Trau, schau wem!
18. Mai 2018 von admin
Immer weniger Leute glauben noch den Systemmedien. Sie wurden zu oft belogen und deren agitatorische Propaganda (“ erzieherische Bewusstseinsbildung“) tritt zu offenkundig hervor, als dass man sie übersehen könnte. An ihre Stelle schiebt sich inzwischen das Internet. Doch auch das steht zu Diensten – wessen? – und das meist kostenfrei? Die Mär vom freien Internet, wonach die entsprechenden Technologien insbesondere die sogenannten Sozialen Medien vom privaten Initiatoren entwickelt und kontrolliert werden, lenkt davon ab, wer eigentlich hinter diesen und anderen Technologien (wie auch den grafischen Benutzeroberflächen, der künstlichen Intelligenz, der Spracherkennung, den sogenannten High-Performance-Polymeren und Flüssigkristall-Bildschirmen) steckt und ein besonderes Interesse an ihnen hat.
Die meisten Amerikaner und viele Europäer halten die fünf großen Technologiekonzerne des Silicon Valley: Microsoft, Apple, Facebook, Amazon und Google für wahnsinnig erfolgreiche kapitalistische Unternehmen, die einst von genialen Querdenkern in Rollkragenpullover und Jeans in Garagen begonnen und dann zu unglaublichen Milliarden-Erfolgen geführt wurden. Der US-Mythos vom „Tellerwäscher zum Millionär“ wurde um den „Milliardär“ erweitert. Fred Turner ist in seinem Buch „From Counterculture to Cyberculture“ diesem Mythos nachgegangen. Er verfolgte dabei den Weg der Hauptgeschäftemacher der Counterculture, die bald das größere Geld bei den Leuten der Cyberculture witterten. Sie wechselten mit der Rechtfertigung zu ihnen über, die neue Technologie sorge für eine neue, demokratischere Gesellschaft ohne Hierarchien und Abhängigkeiten. Allerdings versäumte Turner nicht ganz, immer wieder – aber nur andeutungsweise – auf die Zusammenarbeit der IT-Tycoons in der US-Rüstungsforschung hinzuweisen.
Nafeez Ahmed Direktor des Institute for Policy Research and Development hat 2017 in einem langen, dreiteiligen Artikel “How the CIA made Google” auf 52 Seiten (https://medium.com/@NafeezAhmed/why-google-made-the-nsa-2a80584c9c1) detailliert die Ursprünge der Cyberculture in den Geheimdiensten und der Rüstungsindustrie der USA aufgedeckt. Insbesondere führt er Ursprünge des Internets, der Browser-Technologie und ähnlicher Errungenschaften auf Entwicklungen und Absichten der militärischen US-Behörde Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) und entsprechender Agencies zurück. Er zeigte auf, dass führende Entwickler in den scheinbar privaten Firmen des Silicon Valley früher direkt bei entsprechenden Institutionen des „industriell-militärischen Geheimdienstkomplexes“ angestellt waren. Wer sich dort nicht einreihen wollte, blieb erfolglos. Ohne die Kommerzialisierung einschlägiger militärischen Erfindungen gäbe es kein Leben online. Andererseits kann das Leben online nur sinnvoll sein, wenn man die dort vorgefundenen Information genau so kritisch prüft, wie diejenigen der Medien.
Die in New York arbeitende Politikwissenschaftlerin Tamsin Shaw versucht dieser drohenden Aufdeckung etwas von ihrer Brisanz zu nehmen und sie wieder etwas mit der US-Politik zu versöhnen. Sie überschrieb ihren Artikel, den die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik in ihrem Mai/Juni Heft 2018 veröffentlicht hat, mit: „Gefährliche Symbiose, was Silicon Valley dem US-Staat verdankt – und was die Firmen dafür tun“ (https://zeitschrift-ip.dgap.org/de/ip-die-zeitschrift/archiv/jahrgang-2018/mai-juni-2018/gefaehrliche-symbiose)
Im März wurde bekannt, dass Google für das Pentagon Programme entwickelt, die helfen, von Drohnen aufgenommene Bilder automatisch auszuwerten. Dann sickerte durch, dass Google-Mitarbeiter gekündigt haben, weil sie es nicht mehr mit ihrem Gewissen verantworten können, weiterhin an diesem „Project Maven“ mitzuarbeiten. Shaw beklagt in ihrem Artikel aber vor allem die Ungerechtigkeit, dass die entsprechenden Unternehmen nicht marktkonform durch Steuergelder finanziert wurden, aus ihren Projekten aber gewaltige Gewinne schöpfen dürfen und dadurch zu einer „nie dagewesene Macht“ gelangten. Die Finanzierung dieser Firmen erfolgte unauffällig durch Risikokapitalfonds, die von US-Regierungsbehörden wie CIA, Pentagon, Armee, Marine, US-Agentur für Geografische Aufklärung (NGIA), NASA oder Heimatschutzministerium zu diesem Zweck eigens gegründet worden waren. Das Ganze habe immer auch das Ziel gehabt, den Technologie- und Industriestandort USA zu stärken. „Als Gegenleistung kooperieren die Firmen gelegentlich (nur gelegentlich?) mit den US-Geheimdiensten und dem Militär.“Gleichzeitig mache es diese Symbiose schwer, die Absichten und Tätigkeiten dieser Regierungsstellen zu kontrollieren“. Shaw bezieht sich in diesem Zusammenhang mehrmals auf die Einflussnahme auf Wahlen in den USA (natürlich nur der Russen) mit Facebook-Posts und -Tweets oder angeblich gehackten E-Mails usw. Es geht ihr dabei nicht nur um die allseits beklagten Folgen für die Nationale Sicherheit, sondern um die Zukunft der „liberalen Demokratien“ (wo gibt es die noch?). „Immerhin stellen sich die Amerikaner – Shaws Meinung nach – inzwischen die Frage, ob die Konzerne, die früher vor allem für Informations- und Kommunikationsfreiheit gestanden hatten, nicht mittlerweile eher als Instrumente der Manipulation dienen.“
Nafeez Ahmed kam mit seiner Untersuchung eher zu dem Schluss, dass diese Firmen und eine Reihe weniger bekannte kleinere eigens als Manipulationsinstrumente von Pentagon und Geheimdiensten entwickelt und aufgebaut worden sind. Dazu gehört z.B. auch die „Gesichtserkennungssoftware“, die den Geheimdiensten und der Polizei zu Überwachungszwecken dient und deren Einsatz in China mit höchster demokratischer Entrüstung beklagt wird – auch eine Form, „haltet den Dieb!“ zu rufen. Shaw gesteht jedoch die „wachsende Macht der Privatkonzerne aus dem Silicon Valley“ ein, die „jene Plattformen entwickeln und verwalten, über die sich die Regierung Einfluss auf die öffentliche Meinung verschafft“. Europäer sollten sich dieses Problem sehr genau ansehen, weil ihre Regierungen die dort entwickelten Programme scheinbar unkontrolliert kaufen und anwenden, ohne sich – selbst nach der NSA- Affäre – die Gefahren der Überwachung und Einflussnahme von außen bewusst zu machen. Denn „riesige Konzerne wie Microsoft, deren Produkte eng mit der technologischen Infrastruktur anderer Staaten verflochten sind, tragen schließlich dazu bei, den US-Einfluss (oder auch deren Industriespionage) im Ausland auszubauen.“ „Psychologische Cyberstrategien“ kommen offensichtlich nicht nur bei Kriegseinsätzen zur Anwendung, bei denen Shaw sie sogar befürwortet. Falschinformationen und Täuschung gehören im Westen inzwischen zur Politik wie Wahlen zur Zuteilung gut dotierter Posten.
Shaw erwähnt als besonderes Beispiel für die von ihr beschriebene Entwicklung die Firma Apple. Das Unternehmen gebe unter den „Big Five“-Konzernen selbst nicht nur am wenigsten für Forschung und Entwicklung aus, sondern ihr Wirtschaftmodell besteht darin, „Technologien, die vom Militär- und Geheimdienstsektor finanziert wurden (etwa Touchscreens und Gesichtserkennung) in modische und attraktive Konsumartikel zu integrieren“ und diese so unauffällig wie erfolgreich zu vermarkten. Die US-Regierung fördert die Monopolstellung der „Big Five“ und veranlasst sie, regierungsfinanzierte Start-Ups früher oder später zu übernehmen. Dadurch würde die Verflechtung zwischen den Konzernen, Geheimdiensten und Sicherheitsbehörden immer enger. Somit verwundert nicht, dass Eric Schmidt, der frühere Google-Chef, jetzt den Vorsitz im Defense Innovation Board des Pentagon bekommen hat.
Am Geld fehlt es den US-Geheimdiensten und ihrer Überwachungsarbeit nun wirklich nicht. Vor kurzem haben anonyme Insider das ausschließlich für geheimdienstliche Programme der USA verwendete „schwarze Budget“ auf $ 52,6 Mrd. geschätzt. Das beträfe nur die geheimen Programme, nicht die viel größeren offiziellen Haushaltsposten für Geheimdienste und Spionageabwehr. Die USA unterhalten 16 Geheimdienste, die 107.035 Angestellte beschäftigen. Diese laufen getrennt von der über einer Million Dienstmänner, die vom Militär und den nationalen Strafverfolgungsbehörden beschäftigt werden. Das das nicht zu dem gleichen finanziellen Ruin wie seinerzeit in der DDR führt, verdanken die USA den Gegenleistungen Leistungen aller auf dem Weltmarkt tätigen Ländern für die dazu benötigten Zahlungsmittel und die als Währungs- oder Unternehmensreserven vorgehaltenen Dollar.
Aber vielleicht wundern Sie sich, dass die DGAP Shaws Artikel überhaupt und gerade jetzt veröffentlicht? Sicher teilte die DGAP nicht Shaws große Sorge, „zu welchem Ausmaß die amerikanischen Geheimdienste willens sind, die Bevölkerung (auch in Europa) über ihre Cyberaktivitäten in die Irre zu führen“. Eher hat die DGAP den Artikel im Rahmen der derzeitigen Propaganda der Bundesregierung veröffentlicht, durch Hinweis auf die Unzuverlässigkeit des Transatlantischen Bündnisses ihre drastische Erhöhung der Rüstungsausgaben zu rechtfertigen.
Vielleicht gehen die Überlegungen der europäischen Staaten, sich vom Transatlantischen Bündnis unabhängiger zu machen, sogar weiter. Die Europäische Union erwäge angeblich, bei der Bezahlung von iranischem Öl vom Dollar auf den Euro umzusteigen, will Sputnik aus Quellen in Brüssel erfahren haben. Die EU-Quasi-Außenmisterin Federica Mogherini hatte zuvor schon nach den Verhandlungen der drei führenden EU-Länder mit dem Iran in Brüssel angekündigt, dass Frankreich, Deutschland, Großbritannien und der Iran vereinbart hätten, als Reaktion auf den Ausstieg der USA aus dem Atom-Deal wirtschaftlich enger zusammenzuarbeiten. Im Laufe der nächsten Woche sollen diesbezüglich Nägel mit Köpfen gemacht werden. Dabei gehe es natürlich um den Handel mit Öl-, Gas- und Ölprodukten (der von russischen Lieferungen abgekoppelt werden soll und daher wohl auch in den USA trotz anderer politischer Ziele nicht ganz ohne Sympathie beobachtet wird), um den Interbanken-Zahlungsverkehr (swift ist eine in Belgien ansässige Firma, die sich zu strikter Neutralität verpflichtet hat – aber so etwas kann sich wie ein Atomabkommen schnell ändern); es gehe um den Luft-, See- und Landverkehr zwischen den Gebieten und auch um Exportkredite, sagte sie. Für den 19. und 20. Mai sei ein Besuch des EU-Kommissars für Energie und Klima, Miguel Arias Cañete, im Iran geplant. Mal sehen, ob der Große Bruder das zulässt und sich die kleinen Geschwister dieses Mal nicht übernehmen.
Inzwischen hat der deutsche Umweltverband NABU frühere Unterstellungen des Spatzens wieder einmal bestätigt. (Der Spatz erkennt in den Grünen nämlich den verlängerten Arm der Großen der internationalen Finanzwirtschaft, die dafür sorgen, dass vorhandene Finanzmittel nicht produktiv investiert werden, sondern auf den Finanzmärkten in unproduktives „fiktives Kapital“ verwandelt werden) Der NABU will (laut TV-Sendung des NDR am 12.5.) mit einem erneuten Eilantrag den Baustart für die Gaspipeline Nord Stream 2 verhindern. „Mit dem jetzt eingereichten Antrag wollen wir verhindern, dass Ostseeschutzgebiete schon irreparabel zerstört werden, bevor ein Gericht überhaupt die Kritikpunkte des NABU an der Genehmigung prüfen kann. Wir fordern einen sofortigen Baustopp“, zitiert das Presseportal den NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Und auch der Grünen-Chef Robert Habeck sagte auf seiner Pressekonferenz am 17.5. „Nord Stream 2 ist aus unserer Sicht vielleicht das wichtigste Projekt, das gestoppt werden muss“ Weshalb? Um sich von Russland nicht, aber von Poroschenko sehr wohl erpressen zu lassen. „Die US-Regierung droht mit Handelskrieg, wenn Deutschland weiter das Pipelineprojekt Nord Stream 2 mit Russland verfolgt“, weiß Telepolis (https://www.heise.de/tp/features/Schon-wieder-geht-es-um-eine-Pipeline-4051576.html) und benennt damit den Urgrund des Umweltgewissens der Grünen.