen“ 9/11 Kommission unter Vorsitz des Gouverneurs von New Yersey, Thomas Kean, und des langjährigen Kongressabgeordneten Lee H. Hamilton eingesetzt hat. Dieser Zelikow war zuvor nicht nur hochrangiger außenpolitischer Berater (z.B. von Condoleezza Rice) und Chef des Miller-Instituts of Public Affairs (kontrolliert das Tagebuch der US Präsidenten und damit die „offizielle“ Geschichtschreibung). Zelikow hatte drei Jahre vor 9/11 den bemerkenswerten Aufsatz CATASTROPHIC TERRORISM: Tackling the New Danger“ (in: Foreign Affairs Vol. 77 Heft 6 1998) verfasst und am 15.10 1998 vor einem kleinen Kreis Hochrangiger zum Thema „Thinking about Political History“ gehalten.

Sein Vortrag versuchte eine Antwort auf das Thema seines Buches von 1997 „Warum vertrauen die Leute nicht mehr der Regierung“. Zelikow führte aus, dass sich bei den Massen aufgrund ihrer Erfahrungen über die Jahre ein politisches Selbstverständnis wie eine Pseudoumwelt bildet. Dieses filtert neu hinzukommende Erfahrungen. Solche Denk- und Vorurteils-Gehäuse werden nur durch höchstdramatische Ereignisse aufgebrochen: “Ein solcher Akt des katastrophalen Terrorismus wäre ein Wendepunkt in der amerikanischen Geschichte. Er könnte das grundlegende Sicherheitsgefühl Amerikas untergraben. Wie Pearl Harbor würde das Ereignis unsere Vergangenheit und Zukunft in ein Vorher und ein Nachher aufteilen. Die Vereinigten Staaten könnten dann mit drakonischen Maßnahmen reagieren, die die bürgerlichen Freiheiten einschränken und eine umfassendere Überwachung der Bürger, die Inhaftierung von Verdächtigen und die Anwendung tödlicher Gewalt ermöglichen. Weitere Gewalt könnte folgen, entweder zukünftige Terroranschläge oder US-Gegenangriffe. Verspätet würden die Amerikaner ihre Führer fahrlässig verurteilen, weil sie den Terrorismus nicht dringender angehen.“ Er verwies dabei auf den Anschlag auf das World Trade Center vom Februar 1993 und bemerkte quasi beiläufig, hätte der Anschlag damals das Gebäude zum Einsturz gebracht, hätte dies wohl einen solchen Effekt bei den Massen ausgelöst.  Natürlich hat er nicht vorgeschlagen, so etwas zu inszenieren oder gar in Auftrag gegeben.

Auch Weltkriege enden nicht nur mit Siegern und Besiegten, sie organisieren das politische Weltgeschehen danach neu. Der 1 Weltkrieg brachte den Völkerbund, der Zweite legte das Völkerrecht fest und bildete mit der UNO den Kern einer Weltregierung, die der Ost-West-Konflikt jedoch weitgehend marginalisierte. Der Kalte Krieg war kein Weltkrieg, ihm folgte mit dem Zusammenbruch des einen Lagers keine neue weltpolitische Struktur. Der dritte Weltkrieg war ein asymmetrischer und begann in Jugoslawien, breitete sich über den Nahen Osten aus, um möglicherweise mit dem Putin-Trump-Gipfel in Helsinki in Syrien ein Ende zu finden (falls Trump sich durchsetzt, was sich nach den neuesten Sanktionen bezweifeln lässt). In diesem Krieg verlagern sich nicht nur die Kriegsstrukturen. Mit dem IS bildete sich eine Privatarmee, die sich als souveräner Staat ausgab. Die Vereinigten Staaten bediente sich ihrerseits auch Privatarmeen aber vor allem des IS (Daesh), den sie angeblich bekämpften, tatsächlich ausrüsteten und steuerten. Das geschah nicht unbedingt seitens ihrer offiziellen Regierung sondern durch General David Petraeus, der erst als Leiter der CIA und nach seinem Rauswurf im Auftrag des privaten KKR Real Estate Finance Trust diesen bisher größten Waffenschmuggel der Welt organisierte (Vgl. Thierry Meyssan, Waffen im Wert von Milliarden Dollar gegen Syrien Voltaire Netzwerk, 19. Juli 2017). Bei dem Konflikt stehen sich in gewisser Weise die transnationale herrschende Finanziers-Klasse und die Vertreter einer nationalen Regierungstradition, die sich ihrem Volk noch verantwortlich fühlen, gegenüber.

Das wird/wurde hier mehrheitlich nicht verstanden und durch an den Haaren herangezogene, scheinbar konkrete Auslöser und „Fakten“ verdeckt. Kaum einer will einsehen, dass das Bündnis zwischen dem wahhabitischen Islam und der NATO (die „uns“ zu verteidigen vorgibt) die Zerstörung der übrigen muslimischen Welt einleitete (Dazu: Richard Labévère, Dollars for Terror, the United States and Islam, (orig. Französisch 1999) Algora Publ. New York 2000, sehr detailliert, oder Robert Dreyfuss, Devil‘s Game, How the United States Helped Unleash Fundamentalist Islam, Holt & Comp. New York 2005), dass die NATO die Aktivitäten saudischer und iranischer Proxys (Stellvertreter) in Jugoslawien leitete. (Jürgen Elsässer, Wie der Dschihad nach Europa kam. Gotteskrieger und Geheimdienste auf dem Balkan, Kai Homilius Verlag, 2006, viele Belege lassen sich nicht abstreiten), oder dass Al-Kaida, angeblich die Terroristen von 9/11, unter dem Kommando der NATO in Libyen und Syrien gegen die dortigen Regierungen eingesetzt wurde (Thierry Meyssan, Sous nos yeux. Du 11-septembre à Donald Trump, Demi-Lune Plogastel Saint Germain 2017, gut belegt). Man wollte im Sinne von Huntingtons „Kampf der Kulturen: Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert“ die muslimische Welt (vor allem der Turkvölker entlang des 48 Breitengrads) gegen die orthodoxe Welt (Russland) ins Feld treiben. Das ist fehlgeschlagen. Der schiitische Iran hat sich gegen die NATO, der er in Jugoslawien aufgrund von Abkommen-Versprechen noch gefolgt war, gewendet und mit Russland verbündet (und damit war es – wie geschehen – aus mit dem Versprochenen).

In Helsinki haben nicht die Vereinigten Staaten mit Russland verhandelt, sondern nur der „Böse“ im Weißen Haus mit dem „Bösen“ in Moskau. „Böse“ sind beide für die transnationale Adels- und Finanziers-Clique, die bisher die Macht im Westen unangefochten ausübte. Ihr schwebt seit 1890 (Cecil Rhodes) die Weltherrschaft der „anglo-amerikanischen Rasse“ (hinter der als Buhmann vorgeschobenen „jüdischen Rasse“) vor. Sie dirigiert über die Medien die Vorgänge in den Köpfen und dazu die zunehmend degenerierende (links-grüne) Lebensart im Westen.  Sie will aller Welt ihre Regierweise (ein wenig demokratisch lokal, zentralistisch von oben zentral) notfalls mit Gewalt aufzwingen. Sie hält die Bewegungsfreiheit von Personen und Kapital für das Wesen der „Freiheit“ und diktiert sie als Lösung aller Wirtschafts- und Versorgung- Probleme den Menschen. Sie hat im Wesentlichen die Macht der nationalen Staaten demontiert (was einige für typisch sozialistisch andere für progressiv halten) und zu etwas wie Super-Unternehmen im Wettbewerb auf dem von der Hochfinanz geregelten Weltmarkt umfunktioniert.

Die herrschende Gruppe ist dabei, in Syrien den Krieg zu verlieren. Als Sieger könnten Gruppen wieder mit der Idee hervortreten, wonach die Menschen ihr Schicksal gestützt auf ihr Land, vorsorgt über eine nationale  Volkswirtschaft, in einer gemeinsamen Kultur, Sprache und Geschichte vereint, und mit bewusst politisch beschlossenen Projekten die Zukunft in die eigene Hand nehmen wollen. Daran würden sie nicht ein möglichst freier Handel, Verkehr, Wettbewerb und Zusammenarbeit in Großprojekten mit anderen, ebenso organisierten Nationen hindern, wohl aber die individuellen und sozialen Auswirkungen der von der transnationalen Finanzgruppe organisierten „Marktgesellschaft“ (an Stelle einer Menschengesellschaft).

In letzter Zeit sind die Ansichten und Verhaltensweisen der breiten Masse unter der westlichen Marktgesellschaft sehr seltsam geworden. Sie lassen Dinge geschehen, die offensichtlich selbstzerstörerisch sind, rationalisieren sie mit Lehren und Politiken, die keinen Sinn machen, und garnieren sie dann mit Wunschphantasien, die hypothetische Happy Ends versprechen, aber nicht wirklich in eine erträgliche Zukunft weisen. Der narzisstische Unsinn, in Wirtschaft, Medien und Regierung will den Leuten, „Hoffnung“ vorgaukeln und sie mit Bedrohungsszenarien so unter Druck setzen, dass sie nicht aus dem Gleis springen.

Das am meisten pervertierte System ist heute das Finanzwesen, das so viele „Kapitalismus“ nennen, obwohl es nur Methoden zur Bewirtschaftung überschüssiger Geldmengen anbietet. So etwas hatte es in der Menschheit noch nie gegeben und ist ein typisches Produkt der westlichen Marktgesellschaft. Die Welt hat noch nie zuvor in so kurzer Zeit so viel überschüssiges Geldvermögen bei stagnierender Güterproduktion und Massenversorgung angesammelt. Das nannte man „Wachstum“. Als die Geldzuwächse zu versiegen drohten, hat mit dem Mechanismus einer immensen Verschuldung noch eine Weile Wachstum vorgetäuscht. Denn ohne Geldgewinnerwartung keine Wirtschaftsaktivität. Da sie versiegte, lieh man sie sich von der Zukunft. Doch das dauert nur solange, wie sich erwarten lässt, dass Schulden zurückgezahlt werden. Das ist inzwischen unmöglich, darüber täuscht auch keine mit sogenannten Finanz-Derivaten getarnte Wechselreiterei. Als Nachwirkung der Schuldenexplosion, des Wertpapier-Booms, fühlt sich der Mittelstand und wählt aus Protest nicht „richtig“, nämlich „populistisch“. So kam Donald Trump ins Weiße Haus. Der Schuldenberg wird bald unbezwingbar. Die Produzenten werden darauf achten, ob die Lieferungen überhaupt bezahlt, und die Banken, ob mögliche Kredit auch zurückgezahlt werden können. Wo nicht, werden die Karten neu gemischt.

Mehr zur Entstehung und Funktionsweise der heutigen Lage in meinem Text: Der Westen, ein Abgesang, Entstehung und Zukunft der westlichen Marktgesellschaft. Der Zersetzungspilz stammt nicht von außen, – von Russland, China oder Islam – er steckt in den Auswirkungen der westlichen „Marktgesellschaft“: 204 engbeschriebene DINA 4 Seiten mit 875 Anmerkungen gut belegt. Er kann als PDF-Datei für € 15 per e-mail über boettigerdrh@web.de erworben werden.

 

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