„Geld allein tut’s nicht“
16. Februar 2019 von admin
Die SPD versucht gegen den Wählerschwund anzurennen. Doch die selbsternannten Sozialisten betrachten die Welt nur im Rückspiegel. Sie reden über eine andere Aufteilung des bereits angehäuften Reichtums. Doch mit dem wird es rasch vorbei sein. Denn der wurde zuerst in immer abstraktere Formen (Wertpapiere) verwandelt und seine reale Grundlage wird als Abfall über die Erde verstreut. Wenn also die Sozialisten wieder einmal zur Umverteilung des Wohlstands schreiten, werden sie entdecken, dass sich der größte Teil des Reichtums längst verflüchtigt hat. Ihre Bonzen könnten sich allenfalls ein paar verbliebene Supervillen oder Yachten unter den Nagel reißen. Doch das wird ihnen wenig Sympathien einbringen. Funktionäre waren noch nie Freunde produktiver, die Zukunft gestaltender, tatsächlicher Arbeit und schon gar nicht von Technologie, die die Produktivkräfte steigert und das Leben erleichtert. Das ist ihnen zu gefährlich!.
Doch nun zum vorhandenen Reichtum. Laut der jüngsten Mitteilung des US-Schatzamtes ist die Staatsverschuldung der USA seit Anfang Februar bereits um mehr als 90 Milliarden US-Dollar gestiegen und beläuft sich somit auf 22,012 Billionen US-Dollar (Stand 11.2.2019). Sollte das keine Folgen haben? 1970 bekam man für einen Dollar zum Beispiel 4,30 Schweizer Franken. Heute bekommt man gerade mal einen Franken dafür, – und selbst der kauft weniger als im Jahr 1970. Das ist rein rechnerisch ein Wertverlust der „Weltreserve(un)währung“ um 77% in einem Zeitraum von knapp 50 Jahren. Und wer trägt den Verlust? Natürlich diejenigen, die zum Leben auf die Kaufkraft ihrer Arbeitsentgelte angewiesen sind. Gegenüber Gold, das viele aus Tradition für das eigentliche Geld halten, hat der Dollar seit 1971 sogar 97% seiner Kaufkraft verloren, gegenüber der D-Mark/Euro waren es nur 57%, weil diese (Un-)Währung selbst einen höheren Wertverlust als der Schweizer Franken erlitt. Ohne Golddeckung befindet sich der Wert des Dollar weitgehend in den Händen von Spekulanten auf den Finanzmärkten, doch haben ihnen US-Regierung und Federal Reserve ihr betrügerische Spiel gestattet und erst ermöglicht. Der Wertverlust dürfte in den nächsten Jahren weiter voranschreiten bis – ja, bis man für den Dollar nichts mehr bekommt. Schon der Skeptiker Voltaire soll einst gesagt haben „alle Währungen werden früher oder später zu ihrem intrinsischen Wert zurückkehren“ zum Wert des Papiers auf dem sie gedruckt sind.
Das vom Hegemon des Westens ermunterte Spiel der Spekulanten an den Finanzmärkten hat zu vollkommen realitätsfernen Kursen an den Wertpapiermärkten geführt und dafür gesorgt, dass sich heute ein Normalverdiener in städtischen Ballungszentren kein Eigenheim mehr leisten kann. Wohnen wird zunehmend zum Luxus. Kurzum: Die Reichen werden nominell immer reicher und die Fleißigen immer ärmer und nebenbei verdünnt sich der reale Reichtum. Auf Dauer hält das keine Gesellschaft aus. Die Folge dürften monetäre, politische und gesellschaftliche Verwerfungen sein, die sich auch mit den ausgefeiltesten Medienstrategien immer schwieriger vor der breiten Öffentlichkeit vertuschen lassen.
Auf einen der Gründe für den enormen Anstieg der „fiktiven“ oder „nominellen“ Werte im westlichen System hat am 13.2. das Handelsblatt hingewiesen. Es errechnete, dass die 3.000 größten an den US-Börsen gelisteten Unternehmen im vergangenen Jahr im Wert von einer Billion US-Dollareigene Aktien zurückkauft haben. Allein die 500 größten Unternehmen leisteten sich einen Rückkauf ihrer Aktien im Wert von 720 Milliarden US-Dollar. Aus Sicht der Unternehmensführung macht der Rückkauf Sinn, denn er steigert mit dem Preisanstieg der Aktien das Ansehen der Firma auf den Märkten und lässt die Ausschüttung der Dividende pro Stück höher erscheinen, weil die Anzahl der zu bedienenden Aktien abgenommen hat. Entsprechend steigen die Boni für die „so erfolgreichen“ Führungskräfte. Ulf Sommer rechnete im Handelsblatt vor, dass der Apple-Konzern in nur vier Jahren die Zahl seiner Aktien auf diese Art um 20 Prozent verringert hat. 2018 kaufte das Unternehmen für 239 Milliarden US-Dollar eigene Anteilsscheine auf. Das entspricht dem 1,25-fachen Börsenwert von Daimler, VW und BMW zusammen. Die kreativsten Entwickler, vermutet Sommer, sitzen seit dem Tod von Steve Jobs nicht mehr in der Forschungs-, sondern in der Finanzabteilung von Apple. Sommer will an weiteren Beispielen wie Motorola, Nokia und Blackberry gezeigt haben, dass der Anfang vom Ende eines Unternehmens oft mit dem massenhaften Rückkauf eigener Aktien einhergeht.
Aus volkswirtschaftlicher Sicht stellt sich das Ganze anders dar. Beim Aktienrückkauf fließen die Gewinne des Unternehmens in den „Werterhalt“ der eigenen Wertpapiere. Sie werden nicht in neuen Anlagen, einem gesteigerten Güterausstoß oder in neuen Entwicklungen „realisiert“. Aus Sicht der am Geldgewinn orientierten Unternehmensführung macht das ebenfalls Sinn. Denn produktivere Anlagen und ein vermehrter Güterausstoß würden bei gegebener zahlungsfähiger Nachfrage nur die Preise senken, wenn es nicht mehr möglich wäre, andere Anbieter aus dem Markt zu drängen. Doch das ist kaum mehr möglich, weil es infolge der hohen Vermögenskonzentration kaum noch Wettbewerber gibt. Denn die scheinbaren Mitbewerber befinden sich oft in der gleichen Hand oder werden von denselben Großbanken finanziell gehalten oder gesteuert. Die Höhe der Erlöse lässt sich auf diese Weise allenfalls nur erhalten. Die zahlungsfähige Nachfrage ließe sich nur steigern, – worauf die Zentralbankiers mit ihrer niedrigen Zinspolitik spekulieren – wenn sich der Geldumlauf durch vermehrte Kredite steigern ließen. Aber auch das ist beim Grad der inzwischen eingerissenen Verschuldung kaum mehr möglich.
Die Verdopplung der weltweiten Verschuldung in den letzten 10 Jahren hat das Rückzahlrisiko nicht nur verdoppelt. Das Risiko steigt mit zunehmender Verschuldung exponentiell. Allein die Verschuldung der Staaten erglomm weltweit Rekordstände und ist kaum mehr rückzahlbar. Dazu kam es, weil Staaten wegen der geschrumpften Kreditwürdigkeit der Wirtschaftssubjekte selbst Kredite vergaben oder den Wirtschaftssubjekten Schuldscheine abgekauft haben, um die auf dem Markt gefährdete Wirtschaftstätigkeit entsprechender Unternehmen zu erhalten. Damit schrumpfen die Spielräume. Eine gewisse Zeit lang gelingt es vielleicht noch, die Schuldenblase weiter aufzublähen, weil sich Staatsschulden leichter handhaben und verstecken lassen. Doch schon lassen die weltweit angehäuften Schuldenberge es nicht mehr zu, die Zinsen zu erhöhen, ohne dass es zum Zusammenbruch unseres kreditbasierten Geldsystems käme.
Somit führt die Geldvermehrung der Zentralbanken ebenso wie die Produktionsdrosselung der Großunternehmen u.a. durch Aktienrückkauf oder die Drosselung der Kreditvergabe an nichtmehr kreditwürdige, kleinere, noch Güter produzierende Unternehmen zu dem, was seit Jahren schon der Fall ist: zur weiteren Kaufkraftdrosselung der breiten Masse. Diese bedarf, um weiter hingenommen zu werden, einer Rechtfertigung – und die heißt „Klimaschutz“ oder „Umweltschutz“ und darf nicht hinterfragt werden. Auf diesem Gebiet lässt sich dann auch die Unzufriedenheit, die zu „linken“ Protesten gegen „die da oben“ neigt, sogar propagandistisch zum Machterhalt des Systems nutzen – und das noch dazu, ohne dass es die „Linken“ wahrnehmen (wollen oder können).
Doch wie lange wird einem Staat und der Herrschaftsclique, nach dessen Pfeife er tanzt, diese Rechtfertigung noch abgenommen werden? Einem Staat, der die lauthals den anderen gepredigten Klimaziele selbst nicht einzuhalten vermag, der sein wichtigstes Transportunternehmen, die Deutsche Bahn AG, nicht mehr unter Kontrolle bekommt, dessen Infrastruktur verfällt, der die Energiepreise für produzierende Betriebe seit 2000 um 184 % nach oben getrieben hat (und damit indirekt die Preise ihrer Waren), dessen Regierungsflugzeuge nicht fliegen, dem es nicht gelingt, einen Flughafen planmäßig, zeit- und kostengerecht zu bauen, der bildungspolitisch viel daher theoretisiert, aber nicht einmal die Schulräume in Ordnung halten kann. Wie glaubwürdig ist seine „Deutsche Industriestrategie 2030“, die der Bundeswirtschaftsminister selbst geschrieben haben will. In der von „Basisinnovationen als Game-Changer“ geschwafelt und über „distance learning“ schadroniert wird, nach der der „rule-maker” zum „rule-taker“ werden soll, voraussetzt, die Marktteilnehmer einigen sich auf ein „level playing field“. Wenn das Vertrauen verspielt ist, bleibt nur noch Angst als das Herrschaftsdurchsetzungsmittel „of last resort“.
Und an Angstschürerei fehlt es nicht, auch wenn inzwischen die bisherige Klimaangst zum Beispiel vor dem Aussterben der Eisbären an Wirkung eingebüßt hat, weil diese inzwischen mancherorts wegen ihres Überhandnehmens zur Plage geworden sind. Auch die inzwischen zum gleichen Zweck gepredigte Angst vor Rechtsextremismus könnte bald als dessen Propaganda verstanden werden.
Flugs hat man neue Ängste zur Hand und leider nicht ganz unbegründete. Mit düsteren Prognosen im neuen Munich Security Report verkünden die Organisatoren der Münchner Sicherheitskonferenz, die am 15.2. begann, der Öffentlichkeit eine neue „Ära der Großmachtrivalitäten“ wie jeweils vor Weltkriegen. Dazu käme es, weil die „zentralen Bausteine der internationalen Ordnung“ neu sortiert werden müssten, befürchtet der Leiter der Konferenz, Wolfgang Ischinger. In den zentralen außen- und militärpolitischen Strategiepapieren der Vereinigten Staaten habe der neue „Großmächtewettbewerb“ den „Anti-Terror-Krieg“ als zentrales Kampffeld abgelöst. Übrigens: Der Anti-Terror-Krieg hat zwar die staatlichen Organisationen im Öl-Gebiet des Nahen Ostens nach dem Konzept von Admiral Arthur K. Cebrowskier und Donald Henry Rumsfeld erfolgreich zerrütten können, aber das eigentliche Ziel, dadurch den Zugang zu Öl besser und „wirtschaftlicher“ kontrollieren zu können, verfehlt.
Das innenpolitisch begründete Russland-Bashing und der Handelskonflikt mit China könnte sich aus Sicht des US-Establishments über den neuen Kalten Krieg hinausentwickeln. Irschingers Bericht rechnet damit, dass die von US-Präsident Donald Trump ausgelösten Konflikte in der zweiten Hälfte seiner Amtszeit noch zunehmen werden. Der EU bescheinigt das Papier unzureichende Bemühungen um „strategische Autonomie“ (weniger verlogen heißt das auf gut Deutsch: Mehr „Aufrüstung“ auf Befehl Trumps und der NATO). Der Übergang zu einer „Neu-Ordnung“ der Welt, stehe an. Aber, ob die „Übergangsperiode“ „friedlich sein“ werde, sei überhaupt nicht klar. Wie Irschinger will auch die „Nationale Industriestrategie 2030“ zugleich und wohl hauptsächlich eine „Antwort auf die wirtschaftspolitische Agenda Chinas (und der USA?),“ auf die mit vielen „Milliarden Dollar“ von Beijing geförderte „Neue Seidenstraße“ (sowie die „hochfliegenden wirtschaftspolitischen Pläne“ Washingtons unter Präsident Trump?) geben; so Nikolaus Doll in: Die Welt vom 1.2.2019. Wenn die Antwort wie der Berliner Flughafen ausfällt, dürfte dies China kaum schrecken, die USA sowie so nicht, weil die Kritik nur „rhetorisch“ zulässt.
Eines fehlt in dem Munich Security Report: der Hinweis auf das Field Manual (FM) 3-05.130, Army Special Operations Forces Unconventional Warfare, vom Oktober 2008. Dieses Handbuch würde den Zusammenhang zwischen den eingangs behandelten finanzpolitischen Folgen der „unkonventionellen Kriegsführung“ der USA (UW) und der neuen beängstigenden außenpolitischen Destabilisierung deutlich machen. Dass die Westler auf dieses Field Manuel nicht gerne verweisen, ist nachvollziehbar. Es sollte geheim bleiben und blieb es auch, bis Wikileaks es ans Tageslicht zerrte und ins Netz stellte, unter: https://fas.org/irp/doddir/army/fm3-05-130.pdf.
UWsind „Operationen, die von, mit und durch irreguläre Kräfte in Unterstützung einer Widerstandbewegung, eines Aufstands (z.B. den IS) oder konventioneller militärischer Operationen durchgeführt werden.“ (heißt es dort unter 1-10). Und unter 2-44 bis 2-48 werden die “Financial Instrument of U.S. National Power and Unconventional Warfare” behandelt. Dort heißt es u.a. „Die Manipulation der US-Finanzkraft kann die Politik und die Zusammenarbeit der Regierungen der Länder beeinflussen.“ Oder „Staatliche Manipulation von Steuern und Zinssätzen sowie andere rechtliche und bürokratische Maßnahmen können einseitige finanzielle Maßnahmen der USA zur Eröffnung, Änderung oder Schließung von Finanzströmen vorsehen. Die Regierung kann unilaterale und indirekte Finanzkraft anwenden, indem sie internationale und inländische Finanzinstitutionen mit Überzeugungskraft hinsichtlich der Verfügbarkeit und Bedingungen von Darlehen, Zuschüssen oder anderer Finanzhilfe für ausländische staatliche und nichtstaatliche Akteure ausübt.“ Und „Die Beteiligung an internationalen Finanzinstitutionen wie der Weltbank (WB), dem Internationalen Währungsfonds (IWF), der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) bietet den US-amerikanischen diplomatischen Finanzplätzen die Möglichkeit“ dazu. Insgesamt eine interessante Lektüre zum Verständnis „westlicher“ Demokratie!